Nackenschlag zur Unzeit: Lockdown trifft Wolfsburger Wirtschaft hart

Zurück auf Anfang: Mit dem Beschluss der Bundes- und Landesregierungen steht ab Mittwoch, 16. Dezember, ein erneuter harter Lockdown bevor. Besonders hart trifft es wieder den ohnehin schon gebeutelten Einzelhandel. Mindestens bis zum 10. Januar darf nur noch verkauft werden, was der Grundversorgung dient. Eine bittere Pille für die Ladeninhaber – natürlich auch in Wolfsburg. Und auch auf den Betrieb bei Volkswagen dürfte der Lockdown Auswirkungen haben. Der neuerliche Lockdown kommt dabei vor allem für den Einzelhandel zur absoluten Unzeit. „Mitten im Weihnachtsgeschäft bedeudet das natürlich einen extremen Schaden“, weiß Marvin Schaber, Center-Manager der City Galerie. „Der Dezember ist der stärkste Monat für den Einzelhandel, dass wird wirtschaftlich sehr wehtun“, stimmt ihm Michael Ernst von den Designer Outlets Wolfsburg (DOW) zu. Frust und Verständnis gehen Hand in Hand: Und das nach einem ohnehin schon verkorksten Jahr. Waren Frequenz und damit auch Umsatz nach dem ersten frühjährlichen Lockdown im Sommer wieder beinahe auf Normalniveau gestiegen, setzte mit steigenden Infektionszahlen seit Oktober wieder ein Abwärtstrend ein, berichtet Schaber. Und nun also mit dem Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft ein weiterer kräftiger Nackenschlag. Verständnis für die Maßnahme zeigen die beiden dennoch. Abgesehen von dem Schaden für die Wirtschaft, sei es angesichts der steigenden Infektionszahlen „eine vernünftige Entscheidung“, so Ernst. Bis zum schicksalsträchtigen Mittwoch gehen Schaber und Ernst nun in den kommenden zwei Tagen von einem Ansturm auf die Geschäfte aus. „Ich glaube schon, dass das jetzt nochmal zu einem spontanen Run führt – wenn auch nicht auf dem Niveau der Vorjahre“, sagt der DOW-Manager. In der City Galerie sei man darauf sogar bereits mit zusätzlichem Reinigungs- und Sicherheitspersonal vorbereitet, verrät Schaber. Mit längeren Öffnungszeiten werden City Galerie und DOW wohl aber nicht reagieren. „Ich glaube nicht, dass das Sinn macht“, sagt Ernst. Lockdown kann auch den Betrieb bei Volkswagen beeinträchtigen: Direkt vom Lockdown betroffen ist Volkswagen nicht. Im Gegensatz zum Frühjahr wird die Arbeit im Werk weiterlaufen. Dennoch dürften die neuen Beschränkungen sich auf den Betrieb im Werk auswirken. Ob und mit welchen Maßnahmen man auf den Lockdown-Beschluss reagiert, werde derzeit diskutiert. Spätestens am Dienstag soll es dazu eine Entscheidung geben, teilte eine Unternehmenssprecherin auf WAZ-Anfrage mit. Der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter habe weiterhin höchste Priorität. Lesen Sie auch: Harter Lockdown ab 16. Dezember: Was ändert sich, welche Corona-Regeln gelten über Weihnachten und Silvester? Weihnachten, Schule, Einkaufen: Diese Corona-Regeln gelten ab Mittwoch in Niedersachsen Corona bei Zulieferer: VW drosselt Produktion im Werk Wolfsburg Die steigenden Infektionszahlen hatten den VW-Betrieb zuletzt sowieso schon stark beeinträchtigt. Seit Frühjahr befindet sich ein großer Teil der Belegschaft konstant im Home-Office. Die Regelung zur mobilen Arbeit wurde bereits am Freitag – also noch vor dem Lockdown-Beschluss – erneut verlängert. Alle Beschäftigten, die mobil arbeiten können und deren Anwesenheit im Betrieb nicht zwingend erforderlich ist, sollen mindestens bis Ende Februar von Zuhause aus arbeiten. Zudem muss VW bereits ab Montag die Golf-Produktion runterfahren, weil ein wichtiger Zulieferer das Werk aufgrund von Corona-Fällen nicht mehr mit Teilen versorgen kann. Für die Weihnachtswoche selbst war der Belegschaft in der Produktion ohnehin schon freigestellt, Urlaub zu nehmen oder Plusstunden abzubummeln. Der Lockdown könnte sich nun aber auch auf weitere Bereiche wie die Fertigung 2 oder die indirekten Bereiche auswirken. Denn das ohnehin schon bestehende Nachfragetief dürfte sich durch die Schließung der Autohäuser noch verschärfen. Und von der nun gegebenen Möglichkeit für Eltern, zuhause zu bleiben, damit die Kinder nicht in die Schule und Kita müssen, werden auch viele VW-Mitarbeiter Gebrauch machen wollen. Von Steffen Schmidt