Vibrionen-Infektion: Worauf Sie beim Baden in der Ostsee achten sollten
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/LMIWLE47YBDEXABQI3RAIYD7CA.jpeg)
Eine Infektion mit Vibrionen kann beim Baden in der Ostsee zur Gefahr werden.
© Quelle: Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa
Rostock. Die Zahl sommerlicher Vibrionen-Infektionen könnte in den kommenden Jahren in Folge der globalen Erwärmung insbesondere an der Ostseeküste weiter zunehmen. Grund dafür sind laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) steigende Wassertemperaturen etwa der Meere und in Flussmündungen. Sie erleichtern den salztoleranten Bakterien die Ausbreitung.
In den vergangenen Jahren lag die Zahl bekannter Erkrankungen in Deutschland höchstens im niedrigen zweistelligen Bereich. In Mecklenburg-Vorpommern sind beispielsweise laut dem Landesamt für Gesundheit und Soziales für 2022 bislang drei Infektionen bekannt. Aber was sind Vibrionen überhaupt, wie entstehen sie und was sind die Symptome?
Was sind Vibrionen und wo gibt es sie?
„Vibrionen gehören zu der Gattung der Bakterien und kommen in allen salzhaltigen Gewässern vor”, erklärte Heiko Will, Direktor des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern, gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Besonders in der Ostsee könnte die Gefahr steigen. Durch längere Hitzeperioden könnte die Wassertemperatur in Zukunft häufiger über 20 Grad klettern, so dass sich die Bedingungen für Vibrionen verbesserten. Eine Gewässerkarte des ECDC Geoportals zeigt an, wo die Bakterien am häufigsten vorkommen.
Wie vermehren sich Vibrionen in der Ostsee?
Besonders sprunghaft würden sich die Vibrionen ab einer Wassertemperatur von über 20 Grad vermehren. Aber auch wenn die Temperatur sinkt, seien die Bakterien noch nachweisbar. Die Erkrankung zeige sich durch eine Wundinfektion, daher komme auch der Begriff „fleischfressende Bakterien“. Diese könne sich auch auf andere Körperteile ausweiten und im schlimmsten Fall zu einer Amputation der Betroffenen Gliedmaße oder einer Sepsis führen. In weniger schweren Fällen erfolgt die Behandlung durch die Einnahme von Antibiotikum.
In extrem seltenen Fällen können die Bakterien auch über die Nahrung aufgenommen werden, sofern Meeresfrüchte nicht richtig gegart worden sind, sagt Will: „Das kommt aber bisher nur im Mittelmeerraum vor.” In diesem Fall äußere sich die Infektion durch Schüttelfrost sowie Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Doch durch den globale Erderwärmung und den steigenden Meerwassertemperaturen kann es aus Sicht des BfR „durch den Verzehr von Seafood auch in Deutschland perspektivisch zu einer Zunahme derartiger Lebensmittelinfektionen kommen.“
Welche Symptome deuten auf eine Vibrionen-Infektion hin?
Bei einer Infektion des Magen-Darm-Trakts treten laut Robert Koch-Institut (RKI) krampfartige abdominale Schmerzen, Erbrechen, Übelkeit und wässriger Durchfall auf. In den meisten Fällen sei der Verlauf jedoch mild. Nur bei schweren Verläufen könne es zu einer Sepsis kommen.
Ein frühes Symptom einer durch Vibrionen ausgelösten Wundinfektion äußert sich laut RKI in einem lokalen Schmerz, „der angesichts der sichtbaren Wunde überproportional stark erscheint”. Zudem können Fieber, Schüttelfrost und eine Sepsis auftreten.
Bei Vibrionen-Symptomen sofort zum Arzt?
Wird eine Infektion vermutet, sollte so schnell wie möglich ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Er oder sie sollte dann darüber informiert werden, dass man in einem salzhaltigen Gewässer gebadet hat. Eine Faustregel, wie schnell eine Behandlung stattfinden muss, gebe es nicht. „Das kommt immer auf die Gegenwehr des Körpers an“, so Will. Besonders betroffen seien ältere Menschen und Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen.
RND/Cecelia Spohn/mf/dpa