Wolfsburger Kinderschutzbund sucht Bildungspaten

Bundesweit können fast 20 Prozent der Viertklässler nur schlecht lesen und ein Drittel davon bekommt schulische Förderung – zu diesem Ergebnis kam die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung von 2016. Um diesem Problem entgegenzuwirken, haben Jürgen und Sonja Ebbecke vom Wolfsburger Kinder- und Jugendschutz ein neues Projekt ins Leben gerufen: die Bildungspaten. Kinderschutzbund kooperiert mit der Bunten Grundschule: In Kooperation mit der Bunten Grundschule in Westhagen hat der Verein im vergangenen Jahr die Patenschaften aus der Taufe gehoben und möchte jetzt mit diesem besonderen Projekt durchstarten. Schon in der Grundschule seien bei manchen Kindern Defizite beim Lesen, Schreiben und Rechnen erkennbar. Und nicht alle Eltern seien in der Lage, ihre Kinder ausreichend zu unterstützen. Hier setzen die Bildungspaten an und helfen den Kindern in der Nachmittagsbetreuung beim Lernen und Hausaufgaben machen. Außerhalb der Nachmittagsbetreuung können die Kinder auch einzeln betreut werden. Das ermöglicht es den Paten ihnen mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zu geben. Ein Erfolgsbeispiel ihrer Arbeit: Ein Junge, dessen Familie seit drei Generationen von Sozialhilfe abhängig war, schaffte als erster in der Familie das Abitur. Für die Arbeit in der Schule wurde ein Laptop vorausgesetzt, den die Eltern sich allein nicht hätten leisten können. Neben der Betreuung half der Verein beim Laptop aus und ermöglichte ihm dadurch seinen Weg zum Abitur. Neben dem neuen Bildungspatenprojekt bietet der Kinder- und Jugendschutzbund Wolfsburg noch weitere Projekte an, die Kindern helfen sollen. Zum einen gibt es da die Familienpatenschaften, die jetzt ins 13. Jahr gehen. Dabei verbringt der Pate mindestens einmal pro Woche mehrere Stunden mit der Familien und unterstützt sie im Alltag, ganz nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“. Meist sind es Alleinerziehende, die diese Hilfe in Anspruch nehmen, etwa wenn sie einen Arzttermin haben, aber niemanden, der auf die Kinder aufpassen kann. Aber auch Familien, die interne Probleme haben, können Hilfe erhalten. Dabei wird besonderen Wert darauf gelegt, dass die Hilfe nicht „übergestülpt“ wird, sondern auf Augenhöhe stattfindet. Dafür begleiten die Paten die Familien und können dadurch Einblicke in ihr Zusammenleben gewinnen und Ursachen für manch ein Problem finden, das der Familie selbst vielleicht gar nicht bewusst ist. Jürgen Ebbecke, Vorsitzender des Vereins: „Oft kristallisieren sich die eigentlichen Probleme erst mit der Zeit heraus, wenn sich die Leute geöffnet haben.“ Geduld sei für diese Arbeit das wichtigste. Ein Vorteil der Paten ist, dass sie ohne Verbote arbeiten, sondern versuchen Alternativen aufzuzeigen und die Patenschaft zeitlich nicht begrenzt sind. So hat Sonja Ebbecke aktuell eine Patenschaft, die schon im vierten Jahr besteht. Wenn Paten zu Familienfeiern eingeladen werden, sei das eine enorme Bestätigung ihrer Arbeit. Die Familien sagen oft: „Ihr gehört doch auch irgendwie mit dazu.“ Bereits seit 27 Jahren engagieren sich Sonja und Jürgen Ebbecke in der Jugendarbeit, bis 2017 gehörte der Verein noch zum Deutschen Kinderschutzbund, löste sich dann aber von der Organisation, um ihr „Notinsel“-Projekt weiterführen zu können. Der Kinder- und Jugendschutz Wolfsburg bietet Patenschaften und Kurse an, mit denen Kindern und Jugendlichen geholfen werden soll. Wer möchte Bildungspate werden: Dieses Jahr möchte das Ehepaar mit ihrem Verein 15 bis 20 Kindern eine Bildungspatenschaft ermöglichen. Aktuell hat der Verein nur zwei Bildungspaten, sucht aber noch weitere, denn die Nachfrage sei groß. Da der Stoff in der Grundschule überschaubar ist, wären viele Leute in der Lage zu helfen. Interessenten können sich unter (0 53 61) 8 91 61 43 melden. Lesen Sie auch: So helfen Ehrenamtliche beim Lesenlernen Der Kinderschutzbund Wolfsburg bietet auch den Gewaltpräventionskurs „Nicht mir mir!“ an, in dem Kinder und Jugendliche lernen, Gefahrensituationen zu erkennen und zu umgehen, selbstbewusst aufzutreten und Hilfe zu holen, sowie sich zu verteidigen, wenn es nötig ist. Aktuell laufen fünf dieser Kurse unter der Leitung von Frank Lambrecht, Gründer des Kampfsportvereins Goshin-Jutsu-No-Michi in Oebisfelde. An der Friedrich von Schiller Schule findet die AG bereits zum dritten Mal statt. Mehr Infos zum Verein und seinen Projekten gibt es im Internet unter hier. Von Žan Vidmar Zorc

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