Wolfsburgs Gastronomen: Dehoga-Kreisvorsitzende Perricone schlägt Alarm

Wolfsburgs Dehoga-Kreisvorsitzende Melanie Perricone wählt drastische Worte zur Situation der Gastronomie: „So wie es jetzt ist, geht es nicht mehr weiter. Es besteht dringender Handlungsbedarf.“ Das größte Problem im zweiten Lockdown: Von der versprochenen finanziellen Hilfe der Bundesregierung haben die meisten Betriebe noch nichts gesehen. Bis die Gastronomen die versprochenen Hilfen erhalten, könnte es noch dauern: Lange Zeit war es für die Restaurants gar nicht möglich, einen Antrag auf Unterstützung zu stellen. Der Grund: Die Bundesregierung hatte Probleme mit der Umsetzung, eine IT-Plattform musste umprogrammiert werden. Die Politik kündigte deshalb immerhin Abschlagszahlungen bis Ende November an. „Die meisten haben aber auch die noch nicht bekommen“, berichtet Perricone. Sie geht davon aus, dass es bis Mitte Januar dauern könnte, bis die finanziellen Hilfen da sind. Dabei sei die Situation bereits jetzt dramatisch: „Teilweise konnten die Gehälter für November noch nicht gezahlt werden.“ Die Außer-Haus-Angebote seien „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Denn: In der Regel verdienen die Betriebe laut Perricone vor allem an den Getränken. Hinzu kommt: „Bereits in den vergangenen neun Monaten sind alle Feiern ausgefallen. Wir hatten keine Zeit, um uns Reserven anzulegen.“ Die Weihnachtszeit ist normalerweise besonders umsatzstark: Der November und der Dezember sind laut der Dehoga-Vorsitzenden normalerweise die umsatzstärksten Monate im Jahr. Vor wenigen Tagen forderte sie deshalb in einer Mitteilung der Wolfsburger PUG bereits „unbürokratische, schnelle und pragmatische Lösungen“. Die Parteiunabhängige Gemeinschaft schlägt vor, dass die Stadt die zugesagten Hilfen des Bundes aktiv einfordert. Zudem soll die Verwaltung Soloselbstständige und Gastronomen beim Antragsverfahren unterstützen. Darüber hinaus fordert die PUG, dass die Stadt den Antragsstellern unbürokratisch ein „städtisches Vorab-Darlehen“ in entsprechender Höhe gewährt und auszahlt. Es soll im Zuge der eingehenden Hilfen getilgt werden. Lesen Sie auch: Mit Gans-to-go gegen die Verzweiflung: So ist die Stimmung bei Wolfsburger Gastronomen „Aus Sicht der PUG-Fraktion darf es nicht sein, dass hier der durch den erneuten Lockdown besonders betroffene Personenkreis als letztes Glied in der Kette von der Kommune allein gelassen wird, was dazu führen kann, dass die Hilfen des Bundes zu spät eingehen und dann nur noch in die Insolvenzmasse fallen“, meint Fraktionssprecher Andreas Klaffehn. Die Gewerkschaft fordert zusätzliche Hilfen für die Beschäftigten in der Gastronomie: Katja Derer, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in der Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz, warnte vor wenigen Tagen vor den Folgen des Lockdowns für die 2900 Beschäftigten im Wolfsburger Gastgewerbe. Bei Köchen, Kellnern und Hotelangestellten reiche das Geld „kaum mehr für die Miete – von Weihnachtsgeschenken ganz zu schweigen“. Die NGG fordert daher zusätzliche Hilfen. Von Melane Köster