Geschlossen weltoffen: Neue Kampagne von IG Metall, Stadt und Kirchen

Rund 15 Jahre ist es her, da wollte der bekennende Neonazi und NPD-Politiker Jürgen Rieger in Wolfsburg aus dem ehemaligen Möbelhaus Alsdorff in Wolfsburg ein „KdF-Museum“ machen. Widerstand formierte sich, es war die Geburtsstunde des sogenannten „Schulterschlusses der Wolfsburger Demokraten“. Das Netzwerk aus Netzwerk aus zivilgesellschaftlichen Akteuren wie der IG Metall, der Stadt, den Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie Vereinen setzt sich seitdem in Wolfsburg für Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz ein. Lesen Sie auch So kam die VW-Werbung auf die rechte Breitbart-Seite Bernd Osterloh: Batteriezellenknappheit bremst die Golf 8-Produktion Das Geschäft mit den Diesel-Klagen: Volkswagen kritisiert Anwälte Auch in Corona-Zeiten hat das Netzwerk dieses Engagement nicht aus den Augen verloren und will nun mit einer neuen Kampagne dem Kampf für diese Werte neue Kraft verleihen und deutlich Flagge zeigen. „Wir wollen mit unserer neuen Kampagne die Entstehung demokratie- und menschenfeindlicher Haltungen sowie extremistischer Einstellungen verhindern und Radikalisierungsprozesse frühzeitig unterbrechen“, betont Iris Bothe, Dezernentin für Jugend, Bildung und Integration der Stadt Wolfsburg. Herz-Symbol steht im Mittelpunkt der Kampagne: Auch wenn die IG Metall mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sowie den aktuellen Tarifverhandlungen viele schwierige Themen vor der Brust habe, wolle und dürfe man den Kampf gegen demokratiefeindliche Strömungen und Intoleranz nicht aus dem Auge verlieren, betont auch der Zweite Bevollmächtigte der Wolfsburger IG Metall, Christian Matzedda. „Wir sehen es als unsere Pflicht, auch vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen, den politischen Raum mit unseren Werten zu besetzen und nicht den Extremisten zu überlassen“, so Matzedda. Die Pandemie macht es dem Bündnis dabei nicht gerade leichter. Öffentliche Veranstaltungen, wie etwa vor fast genau einem Jahr nach dem Anschlag in Hanau oder anlässlich der internationalen Woche gegen Rassismus, sind in diesen Zeiten nicht umsetzbar. Mit einer neuen Kampagne will der Schulterschluss deswegen auf anderem Wege ein Zeichen setzen. Protagonist der Kampagne ist dabei das Herz-Symbol – angelehnt an die Umrisse der Stadt der Wolfsburg auf einer Landkarte. „Das Herz taucht überall auf und wird zum Zeichen dafür, wofür das Herz der Wolfsburger schlägt“, erklärt Christian Matzedda. Dazu gehört der Slogan „Geschlossen weltoffen“. Beides zusammen wird in den kommenden Wochen und Monaten das Stadtbild Wolfsburgs prägen – sowohl digital als auch in Form von Plakaten an exponierten Stellen Wolfsburgs. Den Anfang etwa macht eine am Montag mit Logo und Slogan bemalte Hausfassade an der Kreuzung am Südkopfcenter. Mitmachen ist einfach: Ziel der Kampagne ist es auch, so viele Wolfsburger wie möglich mit ins Boot holen. „Wir wollen die Bürger offen ansprechen und ermutigen, Flagge zu zeigen“, sagt Matzedda. So versuche man etwa, zahlreiche Vereine zum Mitmachen zu ermutigen. Das ist denkbar einfach, denn das gesamte Kampagnenmaterial ist auf der Internetseite www.geschlossen-weltoffen.de frei verfügbar. Somit kann jeder Betrieb, Verein aber auch jede Privatperson die Botschaft des Bündnisses im Netz verbreiten. Etwas später sollen zudem Gimmicks wie Tragetaschen oder Buttons mit dem Logo folgen. Wenn es die Pandemielage zulässt, sollen dann bald auch wieder öffentliche Veranstaltungen stattfinden. Dabei will das Bündnis das Rad allerdings nicht neu erfinden. „Eine unserer Hauptaufgaben ist das Netzwerken. Wir haben in Wolfsburg bereits viele schöne Traditionen und Aktionen, die wir auf breitere Füße stellen können“, sagt Dr. Ulrich Lincoln, Probst Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Petrus. Von der Redaktion