ID.3 von Volkswagen im Alltagstest: Redakteur Steffen Schmidt und sein E-Auto

Grün ist die Hoffnung: Diese alte Redensart trifft derzeit auch meine Ladefahrten mit meinem ID.3 zu. Noch bin ich – zu Testzwecken frei gewählt – ohne heimische Wallbox mit dem Elektro-Auto unterwegs. Dabei zeigt sich: Auch wenn Wolfsburg über ein im Vergleich zu vielen anderen deutschen Städten gut ausgebautes Ladenetz verfügt, kann das „Auftanken“ doch zum Nervenkitzel werden. Erste Anlaufstellen sind für mich dabei die mobilen Schnellladesäulen. Doch diese sind längst nicht immer verfügbar. Nur wenn die LED-Anzeige am Dach der Säule grün leuchtet, kann auch geladen werden. Lesen Sie auch ID.3 von Volkswagen: Erfahrungsbericht von WAZ-Redakteur Steffen Schmidt Volkswagen baut Ladeinfrastruktur an Standorten weiter aus Bei VW in Wolfsburg rollen die Bänder wieder: Wiederanlauf verläuft planmäßig Doch leider sah ich den ersten vier Wochen, in denen ich nun elektrisch unterwegs bin, häufiger rot. An der meinem Wohnort am nächsten gelegenen mobilen Schnellladesäule in Wendschott auf dem Aldi-Parkplatz hatte ich bisher noch nie Glück. Und das nicht etwa, weil die beiden Ladepunkte besetzt waren. Bei meinen abendlichen Ladefahrten stand die Säule vielmehr verlassen da, dennoch aber kein Strom für mich bereit. Mobile Schnellladesäulen haben nicht immer Saft: Der Grund dafür ist einer Eigenheit dieser Ladesäulen, die VW der Stadt zum Geburtstag schenkte, geschuldet. Die Geräte funktionieren ähnlich einer Powerbank für das Handy. In ihnen ist also Energie gespeichert – und zwar je nach Modell zwischen 200 un 300 Kilowattstunden. Dadurch, dass sie fest an das Stromnetz angeschlossen sind, lädt sich die Powerbank fürs Auto stetig wieder auf, sofern nicht gerade ein E-Auto an ihr angeschlossen ist. Dieser Aufladevorgang geht zwar schneller, als an einer normalen Haushaltssteckdose, doch wesentlich langsamer, als das Abgeben des gespeicherten Stroms an das Auto. Der ID.3 könnte theoretisch 125 Kilowatt pro Stunde auftanken, im Realbetrieb liegt die Geschwindigkeit meinen Erfahrungen nach bei rund 90 kW pro Stunde. Damit ist klar: Irgendwann haben die Akkus in der Ladesäule keinen Saft mehr, den sie an die Fahrzeuge abgeben könnten und müssen sich zunächst selbst wieder aufladen. Das führt dazu, dass auch mitten im Ladevorgang die LED-Anzeige auf rot springen kann – und das auch nach kurzer Zeit, wie ich selbst schon feststellen musste. Wärmepumpe empfiehlt sich für Vielfahrer: Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Schließlich ist das Schnellladen, dass sonst bis etwa 80 Cent pro Kilowattstunde kosten kann, an diesen Säulen noch immer kostenlos. Und wer auf Nummer sicher gehen will, der kann zudem die festen Ladeparks – an der E-Mobility-Station an der Braunschweiger Straße oder beim Autovision Forum in Fallersleben – anfahren. Wobei man stets eine passende App oder Ladekarte dabei haben sollte. Damit ist dann aber zu jeder Zeit für ausreichende Stromversorgung gesorgt. Mit etwas Voraussicht ist Liegenbleiben damit eigentlich nicht möglich. Damit sich die Anzahl der Ladefahrten in Grenzen hält, scheint übrigens gerade für Vielfahrer die optionale Wärmepumpe eine gute Idee zu sein. Meine ersten Erfahrungen zeigen: Die Reichweite meines ID.3 fällt im Winter aufgrund von Heizung und Co. doch wesentlich geringer aus, als nach WLTP angegeben. Statt der angekündigten 420 Kilometer, liegt sie derzeit schätzungsweise rund 100 Kilometer darunter. Mit der Wärmepumpe, durch die Wärme selbst aus winterlicher Außenluft generiert werden kann, dürfte da dann doch mehr drin sein. Für E-Auto-Interessenten sollte diese Option zumindest eine Überlegung wert sein. Von Steffen Schmidt