Wolfsburg: Wegen Corona schaffen sich Menschen mehr Hunde an

Immer mehr Menschen schaffen sich einen Hund an. Das hängt offenbar auch mit der Corona-Pandemie zusammen. Zahlen der Verwaltung in Wolfsburg bestätigen: Hier ist im Jahr 2020 die Zahl der angemeldeten Tiere deutlich gestiegen. Vorteile für das Tierheim in Sülfeld ergeben sich dafür bisher allerdings nicht – die Zahl der Vermittlungen bleibt in etwa gleich. 5731 Hunde angemeldet: Zum 31. Dezember 2019 waren laut Stadtsprecherin Elke Wichmann 5617 Hunde in Wolfsburg angemeldet, am 31. Dezember 2020 waren es 5731 Hunde – also gut 100 mehr als im Vorjahr. Und noch etwas scheint den Trend zum Hund zu belegen: „Das Tierheim Wolfsburg hat aktuell ein erhöhtes Aufkommen an Anfragen zum Ablegen des Sachkundenachweises“, sagt Wichmann, die ergänzt: „Und in den letzten Wochen gab es eine erhöhte Anzahl von Anfragen und ein erhöhtes Interesse an der Vermittlung von Hunden.“ Bleibt zu hoffen, dass nach den Homeoffice-Zeiten nicht auch die Zahl der ausgesetzten oder abgegebenen Hunde im Tierheim ansteigt. Zurzeit verzeichnet die Homepage des Tierheims in Sülfeld 15 zu vermittelnde Hunde – einige leben schon seit mehreren Jahren dort, sechs von ihnen kamen 2020 hinzu. „Viele Tierheimhunde stellen besondere Anforderungen an den neuen Besitzer und es bedarf oftmals Erfahrung oder Kenntnisse, die nicht immer vorhanden sind“, erläutert Elke Wichmann. Kriterien des Tierheims: Nadine Becker, Tierärztin im Tierheim in Sülfeld, erklärt: „Wir prüfen, unabhängig von Corona bedingten Umständen, immer nach den gleichen Kriterien und mit gleichbleibender Gründlichkeit, ob Hund und Halter zueinander passen.“ Vor der Anschaffung eines Vierbeiners sollten sich die künftigen Halter mindestens so sicher sein, wie vor einer Heirat – denn im Zweifelsfall dauert ein Hunde- oder Katzenleben sogar länger als eine durchschnittliche Ehe. Doch wer weder einen Ehepartner noch eine Hund haben möchte oder findet, der muss trotzdem nicht für immer allein bleiben, falls er sich auch mit einem anderen Lebewesen anfreunden kann, dem er die geeigneten Wohnverhältnisse, genügend Zeit und Geld für die Versorgung bieten kann. Viele der 95 Happy-End-Geschichten auf der Homepage des Wolfsburger Tierheims drehen sich um Kleintiere. So fand der schüchterne Wellensittich Loui im neuen Zuhause Anschluss an weitere Vögel, ein Meerschweinmann entpuppte sich nach Orts- und Namenswechsel (früher Zorro, heute Fred) als richtiger Charmeur und die Familie der „Goldstücke“ Bobby und Dobby bedankt sich beim Tierheim-Team für das Vertrauen und die Beratung. Auf Vermittlung warten im Tierheim in Sülfeld neben den 15 Hunden und 13 Katzen zurzeit einige Kanarienvögel und Wellensittiche sowie Kaninchen unterschiedlicher Rassen. Der Deutsche Tierschutzbund bietet übrigens mit seiner Broschüre „Welches Tier passt zu mir?“ grundlegende Tipps für die Entscheidung.Besuche im Tierheim sind zurzeit nur nach vorheriger Terminvereinbarung per Telefon (05362/51063) oder E-Mail an tierheim@wolfsburg.de möglich. Kurse für ehrenamtliche Gassigänger finden während der Corona-Pandemie wegen der Auflagen zum Gesundheitsschutz nicht statt. Abgefragt werden der Abschluss einer Hundeversicherung und ein Sachkundenachweis sowie Auskunft darüber, wo und wie das Tier gehalten wird – dazu gehört, wie viele Stunden der Hund voraussichtlich allein ist und wie oft der Mensch, der ihm ein Zuhause gibt, mit ihm spazieren geht. Lesen Sie auch Tierheim Wolfsburg sucht neues Zuhause für Hütehund Grawp Tierheim-Katzen Poppy und Blüte brauchen Augen-OP Tierheim Sülfeld bedankt sich bei Spendern des „alternativen Gabentisch“ Denn ein Tier ist mehr als Mittel zum Zweck – es bleibt ein Lebewesen, das nicht nur während einer Pandemie als Lückenbüßer Nähe und Wärme vermitteln sollte, sondern diese selbst auf Dauer braucht. Der Tierschutz in Niedersachsen warnt bereits vor einer Rückgabe-Welle von Welpen nach dem Lockdown – ähnlich der, die Tierheime in England laut Medienberichten bereits registriert haben. Von Andrea Müller-Kudelka