Stadtwerke Wolfsburg: Jeder weitere Fernwärme-Kunde schont das Klima

635 Kilometer lang sind die Trassen des Fernwärmenetzes der LSW. Mit einer Quote von 99 Prozent wird nahezu jeder Anwohner der Kernstadt mit Wärme versorgt, in den Ortsteilen ist dagegen noch Luft nach oben. Die Stadtwerke wollen das Netz weiter ausbauen, wie Vorstand Dr. Frank Kästner jüngst im Strategieausschuss erläuterte. Das soll das Klima schonen. Die Umstellung der Kraftwerke auf Erdgas soll den CO2-Ausstoß um 60 Prozent reduzieren: Neben der Produktion von VW werden 15 500 Häuser in Wolfsburg mit Wärme aus dem alten Heizkraftwerk sowie aus dem Kraftwerk West versorgt. Die Versorgung über die zwei Blockheizkraftwerke biete eine hohe Ausfallsicherheit, erläuterte Kästner. Durch das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) – also die gleichzeitige Gewinnung von elektrischer Energie und Wärme aus der Verfeuerung der Kohle – seien die Kraftwerke sehr effizient. Die Kraftwerke sollen nun durch den Umstieg von Kohle auf Erdgas klimafreundlicher werden. Der Kohlendioxid-Ausstoß soll von 2,6 Millionen Tonnen im Jahr um 60 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen CO2 im Jahr sinken. Abgeschlossen sein soll der Umbau im Jahr 2022. Zusätzlich sollen auch Wasserverbrauch, Abfallaufkommen und die übrigen Emissionsfrachten um etwa die Hälfte gesenkt werden. Mehr Kunden durch Wohnbauoffensive, Lückenbebauung und Umsteiger: Auch jeder weitere Fernwärmekunde schont unter dem Strich das Klima, erläuterte René Lange von der LSW. Je mehr Hausanschlüsse auf einem Kilometer Trassenlänge untergebracht seien, desto geringer die Wärmeverluste. „Das ist betriebswirtschaftlich wie auch ökologisch ein wichtiger Beitrag“, sagte Lange. Bemerkenswert ist, dass die bezogene Wärmemenge trotz Netzausbau konstant bleibt. „Das ist die Dividende der Gebäudesanierungen im Bestand“, erklärte Lange. Die besser gedämmten Gebäude verbrauchen weniger Energie. Bei dem Netzausbau setze die LSW nicht nur auf neue Kunden in den großen Neubaugebieten der Stadt, sondern auch auf Lückenbebauung oder Hausbesitzer, die sich von ihrer alten Ölheizung verabschieden wollen. Dabei sind jedoch einige Herausforderungen zu meistern. Kosten für den Hausanschluss sind eine hohe Einstiegshürde: Denn der Hausanschluss ist teuer. Die Kosten für den Tiefbau sind gestiegen, viele Schweißarbeiten erforderlich und um die wertvolle Wärmeenergie nicht auf den letzten Metern zu verlieren, ist ein hoher Aufwand bei der Isolierung von Muffen und Hausanlage notwendig. „Jeder Hausanschluss ist ein Unikat“, betonte Lange. Am Beispiel einer Kundenanfrage verdeutlichte der Fachmann, dass ein neuer Hausanschluss schnell 20 000 Euro kosten kann. „Eine hohe Eintrittsbarriere“, wie Lange zugab. Lesen Sie auch Bau der VW-Gaspipeline: Die ersten 300 Rohre sind schon in Wolfsburg Dauerfrost in Wolfsburg: Heizungsfirmen haben gut zu tun Um den Wolfsburgern den Umstieg trotzdem schmackhaft zu machen, berät die LSW Kunden bei der Beantragung von Fördermitteln des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Die BAFA-Förderung liege bei mehr als zehn Prozent. Auch wolle man sich um weitere Fördermittel für den Netzausbau bewerben. Die LSW arbeitet außerdem an einer Fernwärmekarte mit Bestands- und potentiellen Neukunden und will mit Aktionen wie „80 Jahre Fernwärme“ locken – dafür benötige man aber die Unterstützung von Stadt, Land und Bund. Sowohl Ausschussvorsitzender Jens Tönskötter (PUG) als auch Sabah Enversen (SPD) signalisierten Unterstützung. Man werde sich gemeinsam mit der Stadtverwaltung über Fördermöglichkeiten beraten. Von Christian Opel