Westhagener trainiert Schlittenhundrennen ohne Schlitten

Wer im Wald Uwe Amler und seinen Hunden begegnet, der muss zweimal hingucken: Was ist das für ein Gespann, das da gerade vorbeigezischt ist? Hat der Weihnachtsmann etwa Rentiere gegen Hunde und den Schlitten gegen einen Roller getauscht? Nicht ganz. Der Westhagener Uwe Amler fährt „Dogscooter“, um seine Huskys artgerecht auszulasten. Wer Schlittenhunde hält, aber nicht in Alaska wohnt, muss eben kreativ werden. Damon und Sunny ziehen den Roller: Der „Scooter“ ist ein geländegängiger Roller mit großem Vorderreifen und einer Halterung für Hundeleinen. Am anderen Ende der Leinen hängen Damon und Sunny, die beiden Siberian Huskys, mit denen sich Amler einen Traum erfüllt hat. „Ich wollte schon immer Huskys haben!“ Huskys gehören allerdings zu den bewegungsfreudigsten Hunderassen und wurden in unzähligen Generationen darauf gezüchtet, Schlitten zu ziehen. Wenn der Westhagener seine Vierbeiner aus dem Auto lässt und sie den Roller sehen, sind sie schon kaum noch zu bändigen: Vor Vorfreude bellen sie schrill und springen aus dem Stand übereinander, sodass Amler ihnen kaum die Spezialgeschirre anlegen kann, mit denen die Zugkraft gelenkschonend auf den Hundekörper verteilt werden soll. „Ein Siberian Husky kann das Zehnfache seines Gewichts ziehen“, sagt Amler. Umso wichtiger, dass die Hunde dabei gut geschützt sind. Und hier eine Bildergalerie: „Ich mache nichts, worauf die Hunde keine Lust haben“: Sobald Damon und Sunny dann das sehnlich erwartete „Go!“ hören, sind sie kaum noch zu halten: Mit Volldampf geht es in den Wald hinein, Herrchen und den Roller im Schlepptau. Bis zu 20 Kilometer legen sie zurück, wenn alle drei Lust darauf haben. Wenn nicht, bricht de 47-Jährige das Training vorher ab: „Ich mache nichts, worauf die Hunde keine Lust haben!“ An diese Devise hat sich Amler schon vor gut 20 Jahren gehalten, als er sich endlich seinen ersten Husky kaufte. „Das war ein Reinfall“, lacht er. „Dieser Hund wollte partout nicht ziehen.“ Genauer gesagt: An der Leine schon, aber nicht im Schlittengeschirr. Amler nahm’s sportlich, beschäftigte den Hund anders und trainierte derweil mit den Hunden eines Bekannten. Vom Schlitten zum Roller: Heute ist der Westhagener Mitglied im Schlittenhundverein, fährt für die Wettkämpfe durch ganz Deutschland, teils mit Roller, teils mit Schlitten. „Im Schnee ist es natürlich ein wunderschönes Gefühl“, sagt er über die Rennen im Harz. Weil der Schnee aber immer häufiger ausfällt, sind die Schlittenhundefans inzwischen mehr auf Rollen unterwegs als auf Kufen. Bei über 15 Grad Celsius wird trotzdem nicht trainiert, das wäre den Hunden zu warm. „Die Nähe zum Tier“ sei am wichtigsten: Wichtiger als der erste Platz beim Rennen ist dem Westhagener aber „die Nähe zum Tier“. Wer mit Spitzengeschwindigkeiten von 35 Stundenkilometern über Schotterwege brettert und sich darauf verlässt, dass beide Zughunde an der nächsten Kreuzung dem Kommando für „geradeaus“ folgen, der beweist Vertrauen. Das Gespann funktioniert nur mit wechselseitigem Vertrauen: Aber auch die Hunde beweisen Vertrauen, wenn sie sich in die Seile werfen und zu einem Teil des Gespanns werden. Das zeigt sich besonders gut bei Akira. Die Hündin gehört eigentlich Amlers Tochter Jacqueline, aber auch er trainiert gerne mit ihr, weil sie gut in sein ,Rudel’ passt. Akira ist blind. Lesen Sie auch: 24. Dezember 2019: Serientäter unterwegs? Meldungen über Giftköder häufen sich 17. Dezember 2019: Leinenpflicht in Wolfsburg: Tierschutz oder Tierquälerei? 15. November 2018: Hunde müssen ein halbes Jahr an die Leine: „Das ist doch Quälerei“ Von Frederike Müller

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