Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs im Bürger-Dialog: Kaum jemand wollte „Mit Mohrs reden“

Überraschend, aber wahr: „Kaum jemand wollte „Mit Mohrs reden“, als sich am Donnerstagabend das Wolfsburger Stadtoberhaupt einem durchaus brisanten Thema der Bürgerschaft stellen wollte. „Haushalt und Finanzen“, lautete die Überschrift. Nur sechs Besucher waren dazu in den Hörsaal des Alvar-Aalto-Kulturhaus gekommen, doch Oberbürgermeister Klaus Mohrs nahm es mit einem Schmunzeln : „Man könnte fast meinen, dass alle in der Stadt mit dem Sparhaushalt zufrieden sind“, sagte er. Hallenbad Sandkamp wurde erst vor wenigen Jahren saniert: Dennoch stellten sich Mohrs und der gerade erst gekürte Kämmerer und Stadtrat Andreas Bauer unverdrossen den vorgebrachten Anfragen, die sich zunächst vor allem um drohende Bäderschließungen drehten. Günter Schütte von der Wolfsburger Flüchtlingshilfe und Melanie Ziembinski, technische Leiterin Ausbildung bei der DLRG Vorsfelde, kritisierten dabei unter anderem die im Raum stehende Schließung des Hallenbades Sandkamp. „Es ist unverständlich“, so hoben sie hervor, „dass ausgerechnet das gut ausgestattete Hallenbad zur Disposition stehen soll.“ Immerhin habe die Stadt vor wenigen Jahren mehrere Millionen Euro in die Sanierung investiert. Der Antwort von Klaus Mohrs war zu entnehmen, dass Flüchtlingshilfe und DLRG mit ihrem Anliegen offenbar bereits Gehör in den Ratsparteien gefunden haben dürften. „Die politische Meinung tendiert dahin, dass Sandkamp erhalten bleibt“, sagte er. Allerdings dürften nach seiner und des Kämmerers Ansicht die Bäder nicht gänzlich von jeglichen Sparmaßnahmen ausgenommen werden. Mohrs regte verkürzte Öffnungszeiten für die Wolfsburger Freibäder an: Eines könne eine Woche später geöffnet, ein anderes eine Woche früher geschlossen werden, schlug er vor. Öffnungszeiten, die sich nach dem jeweiligen Wetter richteten, erachtete Mohrs aufgrund von Personalplanungen als nicht umsetzbar. Wolfsburg habe das Luxusproblem, dass im Stadtgebiet immer mehr Kinder geboren würden: Mit einer Fülle von Fragen waren die beiden Wolfsburger Senioren Christine Hasler und Rudolf Schwarz ins Kulturzentrum gekommen, wobei sich die alte Dame durchaus gut informiert zeigte. Wo denn die größten Ausgabeposten angesiedelt seien, fragte Hasler. „Eindeutig im Bereich Kita und Schulen“, erläuterte Mohrs. Wolfsburg habe nämlich das Luxusproblem, dass im Stadtgebiet immer mehr Kinder geboren würden. Man sei gefordert, familienfreundlich zu sein. Und zur Wohnungsbauoffensive: Rund 78.000 Pendler fahren laut Mohrs täglich teilweise anderthalb Stunden zum Arbeitsplatz nach Wolfsburg. Wenn nur ein Zehntel den Wunsch hege, in die Stadt zu ziehen, sei das zukünftige Wohnungskontingent bereits wieder erschöpft. Schließlich gab es noch eine Anfrage zur Strafzahlung von Volkswagen an das Land Niedersachsen, die der Konzern sogar noch von der Steuer habe absetzen können. Wolfsburg sei damit ein beträchtlicher Einkommensbetrag verloren gegangen. Mohrs antwortete leicht gequält: „Wir haben Gesprächsversuche mit dem Land unternommen“, berichtete er. So richtig erfolgreich seien die aber nicht verlaufen. Lesen Sie auch: 19. Februar 2020: Hallenbad Sandkamp: So stehen die Chancen für den Sommerbetrieb 17. Februar 2020: Sommerschließung: Tauchclub startet Petition fürs Hallenbad Sandkamp 29. Januar 2020: Sparen am Sport: Diese Maßnahmen könnten kommen 28. Januar 2020: Bäderschließungen: Wolfsburger sind empört 23. Januar 2020: Wolfsburg will sparen: Welche Bäder werden geschlossen? Von Burkhard Heuer

Klaus Mohrs - OB im Bürger-Dialog: Kaum jemand wollte „mit Mohrs reden“