Gesundheitliche Risiken

Was passiert im Körper, wenn man Cannabis raucht?

Eine Cannabispflanze blüht.

Eine Cannabispflanze blüht.

Es gehört zu den besonders umstrittenen Vorhaben der Ampel: Die einen können die Umsetzung kaum erwarten, die anderen sind strikt dagegen. Nun hat die Regierung beim Thema Cannabisfreigabe den nächsten Schritt gemacht. Cannabis könnte nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bald in Deutschland legal erworben, angebaut und konsumiert werden.

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Was ist das Ziel der Legalisierung?

Mit der kontrollierten Abgabe von Cannabis soll der Schwarzmarkt verdrängt werden. Das soll zum einen Polizei und Gerichte entlasten, da Cannabiskonsum und -handel trotz Verbot weit verbreitet sind. „Wir wollen nicht den Cannabiskonsum ausweiten. Wir wollen eine Entkriminalisierung von Cannabis erwirken, um so einen besseren Kinder- und Jugendschutz zu erreichen“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Die überarbeiteten Gesetzespläne des Gesundheitsministeriums sehen vor, dass der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis und der Anbau von drei Pflanzen zum Eigenkonsum in Deutschland künftig legal sein sollen.

Der Kinder- und Jugendschutz soll zum einen dadurch erreicht werden, dass Cannabis im kontrollierten Anbau erzeugt und nur an Erwachsene abgegeben werden soll. Außerdem kann und soll bei der kontrollierten Abgabe der Gehalt der berauschenden Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) begrenzt werden. Bei Twitter schrieb Lauterbach, das Gesetz werde den Konsum insbesondere bei jungen Menschen reduzieren. Das könnte dann erreicht werden, wenn die Abgabe an Volljährige tatsächlich den Schwarzmarkt beseitigt. Für Jugendliche unter 18 Jahren könnte es dann theoretisch schwieriger werden, sich Cannabis zu besorgen.

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25 Gramm Cannabis und drei Pflanzen sollen künftig legal sein

Vor einem halben Jahr hatte Gesundheitsminister Lauterbach erste Pläne für die Cannabis-Legalisierung in Deutschland vorgelegt.

Macht Cannabis abhängig?

Der Konsum von Cannabis ist weit verbreitet. Aber längst nicht jeder, der Cannabis konsumiert, ist auch abhängig. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gab im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte (50,8 Prozent) der 18- bis 25-Jährigen in Deutschland an, schon einmal Cannabis konsumiert zu haben. In der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen lag der Anteil bei rund 9 Prozent. Und laut epidemiologischem Suchtsurvey 2021 gaben insgesamt rund 9 Prozent der Befragten im Alter zwischen 18 und 64 Jahren an, in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben.

Einer Schätzung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) erfüllen aber nur etwa 0,5 % der Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 64 Jahren die Kriterien für eine Cannabisabhängigkeit. Dabei steht vor allem die psychische Abhängigkeit im Vordergrund.

„Die Abhängigkeit von Cannabis entwickelt sich häufig deshalb, weil die Betroffenen unmerklich immer häufiger in Versuchung geraten, schwierige Alltagssituationen und damit verbundene unangenehme Gefühle oder Gedanken durch das Kiffen auszublenden“, heißt es auf der Internetseite Drugcom.de, einem Aufklärungsangebot der BZgA. „Und je länger Cannabis zur Alltagsgestaltung benutzt wird, umso weniger können sich Konsumierende vorstellen, gut leben zu können, ohne zu kiffen.“ Symptome einer körperlichen Abhängigkeit seien aber „wesentlich milder ausgeprägt als beispielsweise bei Opiat- oder Alkoholabhängigen“.

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Welche Nebenwirkungen hat ein regelmäßiger Cannabiskonsum?

Konsumiert wird Cannabis wegen seiner entspannenden, beruhigenden und teils stimmungsaufhellenden Wirkung. Aber es kann auch unerwünschte Effekte haben. Für die Übersichtsstudie Cannabis: Potenzial und Risiken (CaPRis) wurden mehr als 2000 Veröffentlichungen zu den möglichen negativen Folgen des Cannabiskonsums ausgewertet.

Ein regelmäßiger und häufiger Cannabiskonsum kann demnach die Hirnleistung und insbesondere das Gedächtnis verschlechtern. Abhängig vom Konsumverhalten zeigten sich „zum Teil erhebliche Beeinträchtigungen bei der Lern- und Erinnerungsleistung, aber auch negative Auswirkungen auf andere kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Problemlösen und Denkleistung“. Die Beeinträchtigung scheine allerdings nicht von Dauer zu sein und verschwinde bei Cannabisabstinenz wieder. Wobei nicht eindeutig geklärt sei, nach wie langer Zeit.

Eine Hanfpflanze der Sorte Voluptas Island Sweet Skunk wächst in der Indoor-Plantage der Firma Aurora in Leuna.

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Starker Cannabiskonsum sei zudem einer von mehreren Risikofaktoren für das Entstehen oder den Ausbruch einer psychischen Störung. So scheint häufiger Konsum bei entsprechender Veranlagung das Ausbrechen von Psychosen zu fördern – im Schnitt traten diese bei den Konsumierenden 2,7 Jahre früher auf und nahmen einen ungünstigen Verlauf. Manisch-depressive Symptome kommen bei Cannabiskonsumierenden bei wöchentlichem oder nahezu täglichem Konsum um den Faktor 1,4 bzw. 2,5 häufiger vor. Die Wahrscheinlichkeit für Angststörungen und Depressionen soll laut CaPRis-Studie bei starkem Konsum um den Faktor 1,3 bis 1,6 erhöht sein.

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Allerdings wird unter Forschenden auch diskutiert, ob der Konsum wirklich in jedem Fall die Ursache der psychischen Erkrankungen ist oder psychisch vulnerable Personen zu einem stärkeren Cannabiskonsum neigen. So scheint dieser zumindest kurzfristig die Symptome eine posttraumatischen Belastungsstörung um 50 Prozent zu verbessern.

Laut einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) vom Frühjahr dieses Jahres birgt vor allem ein hoher THC-Gehalt von mehr als 10 Prozent bei gleichzeitig niedrigem CBD-Gehalt das Risiko, Psychosen auszulösen. CBD (Cannabidiol, der zweite Wirkstoff von Cannabis) könnte nämlich dem THC entgegenwirken und scheint sogar die Symptome von Psychosen zu lindern. Als Risiko gilt zudem besonders der Konsum von Cannabis im jüngeren Alter. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen Produkte mit einem THC-Gehalt über 10 Prozent deshalb nur an Personen ab einem Alter von 21 Jahren abgegeben werden.

Schadet Cannabisrauchen der Lunge?

Lange wurde vermutet, dass das Rauchen von Cannabis schädlicher für die Lunge sein könnte als das Rauchen von Tabak. Eine Auswertung mehrerer Studien zu diesem Thema kam allerdings zu einem anderen Ergebnis. Zwar leiden Cannabiskonsumierende genau wie andere Raucher und Raucherinnen oft unter Husten. Dieser verschwindet aber, wenn der Konsum eingestellt wird. Auch ein Zusammenhang zwischen dem Cannabiskonsum und Lungenkrebs oder Kehlkopfkrebs konnte bisher – anders als beim Tabakkonsum – nicht festgestellt werden. Wobei noch nicht sehr ausführliche Daten vorliegen.

Selbst nach zwanzig Jahren Cannabiskonsum konnten der Übersichtsstudie zufolge keine Symptome der Raucherkrankheit COPD festgestellt werden. Im Gegenteil: Die Konsumenten und Konsumentinnen waren sogar in der Lage, ein größeres Volumen einzuatmen. Die Ursache war unklar, womöglich lag dies aber am „Training“ der Lunge durch das übliche kurze Zurückhalten des Cannabisrauchs in der Lunge.

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Eine andere Studie, die 2019 veröffentlicht wurde, stellte hingegen ein höheres Asthmarisiko bei Kifferinnen und Kiffern fest. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) kam 2016 in einem Positionspapier zu dem Schluss, dass die Effekte des Cannabisrauchens auf die Lungengesundheit nicht eindeutig seien. Dies läge vor allem daran, dass in den meisten Veröffentlichungen nicht oder nicht ausreichend zwischen den Effekten des Tabakkonsums und des Cannabiskonsums unterschieden werden könne.

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Wirkt sich Cannabiskonsum auf die Entwicklung des Gehirns aus?

In mehreren Studien wurden Hinweise gefunden, dass sich der Konsum von Cannabis bei Jugendlichen und Heranwachsenden auf die Hirnentwicklung auswirken könnte. So war in einer Untersuchung die Hirnrinde des präfrontalen Cortex bei Konsumierenden besonders dünn, in einer anderen Studie hingegen dicker als bei ihren Altersgenossen. Die Hirnregion spielt eine wichtige Rolle bei der Emotionsverarbeitung, aber auch für die Gedächtnisleistung.

In einer Studie wurde eine niedrigere Intelligenz bei Jugendlichen festgestellt, die früh angefangen hatten zu kiffen – bei Personen, die erst als Erwachsene anfingen, hingegen nicht. Insgesamt ist die Datenlage jedoch nicht ganz eindeutig und es konnte bisher kein Grenzwert festgelegt werden, ab welcher Dosierung oder ab welchem Alter der Konsum klar schädlich oder unschädlich ist.

Expertinnen und Experten gehen aber in jedem Fall von einem größeren Risiko bei intensivem Cannabiskonsum im jüngeren Alter aus. Die geplante Begrenzung des THC-Gehalts bei der Abgabe an unter 21-Jährige soll daher als Vorsichtsmaßnahme dienen.

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