Im Test

Mercedes EQE SUV: Kleiner Wendekreis, große Reichweite?

Mit dem fünfsitzigen und 4,86 Meter großen SUV will Mercedes vornehmlich jene Kunden und Kundinnen ansprechen, die sich zuvor für den GLE interessierten.

Mit dem fünfsitzigen und 4,86 Meter großen SUV will Mercedes vornehmlich jene Kunden und Kundinnen ansprechen, die sich zuvor für den GLE interessierten.

Artikel anhören • 8 Minuten

Die vergangenen zwei Jahre standen die Entwickler bei Mercedes mächtig unter Strom. Schlag auf Schlag rollten neue Elektromodelle auf die Bühne, die auf der sogenannten EVA‑2-Plattform basieren. Zunächst gingen die Limousinen EQS und EQE in den Markt, dann folgte der EQS SUV. Dieses Frühjahr nun fährt die Nummer vier vor, der EQE SUV.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Mit dem fünfsitzigen und 4,86 Meter großen SUV will Mercedes vornehmlich jene Kunden und Kundinnen ansprechen, die sich zuvor für den GLE interessierten. Intern gilt der EQE SUV als die „Vielzweckvariante der Business-Limousine EQE“ und soll vornehmlich gegen den Audi Q8 e-tron sowie den BMW iX antreten.

Wer den neuen Mercedes nur flüchtig betrachtet, glaubt zunächst, einen etwas geschrumpften EQS SUV vor sich zu haben, nach dem Motto „Russische Puppe“. Doch bei genauerem Hinsehen fallen diverse Unter­schiede auf, wie die seitliche, waagerechte Motorhaubenfuge – beim EQS SUV fehlt diese – sowie die unten wellenförmig verlaufenden Rückleuchten. Zudem sollen dickere, schwarz abgesetzte Seitenschweller und Radläufe optisch mehr Robustheit vermitteln.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Im Cockpit die bekannten Displays

Als wenig überraschend erweist sich das Cockpit. Hier haben die Designer an Bewährtem festgehalten. Der Blick fällt durch ein dickes Doppelspeichen-Lenkrad und den gängigen Bedientasten auf ein volldigitales Anzeigenfeld. In welcher Art die Informationen dargestellt werden sollen, lässt sich individuell konfigurieren. Meistens jedoch – so erging es uns zumindest – belässt man es nach einigen Spielereien bei den klassischen Rundinstrumenten.

Mittig am Armaturenbrett dominiert der riesige, aus der Mittelkonsole hochlaufende Bildschirm, wie ihn Mercedes in der konventionellen S‑Klasse eingeführt hat. Das Ganze wirkt harmonisch eingebettet und zeitlos. Faszinierend bleiben die Brillanz des Displays und die Reaktionsgeschwindigkeit bei der Menüführung. Wem der Sinn nach High‑End-Digitalisierung steht, kann den sogenannten Hyperscreen wählen. Er verläuft praktisch quer über die gesamte Breite des Armaturenträgers und ist derzeit in der Autobranche der größte angebotene Bildschirm überhaupt.

Der Hyperscreen ist derzeit in der Autobranche der größte angebotene Bildschirm überhaupt.

Der Hyperscreen ist derzeit in der Autobranche der größte angebotene Bildschirm überhaupt.

Beste Sprachbedienung in der Branche

Die Fülle an Features, Menüpunkten und Touchflächen, die das Cockpit des EQE SUV aufweist, kann einen jedoch schnell an die eigenen Grenzen bringen, trotz weitgehend intuitiver Gestaltung. Hier hilft die Sprach­steuerung MBUX ungemein, da das System normales Sprechen sehr gut versteht und keine stereotypischen Befehle benötigt. Was Verarbeitung, Oberflächenqualität und Materialauswahl angehen, zeigt Mercedes einmal mehr, wie sein Verständnis für Luxus aussieht. Es stimmt einfach alles, jedes Detail sitzt perfekt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Obwohl der EQE SUV einen um neun Zentimeter kürzeren Radstand (3,03 Meter) als die EQE‑Limousine hat, müssen Gäste auf der Rücksitzbank keine Enge fürchten. Die Elektroplattform ermöglicht auch hier immer noch genügend Beinfreiheit. Soll ausschließlich Gepäck transportiert werden, passen bei flach gelegten Rücksitzlehnen bis zu 1.675 Liter in das SUV. Zudem lassen sich die Lehnen in einer senkrechten Cargo­stellung arretieren, was den Kofferraum von 520 auf 580 Liter vergrößert. Mittlerweile eine Selbst­verständlichkeit ist die elektrisch zu betätigende Heckklappe.

Wer ist EVA?

Wer ist EVA? Anfänglich hatte Mercedes seine ersten Elektroautos noch auf klassische Verbrenner-Architekturen gestellt und auf elektrischen Antrieb umgerüstet. Doch diese Vorgehensweise hat zu viele Nachteile, besonders im Hinblick auf die Einbaumaße der Batterie. Die Folge: weniger Kapazität, weniger Reichweite. Der EQS war 2021 das erste Modell der Stuttgarter, das auf einer dezidierten Elektroplattform basierte, der EVA. Das Kürzel steht für Electric Vehicle Architecture. Hier ist es nicht mehr möglich, Verbrennungsmotoren oder Plug-in-Hybride zu integrieren. EVA2 – nach EVA1 bei EQC und EVA1.5 beim EQA und EQB – hat eine Batteriegröße bis zu 108 kWh und in der Basis den Antrieb hinten. Bei Allrad sitzt ein E‑Motor auch auf der Vorderachse. Insgesamt stellt Mercedes fünf Modelle auf EVA2. Neben dem EQS sind dies der EQE, der EQS SUV, der EQE SUV und abschließend die Luxusversion Mercedes-Maybach EQS SUV. Ab 2025 kommt eine neue Architektur zum Einsatz. Sie heißt MB.EA (Mercedes-Benz Electric Architecture).

Wendekreis so klein wie bei der A-Klasse

Trotz des kürzeren Radstands lässt sich der EQE SUV optional mit einer Hinterradlenkung ausstatten. Sie verbessert nicht nur das Handling bei flotter Kurvenfahrt, sondern verkleinert auch deutlich den Wendekreis. In diesem Fall sind es statt 12,3 nur noch 10,5 Meter. Der EQE SUV unterbietet hiermit sogar die Mercedes A‑Klasse (11,0 Meter). Hinter dem Lenkrad gibt einem diese Wendigkeit immer wieder ein cooles Gefühl.

Gleiches gilt für das Fahren. Trotz des üppigen Gewichts von 2,5 Tonnen setzt sich der EQE SUV souverän und mit Nachdruck in Bewegung, gleitet laut- und mühelos dahin – was aber von einem Auto dieser Art erwartet werden kann. Autobahnfahrten zählen zu den Paradedisziplinen des EQE SUV, besonders ausgeprägt ist der Komfort, wenn unter der Karosserie die aufpreispflichtige Luftfederung ihren Dienst verrichtet. Man vergisst dann recht schnell, in einem SUV zu sitzen. Zumal auch das Kurvenverhalten durchaus sportliche Züge annimmt, was unter anderem am niedrigen Schwerpunkt liegt, bedingt durch die große Batterie im Boden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Gute Aerodynamik sorgt für mehr Reichweite

Sie verfügt über eine Kapazität von 90 kWh und soll beim EQE SUV 350 4Matic (unser Testfahrzeug) eine Reichweite zwischen 460 und 551 Kilometer ermöglichen. Selbst wenn dies nur ein WLTP‑Wert für die Homologation ist, haben die Mercedes-Entwickler in Sachen Effizienz, besonders bei der Aerodynamik, kein noch so kleines Detail unberücksichtigt gelassen, um Kunden und Kundinnen auch im Alltagsverkehr einen großen Aktionsradius zu garantieren. Es gibt sogar kleine Radhausspoiler im EQE SUV und spezielle Aero-Räder. Zudem wurde der gesamte Unterboden strömungstechnisch optimiert. Ohne diese Maßnahmen wäre die Reichweite um mindestens 50 bis 60 Kilometer geringer.

Zu einem effizienten Fahren trägt auch eine Verbesserung am Antrieb bei, die erstmals beim EQE SUV zum Einsatz kommt: die sogenannte Disconnect Unit (DU). Bei geringer Last wird der Antrieb an der Vorderachse automatisch abgekoppelt. Da der E‑Motor jetzt ruht, gibt es keine Schleppmomente mehr. Laut Mercedes soll die DU für 5 Prozent Verbrauchseinsparung verantwortlich sein. So wundert es nicht, dass die Version 350 4Matic mit nur 18,9 kWh/100 km angegeben wird. In der realen Welt sollten Verbräuche um die 22 kWh/100 km jedoch gut zu schaffen sein. Dies zeigte nach der Testfahrt zumindest unser Display an.

Nach 15 Minuten über 200 Kilometer „nachgetankt“

Hoher Komfort heißt bei Elektroautos nicht nur leise Fahrgeräusche und ein angenehmes Federungsverhalten, sondern auch eine gute Ladeleistung und bequemes Laden. An einer Schnellladesäule können bis 170 kW in den EQE SUV fließen, die sogar über einen längeren Zeitraum aufrecht gehalten werden können. Bedeutet: Nach nur 15 Minuten sind 210 „frische“ Kilometer in der Batterie. Und unter „bequem“ versteht Mercedes: plug & charge, keine App oder Karte ist an der Ladesäule nötig, einfach nur einstöpseln, die Säule erkennt das Auto und Strom fließt. Kleiner Wermutstropfen: Der jeweilige Stromanbieter muss seine Ladesäulen dafür programmiert haben – was leider noch große Lücken aufweist.

Technische Daten Mercedes-Benz EQE SUV 350 4Matic

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Motor 2 Elektro PSM

Antrieb Allrad

Systemleistung 215 kW

0-100 km/h: 6,6 s

Max. Drehmoment 765 Nm

Spitze 210 km/h

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Verbrauch 18,6 – 22,5 kWh/100 km

Batteriekapazität 90 kWh

Ladeleistungen 11/22 kW AC, 170 kW DC

Reichweite 460 bis 551 km

Kofferraum 520/580 bis 1.675 Liter

Länge/Breite/Höhe 4.863/1.940/1.685 mm

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Leergewicht 2.580 kg

Anhängelast 1.800 kg

Basispreis: 89.547,50 Euro


Mehr aus E-Mobility

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken