UKE-Studie: Immer mehr Menschen in Europa konsumieren Cannabis
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Ein junger Mann raucht Marihuana.
© Quelle: Marco Ugarte/AP/dpa
Hamburg. Der Cannabiskonsum in Europa ist zwischen 2010 und 2019 im Durchschnitt um mehr als 25 Prozent gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), die im Fachmagazin „The Lancet Regional Health – Europe“ erschienen ist. Vor allem in der Altersgruppe der 35- bis 64-Jährigen hat die Zahl der Cannabiskonsumentinnen und Cannabiskonsumenten zugenommen.
Täglicher Gebrauch von Cannabis ist gestiegen
Das Forscherteam verwendete für ihre Untersuchung Daten des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht und der „Global Burden of Disease“-Studie. Sie stellten fest, dass immer mehr Erwachsene täglich bis fast täglich Cannabis nutzen. In jedem zweiten europäischen Land lag der Anteil der täglichen Konsumentinnen und Konsumenten bei mehr als 20 Prozent. In Portugal waren es sogar 70 Prozent.
Cannabis ist nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen nach Alkohol und Nikotin das weltweit am weitesten verbreitete Suchtmittel. Der Konsum des Rauschmittels kann unter anderem zu verminderter Reaktionsfähigkeit, Übelkeit, Blutdruckabfall, Angstgefühlen und Schwindel führen. Zudem kann der Cannabisgebrauch das Risiko für Lungenfunktionsstörungen, Krebserkrankungen und Herzprobleme erhöhen.
Forscherteam untersucht THC-Gehalt
Der Hauptwirkstoff, der in Cannabis enthalten ist, ist das sogenannte Delta-9-tetrahydrocannabinol – auch Tetrahydrocannabinol (THC) genannt. Der Gehalt dieses Wirkstoffs hat in den von den Forschenden analysierten Proben zugenommen. Die mittlere THC-Menge bei Cannabisharz, besser bekannt als Haschisch, hat sich in etwa verdreifacht und bei Cannabisblüten beinahe verdoppelt.
„Möglicherweise ist mit der Zunahme des durchschnittlichen THC-Gehalts auch eine Zunahme der Gesundheitsgefahren für die Konsumierenden verbunden“, wird Studienleiter Jakob Manthey in einer Pressemitteilung des UKE zitiert. „Das müssen weitere Untersuchungen klären.“
Mehr medizinische Behandlungen wegen Cannabiskonsum
Zugenommen hat laut des Forscherteams auch die Zahl der medizinischen Behandlungen wegen eines problematischen Cannabiskonsums. Die Behandlungsraten sind um rund 30 Prozent gestiegen, insbesondere im Zeitraum von 2010 bis 2015. „Um das genaue Ausmaß der gesundheitlichen Probleme durch Cannabiskonsum in Europa abschätzen zu können, ist eine bessere Datengrundlage notwendig“, sagte Manthey.
Warum der Cannabisgebrauch derart zugelegt hat, können die UKE-Studienautorinnen und -autoren bisher nicht eindeutig sagen. Eine Rolle könnte auch die in manchen Ländern erlaubte Verwendung von medizinischem Cannabis spielen. Studienleiter Manthey teilte hierzu mit: „Inwiefern der Anstieg des Cannabiskonsums durch die Zunahme des in einigen europäischen Ländern erlaubten medizinischen Gebrauchs erklärbar ist, kann durch die uns vorliegenden Daten nicht beantwortet werden.“