So fahren sich die neuen Golf-Hybride von Volkswagen

Mit der ID.-Familie bringt Volkswagen seine Elektro-Offensive auf die Straße. Doch auch die klassische Produktpalette statten die Wolfsburger nun mit einem völlig neuen Spektrum innovativer Hybridantriebe aus. Mit drei neuen eTSI Mild-Hybriden und zwei neuen Plug-In-Hybridantrieben – dem Golf eHybrid und dem Golf GTE – ist der Bestseller fortan der Volkswagen mit dem größten Hybridspektrum. WAZ-Redakteur Steffen Schmidt und Fotograf Roland Hermstein sind die neuen Plug-In-Hybriden am Montag Probe gefahren. Beide Modelle sind mit einer extern über eine „Tankklappe“ am vorderen linken Kotflügel ladbare Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet, deren Energiegehalt im Vergleich zum Vorgängermodell um 50 Prozent auf 13 kWh vergrößert wurde. Der Antrieb des neuen Golf eHybrid entwickelt eine Systemleistung von 150 kW (204 PS). Mehr auf eine starke sportliche Performance ausgelegt ist der Golf GTE. Hier stellt der Antrieb eine Systemleistung von 180 kW (245 PS) zur Verfügung – damit erreicht die Fusion aus E-Maschine und TSI das Leistungsniveau des aktuellen Golf GTI. Angetrieben werden die zwei Plug-In-Hybridmodelle entweder vom Elektromotor, von einem drehmomentstarken Turbobenziner oder beiden Maschinen gemeinsam. Das lässt sich bequem über den Touchscreen einstellen. Im E-Modus macht der Elektromotor, der beim GTE über 109 PS und beim eHybrid über 54 PS verfügt, die Arbeit. Leise gleitet das Fahrzeug dann über die Straße. Im Hybrid-Modus teilen sich die beiden Motoren die Arbeit. Das sorgt vor allem beim Anfahren für mächtig Schub, wobei hier natürlich der GTE doch deutlich spürbar die Nase vorn hat. Bis zu 80 Kilometer rein elektrisch: Dafür trumpft der eHybrid mit der größeren Reichweite auf. Laut VW sind bis zu 80 Kilometer rein elektrisch möglich, beim GTE sollen es rund 62 Kilometer sein. Auf die Fahrt im Stadtverkehr dürfte dies durchaus zutreffen. Tritt man das Gaspedal jedoch ordentlich durch, sieht man die Akkuanzeige zügig schrumpfen. Riesige Geschwindigkeiten sind im E-Modus allerdings sowieso nicht möglich. Bei Tempo 140 war mit dem eHybrid das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Beschleunigung bis dahin war angenehm konstant, wenn auch nicht so flüssig wie etwa beim reinen Stromer ID.3. Clever ist also, wer sich seine Akkuladung für den Stadtverkehr aufhebt. Das ist ebenfalls schnell eingestellt. Über den Touchscreen kann man festlegen, wie viel Saft im Hybrid-Modus für später reserviert werden soll. Ist die Grenze erreicht, werden die Fahrzeuge nur noch vom Benziner angetrieben. Ist man dann beispielsweise in der City angekommen, lässt sich schnell wieder der E-Modus aktivieren. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Modi sind angenehm nahtlos. Über die Rekuperation wird der Akku zwischendurch zudem immer mal wieder aufgeladen. Auch für die Rekuperation können verschiedene Modi eingestellt werden: schwach, automatisch und stark. Im Modus Schwach gleicht das Ganze dem natürlichen Gefühl der Motorbremse, stellt man „stark“ ein, muss man das Bremspedal deutlich weniger bemühen. Der Übergang von der Rekuperation zum manuellen Bremsen fühlt sich dennoch harmonisch an. Gleiches gilt für das Fahrgefühl allgemein: Beide Modelle überzeugen mit den klassischen Golf-Tugenden. Dank des hervorragenden Fahrwerks liegen sie sauber auf der Straße, federn angenehm und lassen sich präzise lenken. Hier sammelt der GTE jedoch Pluspunkte in Sachen Sportlichkeit. Kein Wunder, ist er doch dem GTI nachempfunden. Der E-Boost etwa fährt deutlich heftiger aus, als beim eHybrid. Besonders im Sportmodus kribbelt es noch etwas mehr im Magen als in den Modi Eco oder Comfort. Die Nähe zum GTI zeigt sich natürlich auch optisch – sowohl innen als auch außen. Besonders angenehm sind die wirklich bequemen Sportsitze. Kraftstoffverbrauch wurde deutlich reduziert: Punkte sammelt die neue Hybrid-Generation des Golf vor allem auch in Sachen Sparsamkeit – das zeigt ein Vergleich zwischen dem Golf eHybrid und dem exakt gleichstarken Golf GTE der nun abgelösten Generation 7. Den kombinierten Kraftstoffverbrauch des eHybrid gibt VW mit 1,2 Litern an. Das sind 0,7 Liter weniger Kraftstoffverbrauch als beim abgelösten Golf GTE auf. Der Verbrauchswert für den neuen GTE liegt bei ebenfalls starken 1,7 Litern. Bei unserer Testfahrt haben wir diesen Wert allerdings deutlich überschritten. Beim GTE – den wir zugegebenermaßen nicht gerade sparsam fuhren – lag der Verbrauch am Ende dennoch bei gerade einmal 4 Litern. Für ein zügig gefahrenes, 245 PS Starkes Auto immer noch ein herausragender Wert. Beim Preis nehmen sich der eHybrid und der GTE übrigens nur wenig. Ersterer liegt bei knapp unter 40 000 Euro. Den sportlichen GTE bekommt man für 2000 Euro mehr. Dabei sei aber auch die sehr gute Serienausstattung beider Modelle hervorgehoben. So kommen sie ab Werk unter anderem mit Digital Cockpit Pro, Verkehrszeichenerkennung, „Travel Assist“ inklusive automatischer Distanzregelung „ACC“ und Spurhalteassistent „Lane Assist“, einem Notbremsassistenten, einer Klimaautomatik, „Car2X“ sowie LED-Plus-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten. Der kleine Preisunterschied wird durch den Umweltbonus allerdings etwas relativiert: Denn durch den Listenpreis von unter 40 000 Euro gibt es für den eHybrid 4500 Euro Förderung, beim etwas teureren GTE sind es hingegen „nur“ 4000 Euro. Von Steffen Schmidt