VW-Tarifrunde: IG Metall spricht von „großer Enttäuschung“

Auch die zweite Sitzung der Tarifverhandlungen zwischen Volkswagen und der IG Metall brachte erwartungsgemäß keine Einigung. Ganz im Gegenteil: Zwischen den Verhandlungsparteien scheinen Welten zu liegen. Die Fronten sind im Hinblick auf alle Forderungen der Arbeitnehmervertreter verhärtet. „Bei uns herrscht große Enttäuschung“, sagte IG Metall Bezirksleiter und Verhandlungsführer Thorsten Gröger nach der Gesprächsrunde am Freitagabend. „Wir hatten heute ein Gegenangebot oder zumindest eine Stellungnahme zu unseren Forderungen erwartet, dass ist leider nicht geschehen.“ Vielmehr habe das Unternehmen die Kernforderung nach vier Prozent mehr Lohnerhöhung ohne ein Zeichen des Entgegenkommens abgelehnt. Und auch bei den weiteren Forderungen – einer Ausweitung der Umwandlungsoption der tariflichen Sonderzahlung in zusätzliche freie Tage auf alle IG Metall-Mitglieder sowie eine Garantie der 1400 Ausbildungsplätze für die nächsten 10 Jahre – habe sich VW stur gezeigt. Thema Ausbildung soll in eigener Arbeitsgruppe diskutiert werden: Immerhin: Das Thema Ausbildung werden VW und Gewerkschaft nun in einer separaten Arbeitsgruppe vertiefend diskutieren. Aber auch hier stehen die Zeichen auf Konflikt. „Ausbildung ist und bleibt für Volkswagen ein zentrales Zukunftsthema. Unser Anspruch ist es, auch weiterhin zukunfts- und bedarfsorientiert auszubilden“, hatte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel in einem Statement zwar betont, was man sich darunter vorstellt ließ er aber offen. Auf die Gewerkschaft habe VW beim Thema Ausbildung einen „zögerlichen“ Eindruck gemacht, sagte Gröger. Meiswinkel erklärte die Haltung Volkswagens und ein fehlendes Gegenangebot mit der wirtschaftlichen Lage. „In der heutigen Verhandlungsrunde ging es uns um ein gemeinsames Verständnis für die außergewöhnliche Situation, in der sich das Unternehmen in diesem Jahr befindet“, sagte er. „Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie gehen auch an Volkswagen nicht spurlos vorüber.“ Kaufzurückhaltung und Halbleiter-Mangel machten dem Unternehmen zu schaffen. Zudem verlange die Transformation VW eiserne Kostendisziplin ab, damit die notwendigen Investitionen in die Zukunft gestemmt werden könnten. „Wir wollen, dass unsere Beschäftigten zukunftsfeste Arbeitsplätze haben. Gerade in Zeiten von Corona gelingt das nur, wenn wir investieren und gleichzeitig die Kosten weiter im Griff halten. Darum geht es in dieser Tarifrunde“, sagte Meiswinkel. Gewerkschaft schließt Arbeitskampf nicht aus: Die IG Metall zeigte dafür nur wenig Verständnis. VW habe trotz Corona ein erfolgreiches Jahr hinter sich, die Zeichen ständen zudem auf Besserung, sagte Gröger. Eine Lohnerhöhung sei deswegen nicht nur gerechtfertigt, sondern auch wichtig, um die Konjunktur weiter anzukurbeln. „Das beste Mittel gegen Kaufzurückhaltung ist mehr Gehalt“, machte Betriebsratschef Bernd Osterloh klar. Von VW erwarte man nun bis zum nächsten Verhandlungstermin deutlich Bewegung. Insbesondere auch beim Thema Freistellung. Das sei den Beschäftigten besonders in der Krise enorm wichtig, sagte Osterloh. „Und es kostet das Unternehmen nichts“, unterstrich er sein Unverständnis. Die nächste Verhandlung findet am 23. Februar statt. Sollte man sich bis dahin nicht annähern, schloss die IG Metall auch Arbeitskampfmaßnahmen nicht aus. „Wenn man ein Signal von uns will, dann muss man uns das sagen, dann machen wir das“, sagte Osterloh. Ganz soweit sei man trotz aller Enttäuschung aber noch nicht. Von Steffen Schmidt