VW: IG Metall will in Tarifrunde Jobs und Einkommen sichern

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Nach dem Verzicht auf Lohnerhöhungen im Frühjahr aufgrund der Corona-Krise nehmen die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie sowie für Volkswagen jetzt wieder an Fahrt auf. Die IG Metall will dabei Arbeitsplätze und Einkommen gleichermaßen sichern. Die Tarifkommission der Gewerkschaft hat die bis Ende Dezember gültigen Entgelttarifverträge aufgekündigt. Erste Gespräche mit der Arbeitgeberseite sollen im Dezember stattfinden. Die Friedenspflicht für alle Tarifgebiete endet zeitgleich am 28. Januar 2021, sodass im Februar Warnstreiks möglich sind. Im Fokus der Arbeitnehmervertretung steht neben einer Entgelterhöhung vor allem das Thema Beschäftigungssicherung in Zeiten der Transformation. Gröger: „Seit 2018 hat es keine Erhöhung der Entgelte mehr gegeben“: „Die Tarifrunde muss dazu beitragen, die Beschäftigung und die Einkommensentwicklung zu sichern. Die Produktionsentwicklung und die Auftragseingänge weisen auf eine Erholung der Industrie hin“, sagt Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Lesen Sie auch: VW und IG Metall einigen sich auf neuen Tarifvertrag Gröger macht deutlich, dass die noch offenen Themen der vergangenen Tarifrunde nun wieder auf der Agenda stehen: „Seit 2018 hat es keine Erhöhung der Entgelte mehr gegeben. Darüber hinaus ist und bleibt die größte Herausforderung der nächsten Jahre der Strukturwandel.“ Auch die Themen Ausbildung, Ausbildungsplätze sowie Übernahme und Einbeziehung der Dual Studierenden seien weiter aktuell. Auch bei Volkswagen geht es um den Nachwuchs von Fachkräften. Hier soll der Tarifvertrag weiterhin die Zahl von 1400 Ausbildungsplätzen zusichern. Darüber hinaus wertet die VW-Belegschaft die bereits ausgehandelte tarifliche Zusatzvergütung, die in freie Zeit wandelbar ist, als großen Erfolg. Bisher haben VW-Beschäftigte in Schichtarbeit, mit kleinen Kindern sowie mit Angehörigen mit Pflegebedarf Anspruch auf sechs zusätzliche freie Tage im Jahr. „Und genau hieran wollen wir anknüpfen und dieses Modell ausweiten und weiterentwickeln“, so Gröger IG Metall erwartet eine deutliche Erholung der Konjunktur: Die Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie steht unter dem Zeichen des größten Transformationsprozesses der Industrie. Die Corona-Krise hat den Druck auf die Unternehmen zusätzlich verschärft. Dementsprechend ist mit äußerst zähen und schwierigen Verhandlungen zu rechnen. Aus Sicht der IG Metall steht jedoch fest: Stellenabbau und Lohnkürzungen sind keine Lösung. „Wir müssen das Wirtschaftsleben und den Konsum wieder ankurbeln. Auch und gerade deshalb werden wir in den anstehenden Tarifverhandlungen ein materielles Volumen für Entgelt, Beschäftigung und Zukunft fordern“, so Gröger. Zumal die IG Metall eine deutliche Erholung der Konjunktur erwartet. Gröger: „Die Zeit spielt für uns, die Konjunktur erholt sich jeden Monat weiter. Deshalb bleiben wir konsequent und richten den Fokus der Tarifrunde auf eine Entgeltforderung und ein Zukunftspaket mit dem Schwerpunkt Beschäftigungssicherung.“ Bei VW ist die Vier-Tage-Woche weiter kein Thema: Als Antwort auf Transformation und Krise bringt die IG-Metall erneut eine Vier-Tage-Woche ins Spiel. Diese Forderung dürfte sich allerdings ausschließlich auf die Fläche beziehen, bei VW ist die Vier-Tage-Woche weiter kein Thema. „Wir brauchen Werkzeuge, um eine mittel- bis langfristige Unterauslastung in Unternehmen bewältigen zu können. Denn weder Corona noch die Transformation dürfen zum Kahlschlag, sondern müssen vielmehr zu guter Arbeit mit Perspektiven für alle führen“, erklärt Gröger. Zugleich könne man so dem offensichtlichen gesteigerten Bedürfnis der Arbeitnehmer nach mehr Freizeit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie Rechnung tragen. „Die Reduzierung der Arbeitszeit ist somit die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit“, so Gröger. Von Steffen Schmidt