Sie hatte sich schon so über die Leichtigkeit gefreut, die ihre knallgrüne Trainingsjacke bei frühlingshaftem Wetter in ihr ausgelöst hatte. Jetzt muss Anke Weber wieder die schwere, schwarze Winterjacke tragen. Plötzlich ist es vorbei mit Frühlingshoffnungen. Stattdessen: Blütentrauer.
Gifhorn. Wenn die Weltlage sowieso schon deprimierend ist, fühlt sich ein angetäuschter Frühling, sobald eisiger Wind ihn fortreißt, wie ein K.o.-Schlag aufs Gemüt an. Allein die knallgrüne Trainingsjacke, die ich zwei sonnige Wochen lang so gerne angezogen habe, hat mir eine gewisse Leichtigkeit vermittelt. Traurig habe ich sie wieder zurückgelegt und die schwarze Winterjacke, die ich schon gewaschen in den Schrank gehängt hatte, zieht nun wieder schwer an meinen Schultern.
Die Spiersträucher am Straßenrand, die bereits zarte Blüten ansetzen wollten, sind vom Wind zerzaust. Zwischen den dürren Ästchen hängt Schokoriegel-Papier, das aus dem Graben gezerrt wurde und sich hier wie in einem rettenden Nest verfangen hat. Alles hatte schon begonnen. Ein aufkommender Frohsinn und der Glaube, dass alles jetzt auf dem richtigen Kurs sei.