Präsenzpflicht an Wolfsburger Grundschulen aufgehoben: Reaktionen von Lehrer und Eltern

Plötzlicher Kurswechsel an den Grundschulen: Seit Montag befinden sich die Grundschulen in Wolfsburg im Szenario B, das heißt Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht; jetzt hat das Land Niedersachsen wegen der aktuellen Corona-Lage beschlossen, die Präsenzpflicht aufzuheben. Die WAZ hat bei Lehrern und Eltern nachgefragt, wie sie mit der neuen Situation zurechtkommen. Bianca Manusch, Schulleiterin der Leonardo-da-Vinci Grundschule, sagt deutlich: „Eine klare Ansage wäre besser gewesen.“ An der Leonardo-da-Vinci Grundschule in der Nordstadt und an der Bunten Grundschule Detmerode wechseln die Schüler seit Montag täglich zwischen Homeschooling und Präsenzunterricht. Im Unterricht bekommen die Kinder Aufgaben für den nächsten Tag, den Homeschooling-Tag. An der Bunten Grundschule in Detmerode gab es wenige Abmeldungen: „Das Szenario B ist grundsätzlich gut und ich hoffe, dass viele Kinder weiterhin zur Schule kommen“, sagt Tanja Moormann, Schulleiterin der Grundschule in Detmerode. Am Donnerstagvormittag gab es erst wenige Abmeldungen. „Die Kinder konnten bereits am Donnerstag zuhause bleiben, doch bis Freitag haben die Eltern Zeit sich zu entscheiden“, so Moormann. An der Leonardo-da-Vinci Grundschule wurden 20 von 180 Schülern abgemeldet. Die Schüler, die zuhause bleiben, werden im Szenario C unterrichtet, auch Distanzlernen oder Homeschooling genannt. An der Leonardo-da-Vinci Grundschule veröffentlichen die Lehrer dafür Aufgaben auf der Lernplattform „Itslearning“. An der Bunten Grundschule werden Arbeitsblätter ausgedruckt und an die Eltern verschickt oder zum Abholen hingelegt. Zudem lernen die Kinder an beiden Grundschulen mit der „Anton“-App. In dem Programm können die Lehrer Aufgaben kontrollieren und somit den Wissenstand der Kinder überprüfen. Lehrer und Gewerkschaft fordern klare Ansage der Landesregierung: Die beiden Wolfsburger Schulen sind also gut aufs Distanzlernen vorbereitet, jedoch musste der ursprüngliche Plan wegen der neuen Regelung der Landesregierung innerhalb eines Tages geändert werden. „Wir mussten die Eltern umgehend informieren und die Kollegen sind verunsichert. Insgesamt herrscht Chaos und deshalb sind wir mit der Lösung nicht zufrieden“, betont Bianca Manusch, Schulleiterin der Leonardo-da-Vinci Grundschule. Diesen Tenor habe sie auch aus der Schulleiter-Konferenz, die am Mittwoch stattfand, mitgenommen. „Eine klare Ansage wäre besser gewesen“, so Manusch. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) betont, dass die Aufhebung der Präsenzpflicht im Primarbereich für alle Beteiligten erneut erhebliche Probleme mit sich bringe. „Pädagogisch richtig ist es, derzeit keine allgemeine Schließung der Grundschulen zu verhängen. Politisch falsch bleibt die vage Hoffnung der Landesregierung, dass die Situation nach einem verlängerten Lockdown wie durch ein Wunder besser wird“, sagt GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth. Homeschooling ist für manche Eltern nicht möglich: Jetzt stehen die Eltern nämlich vor dem Dilemma: Das Kind einer möglichen Gefahr in der Schule aussetzen oder versuchen, die Aufgaben im Homeschooling zu lösen? Familie Hellriegel hat sich wegen den hohen Infektionszahlen für das Homeschooling entschieden. Grundschüler Ian (10) geht auf die Grundschule Alt-Wolfsburg. Die Schule wechselt im Szenario B nicht täglich, sondern wöchentlich. Demnach hatte der Viertklässler seit Beginn der Schule noch keinen Präsenzunterricht, sein jüngerer Bruder Lynn Joe (6) geht in die Klasse 1b der Leonardo-da-Vinci Schule. Lesen Sie auch Kommentar: Darum sollten Schüler im Szenario B unterrichtet werden Grundschule Alt-Wolfsburg: Ian holt Aufgaben für das Homeschooling ab Homeschooling: Brauchen mehr Schüler in Wolfsburg Nachhilfe? Schule zuhause: Mit diesen zehn Tipps läuft das Homeschooling besser Gymnasium Fallersleben: Abiturienten bereiten sich im Wechselunterricht aufs Abi vor Wolfsburg: Digitaler Unterricht an der Leonardo-da-Vinci Grundschule „Mein Mann und ich arbeiten zurzeit größtenteils zuhause, deswegen können wir den Kindern helfen. Damit sind wir in einer privilegierten Situation“, betont Mama Anna Hellriegel. Jedoch sei es nicht allen Eltern möglich, ihre Kinder in den eigenen vier Wänden zu betreuen – und zu unterrichten. „Die Entscheidung wurde komplett auf die Eltern abgeschoben. Wie zuvor ist die Schulpolitik während der Pandemie sehr holprig“, merkt Hellriegel an. An der Grundschule Wohltbergschule kommen die Schüler täglich in den Unterricht: Dass die Entscheidung der Eltern schwer ist, bemerkt auch Ute Gezer, Schulleiterin der Grundschule Wohltberg. „Die Eltern müssen umsichtig überlegen, deswegen wissen wir im Moment noch nicht, wie viele Schüler vor Ort unterrichtet werden “, so Gezer. An der Wolfsburger Grundschule kommen die Kinder im Szenario B täglich, dabei hat die erste Gruppe von 8 bis 10.15 Uhr und die zweite Gruppe von 11 bis 13 Uhr Unterricht. Anschließend kriegen die Schüler Aufgaben für zuhause, die am Nachmittag oder vor der Schule erledigt werden sollen. Und während des Homeschoolings sind die Lehrer laut der Schulleiterin weiterhin zu erreichen. „Das ist ein besonderer Aufwand für alle Lehrkräfte, doch das leisten wir gerne für unsere Schüler“, betont Gezer. Von Ann Kathrin Wucherpfennig