Komplexerer Nachfolger des Überraschungshits

„Mario + Rabbids: Sparks of Hope“ im Test: Feuerwerk mit Funkelhäschen

„Mario + Rabbids: Sparks of Hope“ hat sich deutlich weiterentwickelt und ist vergleichsweise komplex.

„Mario + Rabbids: Sparks of Hope“ hat sich deutlich weiterentwickelt und ist vergleichsweise komplex.

Es fühlt sich an wie eine Quizfrage: Was machen weiße Hasen im Pilzkönigreich? Die sogenannten Rabbids gehören eigentlich nicht zu Nintendos Markenuniversum. Die knubbeligen, kreischenden Cartoonhasen sind seit Wii-Tagen in verschiedenen Quatsch- und Partyspielen aufgetreten. 2017 folgte der erste Kontakt: Nintendo und Ubisoft überraschten auf der Switch mit dem Spiel „Mario + Rabbids: Kingdom Battle“.

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Das erste „Mario + Rabbids“ ersann eine bräsige Geschichte, um das interdimensionale Aufeinandertreffen von Marios Freundeskreis und Ubisofts Hasenbande zu begründen. Gekämpft wurde gegen irgendwie noch wahnsinniger gewordene Rabbids. Es war verwirrend – der Plot blieb ein Feigenblatt. Gespielt wurde „Kingdom Battle“, weil es knackige Taktik im Stil des modernen Klassikers „XCOM“ mit der gut gelaunten Mario-Welt und chaotischer Rabbid-Comedy mischte. Was verrückt klang, entpuppte sich als runde Sache – und als ein gut ausgedachtes digitales Brettspiel.

Fortsetzung nach fünf Jahren

„Kingdom Battle“ wurde zum Überraschungshit, mehr als zehn Millionen Menschen haben es in den letzten fünf Jahren gespielt. Nun ist nach langer Funkstille eine Fortsetzung da. Bemerkenswert ist die Entscheidung, diesmal praktisch nichts von der Geschichte zu erklären. Wer sich nicht erinnert oder verpasst hat, warum es auch einen „Rabbid Mario“ und „Rabbid Peach“ gibt, die wie lebendige Parodien neben ihren Vorbildern herlaufen, wird es hier auch nicht erfahren.

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Im Test zeigt sich aber: Zumindest Kinder fragen gar nicht erst, sondern lachen einfach los. Der anarchische Slapstick tut Mario gut, sein Humor ist sonst schließlich eher brav. Hier dagegen geht es gleich um verschwundene Hosen, übertriebene Grimassen und gelangweilte Teenager-Rabbids. Die Gags sind wahllos, aber zahlreich. Gelegentlich gibt es auch die eine oder andere witzige Dialogzeile, aber vor allem geht es darum, dass ständig etwas Neues, Absurdes passiert. Immer wieder passiert auch etwas Düsteres, Dramatisches: Das unerklärte kosmische Grauen Misera stellt in diesem Spiel den Bösewicht. Kaum könnte es bedrohlich wirken, schwenkt die Kamera jedoch flott auf die Rabbids, die währenddessen gelangweilt auf dem Handy scrollen oder ihre Boxhandschuhe küssen. Gerade für Kinder wirken die Gags Wunder, um die Laune hochzuhalten.

Die Kämpfe im neuen „Mario + Rabbids“ sind im Vergleich zum Vorgänger kurzweiliger geworden.

Die Kämpfe im neuen „Mario + Rabbids“ sind im Vergleich zum Vorgänger kurzweiliger geworden.

Neue Beinfreiheit

Das eigentliche Spiel hat sich indes deutlich weiterentwickelt und ist vergleichsweise komplex. Das Team kann auch zwischen den Kämpfen freier als noch in „Kingdom Battle“ das Land erkunden, Gegenstände entdecken und optionale Aufgaben erfüllen. Im weiteren Verlauf kommen Rätsel, Geschicklichkeitsaufgaben, Schiebepuzzles und Labyrinthe dazu. Sie spielen eher die zweite Geige, denn das Herzstück bleiben die Kämpfe. Aber die Aktivitäten transportieren viel von dem Charme des Charakterensembles, das in den Kämpfen etwas klein in der Deckung kauert. Außerdem lockern sie das Geschehen immer wieder auf, sodass es auch nach ein paar Spielstunden am Stück nicht langweilig wird.

Deutlich kurzweiliger sind auch die Kämpfe selbst geworden. Im ersten Teil „Kingdom Battle“ war „Mario + Rabbids“ noch näher an klassischen Tabletop-Spielen gebaut, in denen Figuren rundenweise bewegt werden, Deckung nehmen und einander beschießen. „Sparks of Hope“ hat dagegen einen genialen neuen Schachzug gefunden: Mario und sein Team werden direkt gesteuert und rennen frei über das Schlachtfeld. Sie dürfen sich so lange in einem bestimmten Radius bewegen, bis sie einen Schuss abgeben. Auf dem Papier ändern sich damit eher Kleinigkeiten – es bleibt bei einer Schlacht, die rundenweise auf dreidimensionalen Spielbrettern ausgetragen wird. Aber die Scharmützel laufen jetzt deutlich flüssiger ab: Erstens leuchtet die direkte Steuerung mit Gamepad schneller ein. Zweitens stellt sich jetzt seltener die bange Frage, wo Mario genau stehen muss, um im nächsten Zug sicher eine bestimmte Deckung zu erreichen.

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Auch die anderen Regeln wurden stimmig überarbeitet. Neben Attacken und Spezialfähigkeiten verfügen die Kämpfer jetzt auch über Sparks – sternförmige Flughäschen, die bestimmte Spezialfähigkeiten verleihen. Schon die Aufstellung vor dem Kampf wird damit zu einem Taktikrätsel: Welche Kämpfer mit welchen Spezialisierungen und welchen Sparks aufgestellt werden, ändert den Ablauf und die Schwierigkeit jedes Kampfes ganz erheblich. Viele der Spezialeffekte lassen sich kombinieren oder verketten, um besonders starke Effekte zu erreichen. Einerseits ist das ein mächtiges Werkzeug, um auch große Gegnergruppen schnell und befriedigend auszuschalten.

Andererseits steigert die Zahl der taktischen Variablen die Schwierigkeit erheblich. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich zwar nach jeder Schlacht neu einstellen, aber für viele Kinder im Grundschulalter dürfte es zu komplex werden. Quälend langsam in einer Schacht zu scheitern frisst meist nur ein paar Minuten Fortschritt, aber es fühlt sich nach mehr an. „Sparks of Hope“ bietet ein großes Frustpotenzial. Hoffentlich mögen die Eltern Brettspiele – dann können sie helfen.

Ein Spiel für große Kinder

Optisch sieht das neue Spiel noch eine ganze Ecke schicker aus. Vor allem die Welt ist nun viel detaillierter und abwechslungsreicher. Die Kampagne des Spiels reist im Raumschiff durch die Dimensionen und landet an nicht besonders originellen, aber liebevoll ausgestalteten Schauplätzen. Es gibt eine Handvoll Welten und in jeder hat das kosmische Grauen zugeschlagen. Am Strahlestrand zu Spielbeginn ist der blaue Himmel zum Beispiel nun wolkenverhangen. Das Aufräumen und Verschönern fühlt sich befriedigend an und ist auch optisch eine Belohnung. Komplexer sind die Welt und die Systeme zwar geworden, aber für erwachsene Spieler und Spielerinnen bleibt das Abenteuer einladend und leicht lesbar. Auf dem höheren Schwierigkeitsgrad müssen die Systeme gut verstanden und eingesetzt werden, sonst wundern sich auch alte XCOM-Hasen.

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Der zweite Überraschungshit?

In einigen Situationen ist „Sparks of Hope“ für alle Altersstufen unübersichtlich. Besonders frustrierend sind die gelegentlichen Schwierigkeiten, Höhenunterschiede richtig einzuschätzen. Wer auf wen schießen kann, ist eine Frage des Blickwinkels. Und der fühlt sich ohne die klaren Spielfelder des ersten „Mario + Rabbids“ noch mehr wie eine ungefähre Schätzaufgabe an. Zudem dauert es durchaus die eine oder andere Stunde, bis all die Möglichkeiten in den Menüs klar geworden sind. Die verschiedenen Upgrade-, Ausrüstungs- und Einstellungsmöglichkeiten erschließen sich erst beim Spielen. Dann ist es zwar immer möglich, grundlegende Dinge umzustellen, aber es ist auch ein bisschen umständlich durch die vielen Menüs verteilt.

Das sind kleine Kritikpunkte an einem Spiel, das gar nicht antritt, als Meisterwerk oder Blockbuster der Saison einzuschlagen. Aber vielleicht sind fünf Jahre Wartezeit lang genug, dass auch die Fortsetzung dieses Überraschungshits wieder als Überraschungshit gelten kann. Die Qualität dafür hat „Sparks of Hope“ allemal.

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