MAN-Standort in Salzgitter bleibt bestehen

Aufatmen bei MAN in Salzgitter: Die ganz große Abrissbirne bleibt dem Standort erspart. Der Vorstand der MAN Truck & Bus SE hat sich mit dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metall auf ein Eckpunktepapier zur nachhaltigen Neuaufstellung des Unternehmens geeinigt. Dazu gehört der Abbau von 3500 Arbeitsplätzen in Deutschland. Ursprünglich hatte MAN den Abbau von 9500 der 36 000 Stellen in Deutschland und Österreich geplant. Durch eine geplante Verlagerung der Komponentenfertigung nach Polen und die Umstrukturierung der Logistik in eine GmbH stand zunächst der ganze Standort Salzgitter auf der Kippe. Dieser große Kahlschlag ist nun verhindert worden. Brigitte Runge, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Salzgitter, zeigte sich mit der Lösung zufrieden. „Der erste Schritt ist gemacht, wir werden nicht aufgelöst“, sagte sie im Gespräch mit der WAZ. Von den derzeit etwas über 2100 Arbeitsplätzen sollen gemäß des Eckpunktepapiers Ende 2022 noch 1900 unbefristete Stellen überbleiben. Betriebsbedingte Kündigungen sollen aber weiter ausgeschlossen werden. Der Stellenabbau soll sozialverträglich gestaltet werden. „Da wir einen ziemlich hohen Altersdurchschnitt haben, ist das zu verkraften“, erklärte Runge. Einige Standorte stehen weiter vor Schließung: Andere MAN-Standorte haben wohl nicht soviel Glück. Der sächsische Standort in Plauen mit rund 150 Beschäftigten sowie das österreichische Werk Steyr mit 2200 Beschäftigten stünden weiter zur Disposition. Hier prüft der Vorstand alle Optionen, inklusive die eines Verkaufs oder einer Schließung, teilte MAN mit. Allerdings: Allen Mitarbeitern am Standort Plauen wurde ein Angebot zur Weiterbeschäftigung im Volkswagen Werk Zwickau unterbreitet. Und auch allen weiteren Mitarbeitern, die dem Personalabbau zum Opfer fallen, sollen laut MAN Wechselmöglichkeiten innerhalb des Volkswagen-Konzerns angeboten werden. Lesen Sie auch VW-Mitarbeiter mit Kindern können erneut zusätzliche freie Tage beantragen Volkswagen: Halbleiter-Engpass wird zur Staatssache Diesel-Skandal: Betrugsprozess gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn verschoben Die VW-Tochter MAN schwächelt schon seit Jahren. Hinzu kommt jetzt verstärkter Druck durch die EU-Klimavorgaben. Der Vorstand will das Unternehmen nun völlig neu ausrichten und in Zukunftsfelder wie Digitalisierung, alternative Antriebe, aber auch in die Qualifizierung der Mitarbeiter investieren, sagte MAN-Chef Andreas Tostmann. „Das wird ein langer und steiniger Weg. Aber wir werden ihn jetzt mutig gemeinsam gehen." MAN braucht Geld für Zukunftsinvestitionen: MAN stehe vor einem gewaltigen Wandel. „Schon in fünf Jahren wird die Hälfte unserer neuen Busse mit alternativen Antrieben unterwegs sein. Bis 2030 werden mindestens 60 Prozent der Verteiler-Lkw emissionsfrei fahren. Bei den Fernverkehrs-Lkw werden es dann schon 40 Prozent sein. Automatisierung und Digitalisierung werden unsere Branche umkrempeln. Das alles kostet viel Geld, das wir zuerst haben müssen, um es in die Zukunft des Unternehmens zu investieren", so Tostmann. Bei den Investitionen in die Zukunft will der Standort Salzgitter, an dem bisher Achsen und Kurbelwellen gefertigt werden, nicht leer ausgehen. „Wir brauchen ein Zukunftsthema für Salzgitter, damit wir in drei Jahren nicht wieder an diesem Punkt stehen“, sagte Runge. Genau dabei müsse es jetzt in den folgenden Gesprächen gehen. Von Steffen Schmidt