Mit den Gifhorner „Montagsspaziergängern“ war beim letzten Mal eine Gruppe der „Jungen Nationalisten“ unterwegs, der Jugendorganisation der NPD. Damit ist endgültig eine Grenze überschritten, meint AZ-Redakteurin Christina Rudert.
Gifhorn. Mag sein, dass die Mehrzahl der so genannten „Montagsspaziergänger“ als Privatperson durch Gifhorn marschiert. Aber nun lässt sich nicht mehr leugnen, dass bestimmte Gruppierungen den Versuch starten, die Deutungshoheit über Demokratie, Freiheit und Menschenrechte – und die Corona-Politik – zu übernehmen: Der Nachwuchs der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) marschierte mit einem Banner direkt hinter dem Bühnenwagen, die etwa 720 „Spaziergänger“ hinterher. „Immunabwehr gegen ein krankes System“ hieß es auf dem Banner, klein darunter stand „Gegengift 2022“. Dahinter steckt eine Kampagne der Jungen Nationalisten (JN), der als rechtsextremistisch und völkisch-nationalistisch geltenden Jugendorganisation der NPD. Mag auch sein, dass weder der Text auf dem Banner noch das Verhalten der Bannerträger strafrechtlich relevant sind. Und es mag sein, dass die Veranstalter nichts davon wussten, dass die „Jungen Nationalisten“ sich dem Zug anschließen. Dann wissen sie es jetzt: Hier ist eine Grenze überschritten, die mit Toleranz und Meinungsvielfalt nichts mehr zu tun hat.
Von Christina Rudert