Streit um Ballett „Toda“ in Hannover: Sind diese Flechtfrisuren rassistisch?
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Szene mit Marta Cerioli und Ana Paula Camargo aus „Toda“.
© Quelle: Ralf Mohr
Hannover. An der Staatsoper Hannover ist eine Diskussion über kulturelle Aneignung aus Afrika entbrannt. In der Kritik stehen Flechtfrisuren der Tänzerinnen und Tänzer bei einer Aufführung des Balletts „Toda“. „Die Darstellung reproduziert Rassismus“, kritisiert Nicolas Matthews, selbst Darsteller aus dem Schauspielensemble des Staatstheaters Hannover, laut „Hannoverscher Allgemeiner Zeitung“ (HAZ) auf Instagram.
Er sei nicht bereit, „weiter leise zu sein und zuzuschauen“, schreibt Matthews dem Bericht zufolge weiter. Sein Vorwurf richte sich nicht nur an den Regisseur von „Toda“, sondern auch an die Intendantinnen von Oper und Schauspiel. „Wir sind mit einer gemeinsamen Vorstellung von Antirassismus und Antidiskriminierung mit Beginn der Intendanzen angetreten, und es verletzt einen Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedes Mal, wenn wir feststellen müssen, dass sich im Grunde nichts verändert hat“, so Matthews.
„Wir sehen, dass extrem hoher Gesprächsbedarf besteht“
Die Kritik am Eindruck der kulturellen Aneignung, der durch die Frisuren entstehe, werde vom Leitungsteam der Staatsoper ernst genommen, berichtet die „HAZ“. „Die Inspiration für die Frisuren der Figuren im Stück ist an die vielfältigen Darstellungen angelehnt, die sich unter anderem bei antiken Statuen finden lassen“, heißt es der Zeitung zufolge in einer Stellungnahme bei Instagram. Es werde darauf hingewiesen, „dass Flechtfrisuren zu den ältesten Traditionen des Haarschmucks zählen und in unterschiedlichen Kulturen auf vielfältige Art und Weise repräsentiert sind“.
„Wir sehen, dass an unserem Haus ein extrem hoher Gesprächsbedarf besteht“, sagte Christiane Hein, Sprecherin der Staatsoper, der „HAZ“. „Wir wollen Perspektiven und Visionen für ein Theater entwickeln, das der kulturellen Diversität der Stadtgesellschaft entspricht.“ Ob die Frisuren der Darsteller und Darstellerinnen von „Toda“ geändert werden, ließ Hein gegenüber der Zeitung offen. Alle Beteiligten stünden in einem nach allen Seiten offenen Diskussionsprozess.
RND/seb