Corona-Auflagen treffen Behinderte hart
Corona wirft alle Bemühungen um die Inklusion von Menschen mit Handicaps um Jahre zurück, befürchtet der frühere Diakoniechef Christoph Künkel von der Ethik-Initiative. Der Lockdown habe vor allem Behindertenwerkstätten und Wohnheime hart getroffen. Die Verordnungen des Landes müssten Raum für Einzelfallentscheidungen lassen.
Herr Künkel, Sie sind Mitglied einer Ethik-Initiative, die beklagt, dass Menschen mit Handicaps in der Corona-Krise völlig hinten herunterfallen. Wie sieht die Lage aus?
Inzwischen sieht sie ein wenig besser aus. Aber der Eindruck ist vorherrschend für die Behinderten, für die Behindertenorganisationen und die Initiativgruppen, dass die Menschen mit Handicaps völlig unter dem Radar gelaufen sind. Sie sind in den Erlassen, Verlautbarungen und Verordnungen schlicht nicht vorgekommen oder aber sie wurden gleichgestellt mit Altenheimbewohnern. Man hat überhaupt nicht gesehen, dass Behinderung ein ungeheuer weites und differenziert zu betrachtendes Feld ist. Der Eindruck bei den Behinderten hat sich festgesetzt: Wir sind nicht im Fokus, uns beachtet man nicht – so, als wären wir gar nicht da. Es ist zu befürchten, dass sämtliche Inklusionsbemühungen in Deutschland um Jahre zurückgefallen sind.