Wolfsburg: So sollen die VW-Parkplätze am Nordkopf ersetzt werden

Mit dem Masterplan Nordhoffachse hat die Stadt Wolfsburg kürzlich den Rahmen für das ambitionierteste Stadtentwicklungskonzept der vergangenen Jahrzehnte abgesteckt. Wo heute nur eine graue Asphaltwüste in Form der VW-Parkplätze ist, soll in den kommenden Jahren das neue, moderne Herz der Stadt schlagen. Für den Betriebsrat und das Unternehmen steht aber – bei aller Unterstützung für das Projekt – fest: Für die Parkplätze soll es an anderer Stelle adäquaten Ersatz geben. „Die Frage des Parkens war für uns immer schon sehr wichtig. Ganz klar ist: Für die Kolleginnen und Kollegen darf der Weg zur Arbeit mit dem Auto nicht länger dauern, wenn der neue Nordkopf steht“, bekräftigte Betriebsratschef Bernd Osterloh jetzt erneut. Und sein Wort dürfte Gewicht haben. Schließlich sind Unternehmen und Betriebsrat eng in die Planungen miteinbezogen. In der Tat sieht die Masterplanung Nordhoffachse bereits Alternativen für die wegfallenden Parkplätze vor. Sowohl im Südosten im Bereich Nordsteimke als auch im Südwesten sollen neuen Park&Ride-Anlagen entstehen. Von diesen sollen die VW-Mitarbeiter per Qualitätsbuslinien auf eigenen Fahrstreifen direkt ins Werk gebracht werden. Mit einem neuen Bahnhalt im Bereich des Markenhochhauses in Verbindung mit des Ausbau der Weddeler Schleife und der dadurch erhöhten Taktung des Regionalverkehrs wird zudem die Anreise per Bahn für Pendler aus Richtung Braunschweig deutlich attraktiver. Ziel ist die Entlastung des Stadtverkehrs: Angenehmer Nebeneffekt: Die Innenstadt würde vom berüchtigten Schichtverkehr entlastet – ein Anliegen, für das sich auch der Betriebsrat innerhalb der „Task Force Verkehr“ in den vergangenen Jahren immer wieder stark gemacht hat. Mit Shuttle-Verkehren von den Parkplätzen durch das Werk hat man Ähnliches bereist mit Erfolg in kleinem Rahmen umgesetzt. „Das war eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung. Mittlerweile nutzen sieben- bis achttausend Menschen den Shuttleservice. Damit ist ein großer Teil des Parksuchverkehrs rund um das Werk und damit auch durch die Stadt weggefallen“, erklärt Jürgen Hildebrandt, der für den Betriebsrat in der Task Force sitzt. Den Königsweg für die Lösung des Parkplatz- und Verkehrsproblems würde allerdings der Bau der schon viele Jahre lang diskutierten Nordzufahrt zum VW-Werk darstellen. „Die Nordzufahrt hätte natürlich viele Vorteile“, weiß Hildebrandt. Auch hier könnten beispielsweise im Norden neue Park&Ride-Anlagen entstehen, ein Großteil der Pendlerströme – weit über 20 000 Einpendler kommen aus dem Landkreis Gifhorn ins Werk – könnten aus der Stadt ferngehalten werden. Nordzufahrt als wichtiges Puzzlestück: Noch attraktiver wird diese Lösung, wenn es tatsächlich zum lang ersehnten Lückenschluss der A39 und dem von der Task Force angestrebten vierspurigen Ausbau der B188 kommt. Beide Projekte geben interessanterweise auch den Zeithorizont für den Bau einer Nordzufahrt vor. Denn: Der Ausbau der B188 sei erst möglich, wenn der Autobahnknoten Weyhausen in Angriff genommen werde und erst dann mache auch die Nordzuwegung planungstechnisch so richtig Sinn, erklärte Hildebrandt jüngst. Von heute auf morgen dürfte es also nichts werden mit dem Projekt. Weitere Fallstricke ergeben sich zudem aus den ökologischen Aspekten. Das Gebiet nördlich des Werks ist aufgrund der Allerniederungen ökologisch wertvoll, immer wieder wurde in der Vergangenheit deshalb der Umweltschutz als Argument gegen den Bau der Nordzufahrt angeführt. Die nötige Aufstelzung der Straße wäre zudem alles andere als billig. Das es dennoch erste Diskussionen über das Projekt gibt und die Stadt sogar mögliche Flächen für eine Nordzufahrt reserviert hat, zeigt, wie wichtig dieses Projekt für die Zukunft Wolfsburg wäre. Stadt, VW und Betriebsrat sehen die Umgestaltung des Nordkopfes als große Chance, im Kampf um Fachkräfte an Attraktivität zu gewinnen. Dazu gehört eben eine moderne funktionierende Verkehrsinfrastruktur – und damit wohl auch eine Nordzufahrt ins Werk. Lesen Sie auch So will Volkswagen die Logistik „grün“ machen Drohnen und Roboter für die Sicherheit - Leiter der VW Konzernsicherheit im Interview Erster Test im Januar: Umbau des VW-Kraftwerks in Wolfsburg schreitet voran Von Steffen Schmidt