Schön schrullig: Die WAZ fuhr den ersten Elektro-Bulli von Volkswagen

Wer meint, die Ära der Elektromobilität bei Volkswagen beginnt mit ID.3 und ID.4, der irrt gewaltig. Schon Anfang der 1970er Jahre experimentierte VW mit elektrisch angetriebenen Autos und brachte den E-Bulli in einer kleinen Serie auf den Markt. Die Autostadt besitzt so einen Elektro-Transporter – WAZ-Redakteur Carsten Bischof schnappte sich den E-Bulli aus dem Jahr 1979 für eine kurze Ausfahrt. Im Elektro-Bulli fehlen Kupplung und drei Gänge: Auf den ersten Blick ist es ein normaler T2. Auf den zweiten Blick fehlt die Kupplung, außerdem sind drei von vier Gängen blockiert. Rückwärts die Rampe runter? Geht, nachdem man einen „R“-Knopf gedrückt hat. Vorwärts geht’s auch, aber nicht schnell: Der Elektro-Motor im Heck leistet 24 PS im Dauerbetrieb, maximal und kurz sind auch 44 PS drin. Aber das ist nicht viel bei einem Leergewicht von 2,1 Tonnen – das ist mehr, als der neue ID.4 wiegt. Allein der im Wagenboden verbaute Batteriesatz wiegt 850 Kilogramm. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei drei Tonnen – die müssen 24 PS erst mal schleppen. In der Praxis ist bei knapp über 40 km/h Schluss. Laut Papieren erreicht der E-Bulli sogar 75 km/h. Aber wir wollen ihn ja nicht quälen. Der Elektro-Bulli surrt wie eine anfahrende Straßenbahn: Zumal er beim Fahren so schön klingt. Er surrt wie eine anfahrende Straßenbahn, fährt sich wie auf Schienen. Das liegt nicht am weichen Fahrwerk, sondern an der fehlenden Servolenkung. Aber das war in den 1970ern egal. Schließlich war der E-Bulli kein Auto für Privatleute, sondern laut Autostadt „ein Testvehikel für kommunale Einsätze“. Zum Beispiel für die Stadtwerke in Stade. Lesen Sie auch „PS Profi“ Sidney Hoffmann dreht TV-Beitrag in der Wolfsburger Autostadt Autostadt: Ex-VW-Chef Carl Hahn holt sich seinen gletscherweißen ID.3 ab Die waren nämlich, ähnlich wie Volkswagen, damals auf der Suche nach einer Alternative zu fossilen Kraftstoffen – niemand wusste, wie es nach der Ölkrise weitergehen würde. Für den E-Bulli ging es nach 1979 und 100 gebauten Fahrzeugen leider nicht weiter. Bis jetzt, denn: Schon bald soll der ID.Buzz auf den Markt kommen: der neue Elektro-Bulli. Von Carsten Bischof