Erster Test im Januar: Umbau des VW-Kraftwerks in Wolfsburg schreitet voran

Die Veränderungen ist bereits von Weitem zu erkennen: Das VW-Kraftwerk am Mittellandkanal hat mittlerweile sechs statt vier Schornsteine. Grund dafür ist die Umrüstung des Wolfsburger Wahrzeichens von Kohle auf Erdgas. Die aufwendigen Arbeiten sind derweil schon weit fortgeschritten. „Unser Ziel ist es, im Januar die Gasturbine testweise zu zünden“, berichtet der technische Geschäftsführer der VW Kraftwerk GmbH, Matthias Barkowski. „Wir kommen gut voran. Es fehlt eigentlich nur noch der Dampfturbinentransformator, den wir für Mitte November erwarten, alle anderen Großkomponenten wurden bereits angeliefert und montiert“, so Barkowski. Aktuell werden die Elektrik und letzte Rohrleitungen verlegt. Die Anlieferung der Komponenten hatte in den vergangenen Monaten bereits Aufsehen erregt. Die Module wogen bis zu 160 Tonnen und mussten teilweise mithilfe schwimmender Spezialkräne entladen werden. Für Barkowski waren diese Dimensionen keine Überraschung. „Wer in einem Kraftwerk arbeitet, kennt das“. Herausfordernd seien vielmehr die beengten Platzverhältnisse in dem denkmalgeschützten Gebäude gewesen. „Vor einem Jahr waren die Maschinenhalle und das Pumpenhaus quasi leer, heute sind diese Räume vollgestellt mit Technik. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes, logistisches Konzept. Eine tonnenschwere Gasturbine können sie im Nachgang nicht mehr verrücken. Wenn die steht, dann steht sie“, erklärt der technische Leiter. Volkswagen spart mit der Umrüstung massig Emissionen ein: Mit der Umstellung von Kohle auf Erdgas senkt Volkswagen die CO2-Emissionen in der Strom- und Wärmeerzeugung dauerhaft um rund 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr – fast 60 Prozent weniger als bisher. Zum Vergleich: Die Ersparnis entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von aktuell etwa 870 000 Fahrzeugen. Dafür nimmt man auch eine kleine Veränderung der Silhouette des Wolfsburger Wahrzeichens in Kauf. Der Denkmalschutz war dabei mit an Bord. Barkowski: „Wir haben uns eng mit den Behörden abgestimmt. Im Wesentlichen ist die Silhouette des Kraftwerks ja gleich geblieben.“ Denn die neuen Kamine sind nach hinten versetzt und mit lediglich 65 Metern nur ungefähr halb so hoch wie die vier alten Schornsteine. Hinzu kommt, dass sie sich auch farblich absetzen. „Es war eine bewusste Entscheidung, die neuen Kamine weiß zu streichen. Der Denkmalschutz wollte es so. Das Neue soll sich deutlich vom Alten abheben“, erklärt Barkowski. Am Kraftwerk West entsteht ein komplett neues Gebäude: Gebraucht werden die neuen Schornsteine, weil die alten für die moderne Gasturbinenanlage nicht nutzbar sind. Zum simplen Beiwerk werden die vier Türme deshalb dennoch nicht. An sie werden Heizwasser-und Dampfkessel angeschlossen, um zusätzliche Fernwärme zu erzeugen. Zudem dienen sie künftig als Reserve, falls die Gas- und Dampfturbinenanlage ausfallen sollte. Übrigens: Volkswagen rüstet auch das Kraftwerk West auf Erdgas um. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Dort entsteht auf der ehemaligen Kohlenhalde ein komplett neues Gebäude. „Wir haben bereits rund 1000 Bohrpfähle in die Erde getrieben und die Bodenplatte gegründet. Ab November wird das Gebäude langsam in die Höhe wachsen, nur den Kühlturm und kleinere Nebengebäude werden wir weiter nutzen“, berichtet Barkowski. Auch im kommenden Jahr werden also wieder riesige Kraftwerkteile in Wolfsburg angeliefert. Lesen Sie auch VW: Neue Türme fürs Kraftwerk Jetzt wird es rasant: Volkswagen präsentiert Golf GTI Clubsport Trotz Corona: Volkswagen-Jubilare dürfen weiter feiern Von Steffen Schmidt