Messerstecherei: Wolfsburger (46) und Söhne wegen Totschlags angeklagt

Die Gewalttat am Stralsunder Ring in Westhagen hatte im vergangenen Jahr den ganzen Stadtteil erschüttert: Ein 25-Jähriger wurde auf offener Straße erstochen. Der Tat ging ein seit langem andauernder Familienstreit voraus. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat nun Anklage gegen einen 46-jährigen Wolfsburger (A.), seine beiden 24-jährigen Zwillingssöhne (F. und M.) sowie seinen 25-jährigen Schwiegersohn (S.) vor dem Schwurgericht des Landgerichts Braunschweig erhoben. Der Vorwurf lautet gemeinschaftlicher Totschlag, wie Staatsanwalt Christian Wolters mitteilte. Der 46-Jährige versetzt der Ehefrau des 25-Jährigen mehrere Faustschläge ins Gesicht: Die Tat ereignete sich am Abend des 24. September. Laut Anklage sollen der Vater und sein Sohn M. dem späteren Opfer (25) und dessen Ehefrau mit dem Auto bis zu einem Parkplatz am Stralsunder Ring gefolgt sein. Dort sollen bereits die Angeschuldigten F. und S. gewartet haben. „Zwischen den Angeschuldigten bestand der Plan, das Opfer an diesem Tag zu töten“, heißt es in der Anklage. Als die Ehefrau ausstieg, soll der 46-Jährige ihr mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen und sie in ein Gebüsch geschubst haben, um sie außer Gefecht zu setzen. Zusammen mit seinen Zwillingssöhnen und seinem Schwiegersohn soll er dann unter anderem mit einer massiven Stahlkette mit einem verschlossenen Metallschloss mit voller Wucht auf den Kopf des 25-Jährigen eingeschlagen haben. Der Angegriffene verteidigt sich mit einem Klappmesser: „Aufgrund vorangegangener Feindseligkeiten zwischen den Angeschuldigten und dem Opfer führte dieser, für die Angeschuldigten überraschend, zur Verteidigung ein Klappmesser bei sich“, so Wolters. Der 25-Jährige setzte sich damit zur Wehr. F. trug potenziell lebensbedrohliche Stichverletzungen am Oberkörper davon, M. drei ebenfalls potenziell lebensbedrohliche Stichwunden im Rücken sowie weitere Verletzungen durch stumpfe Gewalt im Bereich des Kopfes. Mehrere Stiche ins Herz: Einer der Angeklagten soll dann dem Opfer das Messer abgenommen und damit auf den 25-Jährigen eingestochen haben. „Sehr wahrscheinlich“ soll der 46-Jährige dann mit dem Klappmesser mit Wucht auf den Oberkörper des Opfers eingestochen haben. Der 25-Jährige erlitt durch die Schläge mit der Stahlkette Verletzungen am Schädelknochen und unter anderem mehrere Stiche ins Herz, die zum Tode führten. Lesen Sie auch Bluttat in Westhagen: Polizei bewacht Wolfsburger Klinikum Gewalttat in Westhagen: Mordkommission wertet Videos und Zeugenhinweise aus Das Opfer brach zusammen. Inzwischen waren Anwohner und Familienangehörige des Opfers auf das Geschehen aufmerksam geworden. Die Täter flüchteten auf die gegenüberliegende Straßenseite in der Nähe des Tatortes. Der 25-Jährige starb trotz Notoperation eines Notarztes noch am Tatort wegen des massiven Blutverlusts an Herz-Kreislauf-Versagen. Die beiden Söhne des 46-Jährigen wurden mit schweren Verletzungen in Kliniken gebracht, den Vater und seinen Schwiegersohn nahm die Polizei noch am selben Abend fest. Die Beteiligten schweigen zu den Tatvorwürfen: Hintergrund der vorliegenden Tat ist laut Staatsanwaltschaft ein Streit innerhalb einer türkisch-stämmigen Großfamilie, der schon seit 2019 andauerte und in der tödlichen Auseinandersetzung in Westhagen seinen traurigen Höhepunkt fand. Über die Verwandschaftsverhältnisse gab es bisher unterschiedliche Aussagen der ermittelnden Behörden. Laut aktuellen Informationen stammt das Opfer aus der Familie der Schwester des 46-Jährigen. Die vier Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft. „Sie haben bislang von ihrem Schweigerecht Gebrauch gemacht und sich nicht zu den Tatvorwürfen geäußert“, so Wolters. Von Christian Opel