Technik behindert Diskussion über Wolfsburgs Sportvereine in der Pandemie

Das Miteinander in der halb-digitalen Sitzung des Sportausschusses scheiterte schon beim ersten Tagesordnungspunkt: Sachstand zur Sanierung der Zweifeld- und Dreifeldhalle in Vorsfelde. Das Problem: Die Laptop-Fraktion zu Hause konnte den Ton aus dem Ratssitzungsaal nicht hören. Dabei hatte der Ausschuss-Vorsitzende Werner Reimer eigentlich erst später mit Konfliktpotential gerechnet: beim Punkt „Auswirkungen der Pandemie auf den gemeinnützigen Sport und den Sportbetrieb der Stadt Wolfsburg“. Stichprobenartig hatte die Verwaltung bei den Sportvereinen für ihre Situationseinschätzung nachgefragt. Reimer war das zu wenig: Auf seine Anregung hin waren zusätzlich Fachleute aus den Bereichen Schwimmen, Fußball und Turnen zugeschaltet. Und im Ratssitzungsaal hätte es auch die Möglichkeit gegeben, Bürger und Bürgerinnen in einer Fragestunde anzuhören. „Ich hielt es für sinnvoll, dem Sport die Möglichkeit zu geben, sich an die Politik zu wenden, damit wir wissen, wo wir helfen können,“ erläuterte Reimer bei der Eröffnung. Unterschiedliche Sportarten seien nämlich auf ganz unterschiedliche Art betroffen, dafür reiche eine stichprobenartige Umfrage nicht aus. Und Reimer wollte außerdem gern in öffentlicher Diskussion einen Vorschlag aufgreifen, der von Iris Bothe, Dezernentin für den Bereich Jugend und Schule, stammt: Turnhallen für Familien zu öffnen, um der Bewegungsarmut entgegen zu wirken. Ein bisschen Wahlkampf: Doch die Sitzung musste abgebrochen werden Diskutiert wurde wegen der Technikprobleme erneut nur in Kleingruppen hinter den Kulissen – von Kritikern aus der CDU und Befürwortern der SPD, denn ein bisschen geht es auch schon um den Wahlkampf: Iris Bothe ist schließlich die Oberbürgermeister-Kandidatin der SPD. „Der Vorschlag zur Öffnung der Turnhallen hätte hier und heute im Sportausschuss auf den Tisch gehört und nicht gleich in die Medien, da müssen noch viele Fragen beantwortet werden“, betonte Ratsherr Werner Reimer (CDU). Haftungs- und Versicherungsfragen zum Beispiel, Kosten für die Betreuung und das Heizen der Hallen sowie Belegungspläne und die Nutzung von Gerätschaften, die den Vereinen gehören. Monika Müller, Dezernentin für Sport und Soziales, bot an, im Februar eine Diskussionsveranstaltung zuzüglich zum normalen Sitzungsplan anzubieten, bei der dann tatsächlich öffentlich über den Sportbetrieb während der Pandemie diskutiert werden kann. Lesen Sie auch Ampelarbeiten an Neuhäuser Straße: Stadt räumt Fehler bei Umleitung ein VW-Mitarbeiter mit Kindern können erneut zusätzliche freie Tage beantragen Digital oder im Hoffmannhaussaal? Wirbel um Fallersleber Ortsratssitzung Hintergrund des Unmuts: Jugendförderung und Sportverwaltung haben sich offenbar intern bereits ausgetauscht, um gemeinsam die Idee einer Öffnung von Schulsporthallen für Familien ohne Vereinszugehörigkeit zu entwickeln – mit pädagogischer Begleitung für Kinder, die besonders unter der Bewegungsarmut während der Pandemie leiden. Angedacht ist, ein erstes Angebot dieser Art in Westhagen anzubieten, wo es viele beengte Mietwohnungen gibt. Ausschließen, versichert Reimer, würde er dieses Angebot im übrigen nicht. „Aber ich hätte mir ein anderes Vorgehen gewünscht“, meint er. Es werde in der Corona-Krise sowieso schon viel zu viel einfach auf Verwaltungsebene entschieden. Von Andrea Müller-Kudelka