Spekulationen um Produktion des Skoda Kodiaq im Wolfsburger VW-Werk

Die neuen Golf-Derivate, demnächst der Golf Variant und der Tiguan-Facelift: Kurzfristig gibt es im Werk Wolfsburg genug zu tun. Die Nachfrage zieht nach der Corona-Flaute wieder an. Volkswagen hat auch deswegen im September sogar einige Extra-Schichten in der Produktion einberaumt. Doch wie sind die Aussichten mittel- bis langfristig? Hier mahnt der Betriebsrat schon länger. Der Vorsitzende Bernd Osterloh und seine Stellvertreterin Daniela Cavallo werden nicht müde zu betonen, wie wichtig etwa ein weiteres Modell für das Wolfsburger Werk wäre, um die Beschäftigung am Standort zu sichern. Nun gibt es erste Gerüchte: Das „Handelsblatt“ bringt den Skoda Kodiaq ins Spiel und beruft sich dabei auf Konzerninsider. Derzeit werde geprüft, ob das SUV künftig in Deutschland statt in Tschechien produziert werden könne, heißt es in dem Bericht. Seitens Volkswagens gibt es dazu keinen Kommentar. Man beteilige sich nicht an Spekulationen, sagte ein Sprecher auf WAZ-Anfrage. Stattdessen verweist das Unternehmen auf die Planungsrunde im November, in der traditionell der Fahrplan und die Investitionen für die nächsten Jahre festgelegt werden. Auch beim Betriebsrat stößt man auf Schweigen. Es sei Aufgabe des Managements, für ausreichend Beschäftigung im Stammwerk zu sorgen und damit auch, konkrete Vorschläge zu machen. Technische Umrüstung wäre nicht zu aufwendig: Fakt ist jedoch: Der Kodiaq könnte für Wolfsburg durchaus passen. Im WAZ-Interview hatten Osterloh und Cavallo bereits die Möglichkeit eines weiteren SUV-Modells ins Spiel gebracht – gerne auch aus einer anderen Marke. Der Investitionsrahmen müsse allerdings stimmen. Auf den Kodiaq trifft vieles davon zu. Das SUV wird auf der gleichen Plattform gebaut wie der VW Tiguan, viele Teile sind sogar baugleich. Die Umrüstung des Wolfsburger Werks würde deswegen keine Unsummen verschlingen. Mit dem Seat Tarraco gibt es zudem bereits ein funktionierendes Beispiel. Auch das spanische SUV wird in Wolfsburg auf den Tiguan-Linien montiert. Zudem hätte der Kodiaq durchaus das Potenzial dazu, dem Wolfsburger Werk deutlich mehr Auslastung zu bescheren. 2019 produzierte Skoda rund 180 000 Exemplare des Verkaufsschlagers. Das würde einen enormen Schub für das Stammwerk bedeuten, in dem im letzten Jahr rund 700 000 Autos gefertigt wurden – trotz früherer Ankündigungen aus dem Management, in Wolfsburg sogar eine Million Modelle bauen zu können. Corona-bedingt werden es in diesem Jahr wohl nochmals deutlich weniger Fahrzeuge werden. Golf-Segment langfristig unter Druck: Weiteren Druck auf das Wolfsburger Werk übt der langsame Niedergang der Kompaktklasse aus. Die Verkaufszahlen in diesem Segment sinken kontinuierlich, stattdessen setzen die Kunden verstärkt auf SUVs. Vor allem im außereuropäischen Ausland ist das so. Nicht umsonst hat VW die weltweite Golf-Produktion nach Wolfsburg verlagert. In seiner Heimat und Europa erzielt das einst erfolgreichste Modell des Konzerns immer noch die besten Zahlen, weltweit gesehen ist der Golf beim Absatz aber schon längst überflügelt worden. Unter Druck gerät der Golf auch seitens der E-Mobilitiät. Die Nachfrage nach E-Autos und Hybriden ist geradezu explodiert. Mit den Hybrid-Modellen des Golf will man entgegensteuern, vor allem aber der ID.3 könnte dennoch für weitere Verluste des Golf-Marktanteils sorgen. Lesen Sie auch Corona: Fünf Mitarbeiter positiv, VW verstärkt Schutzmaßnahmen In Wolfsburg: Erster Blick auf den neuen VW ID.4 So fahren sich die neuen Golf-Hybride von Volkswagen Von Steffen Schmidt