Handicap Dolls: Dieses Geschäft könnte bald in Grafhorst eröffnen

Nicole Sarripapazidis hält ihre Puppen im Arm. Eine von ihnen hat eine Kanüle im Arm stecken, eine andere ein geschientes Bein. Jede Puppe ist einzigartig und doch haben sie alle eins gemeinsam: ein Handicap. Die Puppen sitzen im Rollstuhl, haben Magensonden oder eine Sehbehinderung. Vor knapp zwei Jahren hatte Sarripapazidis eine Idee: sie wollte für Kinder mit einer Behinderung Puppen nähen. Nun kann sie sich vor Aufträgen kaum noch retten und möchte in Grafhorst einen eigenen Laden eröffnen. Grafhorsterin will Job aufgeben und sich selbstständig machen: Dafür wagt sie den Sprung ins kalte Wasser: sie gibt ihre Arbeit als Medizinische Fachangestellte auf und wird selbstständig. Schon einmal hatte die Grafhorsterin eine berufliche Veränderung hinter sich. Vor drei Jahren gab sie ihren Job auf und kümmerte sich um ein Kind mit Behinderung. „Ich merkte, wie schwierig es war, passende Kleidung für ein Kind zu finden, das über eine Magensonde ernährt wird. Und am Kinderwagen hing immer ein Beutel für die Nahrung“, berichtet Sarripapazidis. Bei Spaziergängen hätten sie viele Blicke ertragen müssen. Aus diesem Grund begann sie zunächst Rucksäcke für die Nahrungsbeutel zu nähen. Später kam ihr die Idee der Handicap Dolls. Puppen-Designerin gewinnt Preise für ihre Arbeit: Sarripapazidis gewann 2018 den Design-Preis der Firma Dotex Award (damals noch für Puppenkleidung), im gleichen Jahr den Innovationspreis des Landkreises Göttingen, bei der RTL-Show „Hol Dir die Kohle“ stellte sie einer Jury die Puppen vor und kam bis ins Finale. Ihre Puppen verkauft Sarripapazidis mittlerweile bundesweit, sie hat auch Abnehmer aus Österreich und der Schweiz. Puppen bauen Brücken zwischen den Kindern: Eine Puppe von Sarripapazidis reiste per Post in die Pfalz. In die Arme genommen wurde die Puppe von Ella. Das dreijährige Mädchen leidet am William-Beuren-Syndrom, einer Genmutation des siebten Chromosoms. Ellar ist herzkrank, sie muss über eine Sonde ernährt werden. Zahlreiche Narben sind über ihren Körper verteilt, wie ihre Mutter Olga Gabelmann berichtet. Am Körper von „Mini-Ella“, der Puppe des Mädchens, sind Narben am Brustkorb, am Rippenbogen und am Bauch. „Die Puppe hilft unserer Tochter im Kindergarten, sie baut Brücken zwischen den Kindern“, sagt die Mutter. Ella zeige den anderen Kinder an der Puppe, wie ihr Körper aussehe und müsse sich nicht selbst anfassen lassen. „Die Kinder akzeptieren unsere Tochter, sie gehen vorsichtig mir ihr um. Das ist ein tolles Gefühl für uns alle“, berichtet die Mutter. Hinter jeder Puppe steckt ein persönliches Schicksal. „Wenn ich die Puppen nähe, fließen schon mal die Tränen“, sagt Sarripapazidis. Sie erinnert sich an einen Jungen, der sehr in sich gekehrt war. Er saß im Rollstuhl. Doch die Ärzte konnten die Ursache seines Problems nicht herausfinden, weshalb das Kind immer nur ein paar Schritte lief. „Er wurde in der Schule gemobbt und körperlich verletzt“, berichtet die Grafhorsterin. Über seine Sorgen sprach er nicht. Er bekam eine Handicap-Doll. Die Puppe habe ihm geholfen, sich zu öffnen und über seine Ängste zu reden, berichtet die Grafhorsterin. Seine Gehstörung ging auf eine Angststörung zurück. Schließlich habe er die Schule gewechselt und wieder begonnen zu laufen. Eine Puppe kostet zwischen 200 und 350 Euro: Im vergangenen Jahr hat Sarripapazidis 30 Puppen verkauft. Und allein im Januar 2020 sind 80 Bestellungen eingegangen. „Davon hätte ich niemals zu träumen gewagt“, sagt die Grafhorsterin. Eine Puppe kostet zwischen 300 und 350 Euro. Doch nicht jeder kann sich das leisten, deshalb bietet Sarripapazidis Patenschaften an. „Wer möchte, kann sich an den Kosten der Puppen beteiligen“, berichtet die Näherin. 320 Patenschaften sind bereits angemeldet oder übernommen worden. Und die quirlige Puppennäherin sprüht vor weiteren Ideen: sie möchte in Grafhorst einen Verein gründen, eine Art Mehrgenerationen-Treff. Dort könnten ältere Menschen, wenn sie möchten, Kleidung für die Puppen nähen und man unterstützt sich bei Einkäufen und Arztbesuchen. „Und dann ist da dieser leerstehende Laden in der Wahrstedter Straße, dort war die Bäckerei Meyer drin“, sagt Sarripapazidis. Ein eigenes Geschäft in Grafhorst –da schlage ihr Herz für. Weitere Informationen zu den Puppen von Nicole Sarripapazidis sind unter www.nicolettas-handicap-dolls.de erhältlich. Lesen Sie auch: Innovationspreis für Spezial-Body Handicap-Dolls aus Grafhorst erobern die Welt und kommen bei RTL-Show ins Finale Von Nina Schacht

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