Marianne Gehres Pflegerinnen, Ärzte und Fußkosmetiker telefonieren oft nach New York. Denn dort lebt in einem Vorort die Tochter Birgit, die sich von dort aus um die Pflege ihrer Mutter kümmert – und alle zwei Monate persönlich vorbeikommt. Auch drei Enkel und vier Urenkel wohnen in den USA, kommen aber regelmäßig im Sommer vorbei. Und wenn die ausgewanderte Familienhälfte Weihnachten drüben feiert, kommt zuverlässig die andere Tochter, Heidrun, über die Feiertage vorbei.
Auch Marianne Gehre selbst war schon in den USA, mit über 90 Jahren zum Beispiel zur Hochzeit ihres Enkels. Die USA hätten ihr gut gefallen, erzählt die 102-Jährige. Auch ihr Englisch, das sie in der Handelschule gelernt hatte, konnte sie ein wenig zum Einsatz bringen. „Aber radebrechen“, lacht sie.
Noch immer ist Marianne Gehre fitter als viele ihre Freunde, sogar die noch jüngeren. Ihr Geheimnis: tanzen und gesunde Ernährung. Und da hat sie einige Tipps – Brennnessel- und Ringelblumentee aus dem Garten, täglich Apfelessig mit Honig und Wasser und: Kefir. Den machte sie über 50 Jahre selbst aus einem Kefirknollen, den sie von ihrer Mutter übernahm. Der Kefirpilz wird für ein bis zwei Tage in Milch gelegt und immer wiederverwendet. „In den USA mussten wir immer Hotels mit Küche am Zimmer suchen, damit meine Mutter ihre Milch abkochen konnte“, erinnert sich Tochter Birgit lachend.
Der Geheimtipp scheint funktioniert zu haben: Marianne Gehre braucht zwar zum Gehen inzwischen einen Rollator, aber sonst ist sie munter. Wenn die befreundete Nachbarin vorbeikommt, reden die beiden nicht nur, sondern stimmen gern gemeinsam das eine oder andere Liedchen an.
Von Frederike Müller