Nach der Explosion im Beiruter Hafen 2020 sind Hunderte von Tonnen an Giftmüll angefallen. Sie werden jetzt in Wiefels im niedersächsischen Kreis Friesland sortiert. Nicht jeder findet das gut.
Wiefels. Es war eine Verheerung. Am 4. August 2020 arbeitete in der Lagerhalle 12 im Hafen von Beirut ein Mann mit einem Schweißgerät. Durch den Funkenflug entzündeten sich einige Feuerwerkskörper in der Nähe, und die wiederum brachten 2750 Tonnen Ammoniumnitrat zur Explosion. Die Substanz, zur Sprengstoffherstellung gedacht, hatte jahrelang ungeschützt in der Halle gelegen. Die Detonation tötete fast 200 Menschen, 6500 wurden verletzt.
Sonntag, 16. Mai 2021. Im Jade-Weser-Port, dem Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven, trifft das Containerfrachtschiff "Amoenitas" ein – der Name ist lateinisch und steht für das Liebliche, das Anmutige. An Bord sind 59 Container aus Beirut. 35 davon werden derzeit nach und nach weitertransportiert nach Wiefels, einem 500-Seelen-Dorf, das zur Gemeinde Wangerland im Kreis Friesland gehört. Die Stoffe, die dort eintreffen, hatte Heiko Felderhoff, Chef der Bremer Bergungsfirma Combi Lift, direkt nach der Explosion in Beirut gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" als "Konglomerat des Wahnsinns" bezeichnet: Salzsäure, Aceton, Schwefelsäure, Flusssäure, das Schädlingsbekämpfungsmittel Methylbromid, das Abflussreinigergift Natriumhydroxid, außerdem Lacke und Laugen und anderes.