Vollelektrischer Punk: Olympya-Frontmann Marcus Borchert testet den Kia Niro
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Markante Scheinwerferoptik an der Fahrzeugfront: der neue Kia Niro EV.
© Quelle: Kia
Wenn Marcus und seine Band Olympya auf der Bühne stehen, geht ohne Strom gar nichts: Verstärker, Keyboards, Gitarren – alles hängt am Kabel. Bei Autos war das bis vor Kurzem anders, da gluckerten Diesel und Benzin in die Tanks, bevor sich etwas bewegte. Sowie der Tour-Bulli von Olympya, ein alter VW Bus T4. Und weil das ja nicht ewig so bleiben muss, nahm Marcus dankbar das Angebot des RND an, zwei Wochen lang ein Elektroauto im Alltag zu bewegen. In diesem Fall ein Kia Niro EV. Wie sieht ein Musiker die Elektromobilität – und passt so ein kompakter SUV wie der Kia auch zum Leben eines Singer-Songwriters?
Um es gleich zu sagen: Er passt, aber aus anderen Gründen, als man annehmen mag. Dabei war Marcus eine Karriere als Autotester wirklich nicht in die Wiege gelegt: „Mein erstes Auto war ein Opel Astra, auf den ich zwei Jahre lang gespart hatte. Nach drei Tagen passierte ein Wildunfall und der Wagen war Schrott.“ Dieses Schicksal blieb dem Kia erspart, aber geschont hat ihn Marcus auch nicht. „Was mir besonders gut gefallen hat, waren die verschiedenen Fahrmodi: Eco, Normal und Sport. Auf der Landstraße macht Sport richtig Bock.“ Kein Wunder, leistet das Auto beim Druck aufs Fahrpedal doch 150 kW, also 204 PS. Da geht was voran. Null auf 100 km/h sind in 7,8 Sekunden erledigt und der klassische Überholsprint von 60 auf 100 km/h in nur 3,8 Sekunden. Besonders in letzterer Disziplin können ähnlich starke Verbrenner nicht mithalten. In der Regel ließ es Marcus aber langsamer angehen: „Meistens war ich im Eco-Modus unterwegs, einfach, um mehr Reichweite zu haben.“
Beim Schnellladen hakt es
Dabei hätte er sich in diesem Punkt keine großen Sorgen machen müssen. Der vom ADAC gemessene Eco-Verbrauch liegt bei gerade mal 17,9 kWh, wofür der Niro volle fünf Sterne im Eco-Ranking des Autoclubs erhält. Die Norm-Reichweite von 460 km (nach WLTP) schafft er zwar nicht, aber 400 Kilometer sind zumindest im Sommer drin. Schade nur, dass das Schnellladen mit gerade mal 72 kW möglich ist, von 20 auf 80 Prozent dauert dann schon mal 45 Minuten.
Aber es sind weniger die technischen Finessen, die Marcus überzeugen: „Der erste Kontakt mit dem Auto war der, dass ich mich reingesetzt habe und gestartet. Da dachte ich, die Karre ist kaputt. Einfach, weil ich nichts gehört habe. Das ist natürlich extrem geil! Insgesamt fand ich die leise Fortbewegung einfach faszinierend.“ Langsam dämmert einem, auf was Musiker Wert legen. Wer tagein, tagaus auf ein feines Gehör angewiesen ist, lauscht mit ganz anderer Sensibilität auf sein Auto als Otto Normalfahrer. Das geht sogar noch weiter: „Extrem gut gefallen hat mir auch das Harman-Kardon-Soundsystem. Als ich ein paar neue Demos hören wollte, habe ich mich einfach nachts in die Karre gesetzt und bin rumgefahren.“ Noch so ein Musikerding.
Vehicle-to-Load-Funktion: der Akku als Stromspender
Bevor aber die tolle Anlage zum Klingen kommt, klingelt erst mal was anderes: Die Kasse beim freundlichen Kia-Händler. Liegt die Basisversion noch bei 39.900 Euro, muss der geneigte Käufer feststellen, dass diese im Moment nicht lieferbar ist. Verfügbar ist nur die hochwertige „Inspiration“-Ausstattung für 47.590 Euro. Ganz schön happig für einen kompakten SUV im ID3-Format. Allerdings ist der Kia dann auch komplett ausgestattet mit besagter Anlage und Head-up-Display. Exklusiv in dieser Klasse ist übrigens die sogenannte Vehicle-to-Load-Funktion, mit der der Akku des Autos als Stromspender dient. Olympya könnten ihr nächstes Open-Air-Konzert also locker mit dem Strom des Autos durchziehen.
Mit der Bedienung des Niro hatte Marcus keine Probleme, ebenso wenig mit der Tatsache, dass im Innenraum doch eine Menge Hartplastik verbaut ist. Funktioniert ja alles, das reicht. „Ich benutze mein Auto nur, wenn ich es brauche. Ein Auto als Luxusgegenstand entspricht nicht meiner Philosophie.“ Dann ist er mit dem Kia, sieht man vom Anschaffungspreis ab, gut bedient. Ein schickes, nicht zu großes Auto mit genügend Platz, das im Alltag problemlos funktioniert. Und Elektromobilität ist für Marcus gesetzt: „Ich hoffe, dass wir Stück für Stück vom Verbrenner wegkommen. Alleine schon der tolle Fahrkomfort und die niedrigen Geräusche sollten die Menschen überzeugen.“