Graffiti-Jam in Vorsfelde: Künstler fordert legale Flächen für Sprayer

Die Wolfsburger Jugendförderung möchte mehr legale Graffiti-Flächen in der VW-Stadt ausweisen – und erhält jetzt namhafte Rückendeckung: Daniel Eyrich, studierter Künstler und Kopf des Vorsfelder Graffiti-Jam im vergangenen Sommer, sagt: Mehr legale Graffiti-Kunst im Stadtbild täte einer Stadt wie Wolfsburg gut. Hintergrund: In den vergangenen Monaten haben sich Kunst- und Kulturvereine verstärkt dem Thema Graffiti gewidmet und der scheidende Stadtjugendpfleger Gunnar Czimczik in diesem Zusammenhang mehr legale Flächen für legale Graffiti-Kunst gefordert (WAZ berichtete). Für Daniel Eyrich ist das der richtige Weg, denn: „Graffiti wird von Teilen der Bevölkerung als Vandalismus wahrgenommen. Das ist aber nicht überall auf der Welt so.“ Er verweist auf die Anfänge der Graffiti-Kultur in New York in den 1980er Jahren. Damals, so Eyrich, hätten Großkonzerne New York mit Werbetafeln „überflutet“ – Graffiti seien damals als Gegenbewegung entstanden. „Graffiti war ein Weg, die Gestaltung des öffentlichen Raumes wieder zu demokratisieren beziehungsweise zurück zu erobern.“ Das sei aber natürlich kein Freibrief für „die Zerstörung von Eigentum“ in Form von illegalem Besprühen von privaten Flächen. Deshalb sei die Ausweisung von legalen Graffiti-Flächen der richtige Weg. Den Vorfelder Graffiti-Jam fanden sogar die Anwohner gut: Wie legale Graffiti-Arbeiten aussehen können, zeigte Eyrichs „Graffiti-Jam“ im vergangenen September in der Vorsfelder Südstadt: Das Immobilienunternehmen VRE Vorsfelde Real Estate stellte eine Garagenrückwand mit einer Fläche von 450 Quadratmetern zur Verfügung – unter der Regie von Daniel Eyrich gestalteten verschiedene Sprayer die Wand in ein farbenfrohes Kunstwerk. „Wir haben uns sehr über die Dankbarkeit der Anwohner, Sprüher und noch mehr über die Resonanz gefreut“, betont Eyrich. Lesen Sie auch Vandalismus: Nehmen illegale Graffitis und Aufkleber in Wolfsburg zu? Jugendliche besprühten legal die Wand - Graffiti verziert St.-Markus-Gemeindezentrum – WAZ/AZ-online.de Auch wenn solch eine Graffitiwand natürlich nicht jeden Geschmack treffe. Aber der Jam habe gezeigt, wie sich ein tristes Stadtbild kreativ und legal verschönern lasse: „Es tut der Großstadt Wolfsburg mit ihrer vielfältigen Stadtgesellschaft gut, sich dieser lebendigen Kultur- und Jugendform zu öffnen.“ Das sehe die Wolfsburger Sprayer-Szene genauso, verrät ein Insider. Graffiti-Künstler ärgern sich über Schmierereien aus der Fußball-Szene: Aber aktuell sei man verärgert über die vielen Fußball-Sprühereien rund um Wolfsburg, vor allem grün-weiße VfL-Logos und -Sprüche: „Damit haben wir Sprayer nichts zu tun“, betont der Insider. „Aber die sind mit ein Grund, warum wir einen schlechten Ruf haben.“ Er vermutet die Sprayer in der VfL-Fanszene und betont: Deren Ergüsse würde er „niemals als Graffiti bezeichnen“. Denn Graffiti seien Kunst, keine Schmiererei. Von Carsten Bischof