Wolfsburg: So läuft das Homeoffice bei Arbeitgebern im Lockdown

Für viele ist sie längst Routine: Die tägliche Konferenz zwischen Kindern, Katzen und Kaffee. Damit im Lockdown noch mehr Menschen aus dem Homeoffice arbeiten, hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Mittwoch eine entsprechende Verordnung erlassen. Sofern keine zwingenden betrieblichen Gründe vorliegen, müssen Arbeitgeber während der Pandemie Homeoffice ermöglichen. Für viele Wolfsburger Unternehmen dürfte die Verordnung aber kein Problem darstellen: Während bei VW bereits vor der Verschärfung 47 000 Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiteten, sind auch die Büros vieler anderer Arbeitgeber längst leer. Bei Volkswagen Immobilien kommen laut Sprecher Tobias Fruh wirklich nur dann Beschäftigte zum Firmensitz, wenn es geschäftlich erforderlich und notwendig ist. Schon vor Beginn der Pandemie hätten etwa 65 Prozent der Mitarbeitenden zeitweise im Homeoffice gearbeitet, aktuell gelte das für 85 Prozent. „Zum Teil nur an einzelnen Tagen, zum Teil aber auch komplett“, so Fruh, der selbst zu Hause am Computer sitzt. Die Situation werde beobachtet und regelmäßig neu bewertet. Im Zuge der Pandemie wurden weitere Möglichkeiten geschaffen, die Hardware kann aus dem Büro mitgenommen werden und im VWI-Hotel Global Inn gilt zurzeit Kurzarbeit. „Mobiles Arbeiten hat klare Vor- und Nachteile“, sagt Fruh. Vereinbarkeit von Familie und Beruf lasse sich gut organisieren, doch fehle der Austausch. „Als ergänzende Option sollte mobile Arbeit nach mehrheitlicher Rückmeldung weiter bestehen bleiben“, berichtet der Sprecher. Betreuungsschichten für Eltern: Bei der Neuland finden sogar Wohnungsabnahmen digital statt. Müssen Beschäftigte des Bauhofs (mit FFP2-Maske) dringende Reparaturen durchführen, muss die Wohnung gelüftet werden und Bewohnende sollen Abstand halten. Verstärkt werden Handwerker in Leerwohnungen bei Sanierungen eingesetzt. Etwas 60 Prozent der Mitarbeitenden, vor allem aus der Verwaltung, arbeiten laut Sprecherin Janina Thom im Homeoffice. Parallel sind „Betreuungsschichten“ möglich. Denn, so Thom: „Wir haben viele arbeitende Elternpaare.“ Die Zahl der Corona-Fälle innerhalb der Belegschaft sei bisher „verschwindend gering“. In etlichen Bereichen der Stadtverwaltung – das gilt nicht zuletzt fürs Klinikum und Gesundheitsamt – ist die Arbeit von zu Hause aus nicht möglich. Aber: „Im Vergleich zum März 2020 hat sich die Situation hinsichtlich der technischen Ausstattung deutlich verbessert“, sagt Sprecherin Monia Meier. In Absprache mit den Vorgesetzten kann das Equipment mit nach Hause genommen werden. Für gesundes Arbeiten gibt es Tipps und die Handhabung der Technik habe sich eingespielt. Das gelte zum Beispiel für Video- oder Telefonkonferenzen. Überall werde dabei insbesondere auf Datenschutz geachtet. Und: Dienstleistung muss möglich bleiben. Deshalb müssen zum Beispiel Feuerwehrleute sowie die Belegschaft der Bürgerdienste, Beschäftigte der Jugendförderung und des Standesamts vor Ort sein. Gleiches gilt für die Bereiche Friedhof, Grün und Tiefbau. „Zurzeit befinden sich ungefähr 1 000 von rund 2 700 Mitarbeitende zumindest tageweise im Homeoffice“, resümiert Meier. Und sie würde dort zum Teil hohe Kreativität entwickeln, um ihre Arbeit unter Beachtung aller rechtlichen Regularien gut zu erbringen. Die Verschärfung der Schutzmaßnahmen haben Auswirkungen auf die Verhaltensregeln im Wolfsburger Rathaus – auch für Bürgerinnen und Bürger. Das Rathaus bleibt trotz des reduzierten Dienstbetriebs geöffnet und man kann das Gebäude weiterhin betreten, wenn man einen telefonisch abgesprochenen Termine hat. Allerdings nur mit einer medizinischen Maske. Man erhält sie, wenn man keine besitzt, an den für Gäste geöffneten Eingängen. Auch die Beschäftigten müssen medizinische Masken tragen und sind weiterhin angehalten, ins Homeoffice zu gehen. „Ein großer Teil unserer Mitarbeitenden arbeitet jedoch ,an vorderster Front’“, sagt Oberbürgermeister Klaus Mohrs und ergänzt: „Ich bin dankbar, dass hierzu eine große Bereitschaft vorhanden ist.“ Die Diakonie hat etliche neue Laptops für die Mitarbeitenden der Verwaltung beschafft und Schulungen durchgeführt. Pflegekräfte, Hilfe zur Erziehung und Kitas müssen weiterhin vor Ort präsent sein. „Dort schützen wir die Mitarbeitenden mit Hilfe von Hygienekonzepten“, sagt Sprecherin Katrin Zumkier. Doch schon seit Oktober arbeite die Belegschaft aus anderen Bereichen von zu Hause aus. Die Personalabteilung zum Beispiel. Trotzdem bleibe die Diakonie gut vernetzt. „Da wir in der Region viele verschiedene Einrichtungen betreiben, sind wir das dezentrale Arbeiten gewohnt.“ Die Autostadt hat zusätzliche Laptop und iPads angeschafft: „Aufgrund der verschärften Lage hat die Geschäftsführung vergangene Woche erneut ein Lagebild erstellt und ihre Führungskräfte dazu angehalten, die Präsenz auf ein Minimum zu reduzieren. Dafür haben wir technisch einiges gestemmt im vergangenen Jahr und zusätzlich Laptops, iPads sowie Zugänge für Online-Meetings ausgegeben“, berichtet Autostadt -Sprecherin Anja Kreß. Vor Ort arbeiten noch Kollegen, die Fahrzeuge ausliefern oder für die Infrastruktur und Sicherheit verantwortlich sind. Viele Autostadt-Mitarbeiter seien froh, dass sie von zu Hause aus arbeiten und sich beispielsweise um ihre Kinder kümmern können. „Das ist aber durchaus auch eine Herausforderung, das muss man klar sagen“, berichtet Kreß. Zudem fehle einigen der Austausch vor Ort. Aber, so die Sprecherin: „Alle verstehen, dass es sehr wichtig ist, die Anzahl der Kontakte auch bei der Arbeit zu reduzieren.“ Bei den Stadtwerken schwankt die Zahl der Mitarbeitenden im Homeoffice: Wie viele Mitarbeitende bei der Wobcom, den Stadtwerken oder der WVG genau im Homeoffice arbeiten, kann Sprecherin Petra Buerke nicht sagen. Denn: „Die Zahl der mobil arbeitenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schwankt.“ Die gesamte Unternehmensgruppe Stadtwerke ermögliche seit Beginn der Pandemie „überall dort, wo es möglich ist“ das mobile Arbeiten. „In kaufmännischen Bereichen ist dies natürlich leichter umzusetzen“, sagt Buerke. Für die Arbeit zu Hause haben die Stadtwerke die Mitarbeiter laut der Sprecherin immer weiter technisch ausgerüstet. Eine „Pflich“" zum Homeoffice gibt es nicht, aber: „Die Mitarbeitenden werden regelmäßig daran erinnert, ihre Tätigkeiten ins mobile Arbeiten zu verlegen.“ Von Andrea Müller-Kudelka/Melanie Köster