Das hatte der 23-jährige Syrer wohl vergessen, als er im März letzten Jahres anfing, die Asylbewerberunterkunft in der Hafenstraße halbwegs kurz und klein zu schlagen und dem Heimleiter androhte, ihm ein Messer in den Rücken zu rammen.
Er schmiss das Mobiliar um
Worüber der allein stehende Angeklagte im März letzten Jahres so in Rage geriet: Mit seinem Zimmer im Altbau der Asylbewerberunterkunft war der 23-Jährige überhaupt nicht zufrieden, er wollte gerne in den Neubau gegenüber umziehen. Geht nicht, erklärte ihm der Sozialarbeiter (49) – dort sollten laut Stadtverwaltung nur Familien untergebracht werden. Das schmeckte dem Syrer, der vor gut zwei Jahren nach Deutschland geflüchtet war, überhaupt nicht. Erst schmiss er das Mobiliar aus seinem Zimmer und versuchte, die verbliebene Einrichtung anzustecken – ein Sicherheitsmann löschte die Flammen an einer Zigarettenschachtel schnell. Offenbar, so mutmaßte der Heimleiter, wollte der Man sein Zimmer unbewohnbar machen und seinen Umzug so erzwingen.
Es gab überall Stress
Nicht das erste Mal, dass aus Sicht des 23-Jährigen alles nach seiner Pfeife laufen sollte. „Wenn man seinen Wünschen nachkam, war es okay“, beschrieb der Sozialarbeiter den schwierigen Asylbewerber. „Aber wehe, man wollte ihm die Grenzen aufzeigen...“ Und das nicht nur in der Hafenstraße: Die Wolfsburger Asylunterkünfte hat der Mann alle durch, weil es überall Stress gab. Was sich in Fallersleben ereignete, hatte der Sozialarbeiter aber „in meiner 30-jährigen Berufserfahrung noch nicht erlebt“: Der Mann trat auch noch das Fenster des Büros ein und drohte dem Heimleiter, ihn abzustechen.
Für den Staatsanwalt stand fest: Der Angeklagter trägt hohes Aggressionspotential in sich, er wollte den 23-Jährigen für neun Monate in den Knast schicken. Ganz so weit wollte die Richterin nicht gehen: neun Monate Haft ja, aber mit Bewährung. Einsehen mochte der Angeklagte das nicht – schließlich hätten nur zwei Zeugen gegen ihn ausgesagt, unter mindestens vier Zeu- gen könne es ja wohl keine Verurteilung geben...
Von Ulrich Franke