Erste Hinweise aus England: Wirksamkeit der Impfstoffe gegen Omikron könnte schneller abnehmen
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Wie gut wirkt die Booster-Impfung als Schutz gegen eine Omikron-Infektion?
© Quelle: imago images/agrarmotive
Der Impfschutz vor symptomatischen Omikron-Infektionen könnte schneller abnehmen, als das bei Infektionen mit der Delta-Variante der Fall ist. Darüber berichtet die britische Gesundheitsbehörde „UK Health Security Agency“ in einem aktuellen Briefing. Außerdem wirkten die Vakzine von vornherein weniger gut gegen Omikron als gegen Delta.
Die Autorinnen und Autoren des Reports weisen aber darauf hin, dass es sich um frühe Daten und Analysen handelt: „Die Erkenntnisse weisen ein hohes Level an Unsicherheit auf.“ Nach bisherigen Erkenntnissen sei der Schutz zehn Wochen nach dem Verabreichen einer Booster-Impfung um 15 bis 25 Prozent gesunken – je nachdem, welches Vakzin geimpft wurde.
Wer mit dem Impfstoff von Astrazeneca grundimmunisiert wurde und einen mRNA-Booster erhielt, sei nach zwei bis vier Wochen mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 60 Prozent gegen eine symptomatische Omikron-Infektion geschützt. Nach zehn Wochen sinke der Wert auf 35 Prozent für Biontech-Geboosterte und 45 Prozent für Moderna-Geboosterte. Wer drei Impfungen mit dem Vakzin von Biontech bekommen hatte, sei mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent geschützt – nach zehn Wochen liege der Wert noch bei 45 Prozent. Wer dagegen zweimal das Biontech-Vakzin und als Booster das Mittel von Moderna bekommen hatte, sei nach bis zu neun Wochen zu 70 bis 75 Prozent geschützt.
Diese Werte seien eine Nachbildung dessen, was die Wissenschaft schon in Israel beobachtet habe, twitterte der US-amerikanische Mediziner Eric Topol. Der israelische Modellierer Barak Raveh bestätigte Topols Aussage in dem Thread.
Weniger Krankenhauseinweisungen mit Omikron?
Doch wie steht es um den Schutz vor einem schweren Covid-19-Verlauf nach einer Omikron-Infektion? Da es erst wenige schwere Omikron-Fälle gegeben habe und sich vor allem jüngere Menschen bisher infiziert hätten, könne noch keine verlässliche Aussage darüber getroffen werden, wie gut eine zweifache oder dreifache Impfung vor einer Einweisung ins Krankenhaus schütze.
Die Expertinnen und Experten der britischen Gesundheitsbehörde gehen aber – aufgrund früherer Erfahrungen mit Alpha und Delta – davon aus, dass die Vakzine auch bei Omikron weitaus besser vor einer Hospitalisierung als vor einer milden Infektion schützen.
Außerdem: „Das Risiko einer Krankenhauseinweisung für einen Omikron-Infizierten scheint im Vergleich zu einem mit der Delta-Variante Infizierten geringer zu sein“, schreiben die Forschenden. Zu ähnlichen Einschätzungen kamen bereits am englischen Imperial College in London sowie an der schottischen Universität von Edinburgh durchgeführte Studien.
Für ihre Analyse haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der britischen Gesundheitsbehörde mehr als 56.000 Omikron-Infektionen berücksichtigt, die bis zum 20. Dezember in England nachgewiesen wurden. Sie weisen auch darauf hin, dass diese Einschätzung als vorläufig zu betrachten sei – denn bisher gebe es nur wenige hospitalisierte Omikron-Patientinnen und -Patienten. Außerdem habe sich die Virusvariante aktuell unter älteren Menschen kaum verbreitet und es fehlten Daten für diese vulnerable Gruppe.
Hospitalisierungen und Todesfälle
Bis zum 20. Dezember seien 132 Menschen mit einer durch ein Labor bestätigten Omikron-Infektion in einem Krankenhaus aufgenommen worden. Ein Fünftel (20,5 Prozent) davon waren ungeimpft, mehr als die Hälfte (56,1 Prozent) hatten bisher zwei Impfdosen erhalten und 12,9 Prozent bereits die Booster-Impfung. Eine Aussage über die Wirksamkeit der Impfstoffe lasse sich mithilfe dieser Zahlen nicht treffen.
„Beim Interpretieren dieser Zahlen ist es wichtig, zu verstehen: Wenn ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist, wird der Großteil der Fälle bei Geimpften auftreten“, erklären die Forschenden. Fast 70 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Großbritanniens sind vollständig geimpft, knapp die Hälfte hat eine Booster-Impfung erhalten. (Stand 27. Dezember 2021)
Insgesamt 14 Personen mit einer Omikron-Infektion im Alter von 52 bis 96 Jahren seien in England innerhalb von 28 Tagen verstorben. Vom Nachweis der Omikron-Infektion bis zum Tod vergingen im Durchschnitt vier Tage.
Vor allem Jüngere mit Omikron infiziert
Im Gegensatz zu Delta infizierten sich mit der Omikron-Variante bisher vor allem junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren. Im von der britischen Gesundheitsbehörde berücksichtigten Zeitraum liege ihr Anteil unter allen Omikron-Infizierten bei einem Drittel (33 Prozent). Knapp ein Viertel (23 Prozent) gehörten der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre an. Der Anteil der Null- bis Neunjährigen liege bei nur 2,6 Prozent.
Zum Vergleich: Unter den mit der Delta-Variante Infizierten gehört nur ein Zehntel (9,8 Prozent) der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre an. Je ein Fünftel sind zwischen null und neun Jahre alt (17 Prozent) sowie zwischen zehn und 19 Jahre alt (20 Prozent).
Darüber hinaus sei der Anteil derer, die sich ein zweites Mal mit dem Coronavirus infizieren, bei Omikron höher als bei anderen Varianten. 9,5 Prozent der bestätigten Omikron-Infizierten hätten sich zuvor bereits schon einmal mit dem Coronavirus infiziert.
RND/saf