Veranstaltungsbranche zu neuen Regelungen: „Situation, mit der wir allein nicht fertig werden“
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Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), sieht große Probleme auf die bereits gebeutelte Branche zukommen.
© Quelle: picture alliance/dpa
Bei der Ministerpräsidentenkonferenz an diesem Donnerstag wurde beschlossen, dass bei Großveranstaltungen im Freien nur 30 bis 50 Prozent der Kapazitäten genutzt werden dürfen, maximal zulässig sind jedoch 15.000 Zuschauer und Zuschauerinnen. Es gilt 2G oder optional 2G plus. „In Ländern mit einem hohen Infektionsgeschehen müssen Veranstaltungen nach Möglichkeit abgesagt und Sportveranstaltungen ohne Zuschauer durchgeführt werden“, heißt es im Beschlusspapier. Veranstaltungen in Innenräumen sind ebenfalls mit 30 bis 50 Prozent Auslastung zulässig, mit maximal 5000 Zuschauerinnen und Zuschauern.
Das stellt die Veranstaltungsbranche vor große Probleme, wie Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagt. „Grundsätzlich muss man unterscheiden, ob es sich um eine Veranstaltung handelt, die vielleicht sogar bereits 2019 in den Verkauf gebracht wurde, ob Konzerte in diesem Jahr unter der 3G-Regel angekündigt wurden oder ob wir aktuell für die Zukunft planen“, sagt er. „Es geht jetzt doch vielfach um Veranstaltungen, die bereits im vergangenen Frühjahr stattfinden sollten. Da wusste noch niemand, was 2G bedeutet. Und selbst die unter der 3G-Regel angekündigten Veranstaltungen können wir jetzt nicht einfach mal schnell auf 2G umstellen. Wenn man diese Veranstaltungen jetzt nach mehrfachen Verlegungen aufgrund der nun beschlossenen Regelungen umsetzt, muss man zwangsläufig Menschen nach Hause schicken.“
Das habe die Folge, dass die Menschen sauer seien und ihr Geld zurückforderten. „Bereits die Rückabwicklung solcher Veranstaltungen ist doch gar nicht zu bewerkstelligen“, so Michow, der auch darauf hinweist, dass die einzelnen Bundesländer zudem die Möglichkeiten hätten, noch strengere Regeln zu beschließen – und das wie etwa Bayern auch bereits täten. „Das wäre dann wirklich verheerend.“ Der BDKV-Präsident kritisiert: „Man erwartet von den Veranstaltern eine Besucher-Triage. Die ist weder den Karteninhabern noch den Veranstaltern zuzumuten.“
Michow: „Berufszweig, der von Anfang an alles umgesetzt hat“
Eine Sache, die er positiv findet, ist, dass nicht grundsätzlich 2G plus für alle Großveranstaltungen beschlossen wurde. „Die Menschen, die sich bereits impfen und vielleicht sogar schon boostern ließen, sind nicht bereit, sich zusätzlich für einen Veranstaltungsbesuch auch noch testen zu lassen“, meint er. „Das ist alles höchst problematisch.“
Für die Situation der Branche findet Michow klare Worte: „Wir sind in einer Situation, mit der wir allein nicht mehr fertig werden“, sagt er und fordert Sonderhilfen für den Veranstaltungssektor. „Wir sind ein Berufszweig, der sich seit über 20 Monaten in einem Dauerlockdown befindet. Wir haben uneingeschränkt alle Eindämmungsmaßnahmen umgesetzt. Wir haben selbst bereits im Januar eine von Experten erarbeitete Restart-Matrix erarbeitet, die leider im Gesundheitsministerium niemand gelesen hat. Hätte man damals auf uns gehört und unsere Vorschläge umgesetzt, hätten wir uns auf vieles besser einstellen können“, so seine deutliche Kritik an den politischen Entscheidungen.