Silke und Luise trennen zwei Stockwerke. Florian und Rebecca sagen, sie brauchen viel Freiheit. Die Paare leben „Living apart together“ – also nah beieinander, aber jede und jeder in seiner Wohnung. Nicht als Notlösung, sondern aus freien Stücken. Warum?
An Silkes* Schlüsselbund baumeln Schlüssel für zwei Wohnungen. Mit dem einen schließt sie ihre Maisonettewohnung im vierten Stock auf. Mit dem anderen öffnet sie das 55 Quadratmeter große Zuhause ihrer Partnerin Luise*. Die beiden Frauen leben in der gleichen Stadt, im gleichen Haus, aber in unterschiedlichen Wohnungen – mit Absicht. „Wir legen beide Wert auf unsere Unabhängigkeit. Auch, wenn wir uns in elf Jahren Beziehung noch nie richtig doll gestritten haben: Wir finden es wichtig, dass jede jederzeit in ihre eigene Wohnung gehen könnte“, sagt Silke.
In den Sozialwissenschaften gibt es einen Fachbegriff für die Art, wie Silke und Luise wohnen: „Living apart together“ (LAT). Damit sind Paare gemeint, die in der gleichen Stadt, dem gleichen Viertel oder wie die beiden Frauen sogar im gleichen Haus leben. Nur, jede und jeder hat eine eigene Wohnung. Und: Es handelt sich um keine Notlösung oder temporäre Fernbeziehung. Beide haben sich aktiv für zwei Wohnungen oder Häuser entschieden.