Nur Schottergärten sind schlimmer
Raspelkurz oder doch lieber naturbelassen: Beim Thema Rasen scheiden sich die Geister. In vielen Gärten steht noch immer ein akkurater Schnitt ohne Unkraut und erst recht ohne Krabbelviecher hoch im Kurs. Doch bei immer mehr Deutschen kehrt langsam, aber sicher die Natur zurück auf die Rasenflächen – zum Glück.
Es gibt Schattenrasen, Rollrasen, Sportrasen oder Zierrasen. Es gibt Rasenmischungen, die alles versprechen und dann doch enttäuschen. Es wird gewässert, gewalzt, gedüngt und nachgesät. Dunkle Flecken im Grün sind eine Schande, Löwenzahn und Gänseblümchen werden rausgerissen. Beim Thema Rasen, so möchte man meinen, ist die Natur in vielen Gärten der Feind. Denn das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Rasen ist alles Mögliche – nur entspannt ist es nicht. Aber es gibt Hoffnung.
Welchen Stellenwert der Rasen im Bewusstsein der Deutschen genießt, ist vom Frühjahr bis in den Herbst jedes Wochenende zu hören: Dann rattern die Motormäher in den Gärten, der Rasen wird vertikutiert, in Form gebracht und regelmäßig gedüngt. Meistens einmal, manchmal auch zweimal pro Woche – und an den Kanten schön getrimmt. Raspelkurz geschnitten hat die Natur hier keine Chance mehr, Käfer, Schmetterlinge, Bienen, eben alles, was in der Landschaft so kreucht und fleucht, kann hier fortan weder leben noch überleben. Was dann trotzdem noch lebendig sein sollte, wird kaputtgedüngt. Ökologisch betrachtet sind nur noch Schottergärten schlimmer. Der Garten, so scheint es, ist für viele Menschen die Fortsetzung ihres Wohnzimmers mit anderen Mitteln, akkurat und aufgeräumt, und der Rasen darin ist nichts anderes als grüne Auslegware.