Wegen Corona: Wolfsburger Kaufhaus WKS meldet Insolvenz an

Wegen hoher Umsatzeinbußen durch die Coronakrise hat das Wolfsburger Kaufhaus WKS Insolvenz angemeldet. Das bestätigte am Mittwoch Geschäftsführer Matthias Lange. „Ziel soll sein, dass es weitergeht mit Kaufhaus WKS“, sagt Lange. Wichtig sei, so bald wie möglich wieder auf der vollen Ladenfläche von 1600 Quadratmetern öffnen zu können. Geschäft musste fast fünf Wochen schließen: Die Türen des Kaufhauses WKS sind seit Montag zwar wieder geöffnet, allerdings nur auf halber Fläche. Davor waren alle Geschäfte in Wolfsburg fast fünf Wochen dicht. „Uns fehlt ein richtiger Brocken am Umsatz, vor allem durch das fehlende Ostergeschäft“, erklärt Lange. Bildergalerie vom WKS im Lauf der Zeit: „Ende März mussten wir feststellen, dass wir die Gehälter unserer Mitarbeiter nicht mehr zahlen können“, erklärte Lange. „Also haben wir Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt.“ Damit sei gewährleistet, dass die 25 Mitarbeiter über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit ihr volles Gehalt bekommen. Wegen der Corona-Krise hatte man zuvor schon Kurzarbeitergeld beantragt, das ersetzt allerdings nur 60, höchstens 67 Prozent des aufgefallenen Gehalts. Lesen Sie auch: WKS –Ein Kaufhaus mit Geschichte Der Corona-Krise ging ein schwieriges Geschäftsjahr voraus: Zuvor habe man alle Möglichkeiten ausgeschöpft. „Wir haben versucht, über Banken an KfW-Kredite zu kommen“, erklärt Lange. Seit dem 23. März konnten Firmen Geld aus dem KfW-Sonderprogramm bei ihrer Hausbank beantragen. „Aber manchmal hat man sich gefühlt wie der Obdachlose, der nach einer Wohnung sucht.“ Die Laufzeiten seien zu kurz gewesen, als dass man die Kredite rechtzeitig hätte zurückbezahlen können. Als ein zweites Sonderkreditprogramm der staatlichen Förderbank KfW gestartet wurde, hatte das Kaufhaus schon Insolvenz anmeldet. Ohnehin hätte das Kaufhaus für das zweite Kreditprogramm drei Jahre Gewinne in der Bilanz vorweisen müssen – das WKS schrieb aber zuletzt rote Zahlen. „Das letzte Jahr war ein bitteres. Es wurde immer schwieriger. Nicht umsonst haben wir uns verkleinert“, erklärt Lange. „Mit Corona hatte niemand gerechnet“: Das WKS hatte im vergangenen Jahr Spiel- und Schreibwaren mangels Nachfrage aus dem Sortiment genommen und seine Verkaufsfläche um knapp ein Drittel reduziert. Die Sortimente wurden angepasst. Im Erdgeschoss zog die Barmer-Krankenkasse ein. Die Wäscheboutique in der City-Galerie wurde aufgelöst. Lange sagt, das Unternehmen sei nach der Umstrukturierung recht zuversichtlich in das Jahr 2020 gestartet. „Wir haben reagiert und kaufmännisch alles richtig gemacht. Aber mit Corona hatte niemand gerechnet. So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Insolvenz in Eigenverwaltung: In den nächsten drei Monaten sollen nun Warenbestände und verfügbares Kapital erfasst und den Forderungen der Gläubiger gegenübergestellt werden. Am Ende stimmt die Gläubigerversammlung ab, ob ein Insolvenzverfahren zur Rettung des Unternehmens durchgeführt werden soll – oder es schlimmstenfalls zur Abwicklung kommt. „Wir sind guten Mutes, das WKS weiterführen zu können, wenn das Geschäft bald wieder normal läuft“, sagt der Geschäftsführer. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Wolfsburg hat Unterstützung signalisiert und will gemeinsam mit WKS nach Lösungen suchen. Lange ist froh, dass mit dem Antrag auf Insolvenz beim Amtsgericht trotz Einschränkungen in der Corona-Krise geklappt hat. Der gerichtlich bestellte Insolvenzverwalter ist Torsten Gutmann aus Hannover. Die Insolvenz in Eigenverwaltung bedeutet, dass Lange als Geschäftsführer das Ruder in der Hand behalten kann – unter Aufsicht eines weiteren Anwalts, der das Unternehmen bei rechtlichen Fragen berät. Gutscheine können nicht eingelöst werden: Dazu gehören zum Beispiel Gutscheine. Die darf das Kaufhaus momentan nicht annehmen. Auch der Umtausch von Ware gegen Geld sei momentan nicht möglich. Der Eins-zu-Eins-Umtausch von Ware dagegen schon. Zwar könnten Kunden diese Gutscheine zur Insolvenztabelle anmelden, aber erst ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Lange bittet die Kunden, sich die drei Monate zu gedulden. Nun müsse zunächst der Warenbestand erfasst werden. Im Hintergrund laufen Verhandlungen mit Banken, Lieferanten, dem Vermieter der Immobilie und dem Einkaufsverband. Lesen Sie auch: Coronavirus: Neuigkeiten und aktuelle Entwicklungen aus Wolfsburg und Umgebung erfahren Sie hier. Trotz Hygiene-Konzeptes: Wolfsburger Sportstudio-Chef darf nicht öffnen und ist sauer Stadt Wolfsburg gibt in zwei Tagen 10000 Masken aus Maskenpflicht in Wolfsburg: Ansturm auf Stoffe und Gummibänder im Nähcenter Neustart in Corona-Krise: So will VW dem Autohandel helfen Kita-Notbetreuung: Kommen Wolfsburger Eltern im Home-Office an ihre Grenzen? 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