Volkswagen: Halbleiter-Engpass wird zur Staatssache

Mehr noch als die Corona-Krise machen Volkswagen derzeit die Lieferengpässe bei Halbleitern zu schaffen. Weil wichtige elektronische Bauteile wie Steuergeräte schon seit kurz vor Weihnachten nicht in gewünschtem Umfang zur Verfügung stehen, bringt auch die steigenden Nachfrage dem Autobauer wenig. Nachdem bereits die Weihnachtsferien in der Produktion unfreiwillig verlängert wurden, kam es auch im Januar zu Schließtagen an den Linien. VW prüft nun anscheinend Schadensersatzansprüche gegen seine Zulieferer Bosch und Continental. Lesen Sie auch Projekt „Trinity“: Wie wird das E-Auto-Flaggschiff von VW aussehen? Teile fehlen: Volkswagen meldet Kurzarbeit für Werk Braunschweig an Schließtage im VW-Werk wegen fehlender Teile: Entspannung bei Volkswagen nicht in Sicht Demnach verhandle VW derzeit mit Alternativ-Lieferanten für Computer-Chips. Die möglichen Mehrkosten dafür sollen die beiden Zulieferer wohl mittragen. Volkswagen selbst äußert sich zu den Gerüchten zurückhaltend, dementiert jedoch auch nicht. „Für Volkswagen hat oberste Priorität, die Auswirkungen des Halbleiter-Engpasses auf die Produktion zu minimieren. Das geschieht in enger und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit unseren Zulieferern“, heißt es in einem offiziellen Statement. Zur Aufarbeitung der gegenwärtigen Situation werde es aber auch gehören, Ansprüche im Austausch mit den Zulieferern zu prüfen, stellt der Konzern gleichzeitig klar. Produzenten schätzen Markterholung falsch ein: Denn der gegenwärtige Teilemangel hat seine Ursache nicht im Konzern. „Volkswagen setzt auch in der Covid19-Pandemie auf vorausschauendes Beschaffungs- und Produktionsmanagement: Mit Erfolg wurden so Teileversorgung und Produktion in enger Abstimmung mit den Zulieferern gesichert“, lässt Volkswagen verlauten. Noch während des Shutdowns im Frühjahr seien seitens des Konzerns die nötigen Vorkehrungen getroffen worden, um die Nachfrage im Falle einer schnellen Erholung der Märkte abdecken zu können. Die Prognose für den Teileabruf für die zweite Jahreshälfte habe dabei bereits im Mai beziehungsweise Juni wieder auf dem Vor-Corona-Niveau gelegen. „Dies wurde auch gegenüber den Zulieferern von elektronischen Bauteilen und Steuergeräten klar kommuniziert“, erklärt VW. Diesen Optimismus teilten die Zulieferer und allen voran die Produzenten von Halbleitern aber offensichtlich nicht. Letztere gingen von einer wesentlich langsameren Erholung des Automarktes aus und stellten ihre Produktion folglich auf andere Abnehmerbranchen mit großen Wachstumsraten wie etwa die Unterhaltungselektronik um. Bundesregierung bittet in Taiwan um Hilfe: Die Folge sind nun Produktionsausfälle und Kurzarbeit. Und trotz aller Bemühungen, scheint sich der Teilemangel nicht schnell beheben zu lassen. Das Halbleiter-Problem wird deswegen jetzt sogar zur Staatssache. Laut verschiedener Medienberichte schaltete sich nun Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ein. In einem Brief bat er die Wirtschaftsministerin von Taiwan, einem der größten Produzenten von Computer-Chips, sich dem Problem anzunehmen. Aus Taiwan hieß es, auch andere Länder hätten dieses Anliegen bereits vorgetragen. Nichtsdestotrotz arbeite das taiwanesische Unternehmen TSMC mit Hochdruck an der Beseitigung des Lieferengpässe für die Autoindustrie. Von Steffen Schmidt