Lockdown: Wolfsburger Kinos müssen mit Planungen für 2021 warten

Wann kommt er endlich, der neue James Bond? Viele Kinofans dürften aktuell sehnsüchtig darauf warten, dass die Infektionszahlen sinken und die Filmtheater wieder öffnen dürfen. Den Wolfsburger Kinobetreibern geht es da nicht anders. Die Wolfsburger Kinos rechnen damit, dass sie noch „viel Geduld“ brauchen: Die Bilanz zum vergangenen Jahr fällt in den drei Wolfsburger Kinos mau aus: „Das Jahr hat gut angefangen, bis der Stopp im März kam. Der Neustart im Sommer war okay, die Zahlen lagen aber hinter dem zurück, was wir sonst haben. Als sich alles langsam wieder berappelt hatte, mussten wir wieder schließen“, berichtet Barbara Rücker vom Metropol in Fallersleben. Seit Anfang November sind die Türen der Kinos wieder verschlossen. Mit Blick auf eine mögliche Wiedereröffnung meint Rücker: „Wir brauchen noch viel Geduld.“ Lesen Sie auch: Parallel zum Lockdown: VW verstärkt Corona-Schutzmaßnahmen Leif Boltz, Inhaber des Delphin-Palasts, sieht es ähnlich: „Ich vermute, dass wir nicht vor März/April wieder etwas machen dürfen.“ Die wenigen geöffneten Monate haben den Kinos im vergangenen Jahr nur bedingt geholfen. Insbesondere, weil aufgrund der Corona-Auflagen nur wenige Zuschauer in den Sälen erlaubt waren: „Viel kompensieren konnte man da nicht“, meint Boltz. Die Kinos warten auf die finanziellen Hilfen der Bundesregierung: Aktuell sind die Kinos erneut auf die Hilfsgelder des Bundes angewiesen. Wie in der Gastronomie oder dem Einzelhandel seien bislang aber nur Abschlagszahlungen angekommen. „Die Informationslage diesbezüglich ist rar“, berichtet Boltz. Dennoch bleiben beide Kinoinhaber insgesamt entspannt. Sie verkaufen Gutscheine, das Delphin bietet in einem Online-Shop mittlerweile einige Merchandise-Artikel an. Das Ziel: Mit den Gästen in Kontakt bleiben. „Beim ersten Lockdown im Frühjahr habe ich mir noch deutlich mehr Sorgen gemacht, weil man noch gar nicht wusste, was auf einen zukommt“, berichtet Rücker. Deutliche Kritik gibt es vom Cinemaxx. Es erwartet „dringend“ die Hilfszahlungen: „Die fehlende Perspektive und Transparenz sowohl mit Blick auf eine Wiedereröffnung der Kinos als auch über die Höhe der Fördermittel ab Januar stellt uns als Kinobetreiber vor eine enorme Herausforderung“, betont Sprecherin Ingrid Breul Husar. Gerade Multiplexbetreiber und große Kinoketten fallen laut Breul-Husar „durch fast alle Raster für Förderprogramme“. Ein bundesweit einheitlicher Termin für die Wiedereröffnung würde den Kinos helfen: Die Kinos in Niedersachsen waren im Frühjahr besonders lange vom Lockdown betroffen, alle anderen Bundesländer öffneten ihre Filmtheater früher. Rücker hofft, dass das dieses Mal anders ist: „Ich würde mir wünschen, dass es bundesweit eine einheitliche Regelung gibt.“ Sie würde neben den Kinos den Filmverleihern helfen. Denn: Diese hielten im vergangenen Jahr in der Hoffnung auf mehr Gäste besucherstarke Filme zurück. „Auch der Filmverleih kann nichts planen“, berichtet Boltz. Er will deshalb keine Prognose wagen, welche Streifen in diesem Jahr im Delphin laufen. Ein heißer Kandidat ist allerdings der neue James Bond, dessen Starttermin bereits mehrfach verschoben wurde. Während sich der Delphin-Palast und das Metropol in Fallersleben noch zurückhaltend bezüglich möglicher Filme für das Jahr 2021 äußern, nennt das Cinemaxx bereits einige Namen. Sprecherin Ingrid Breul-Husar spricht von „einem fantastischen Line-Up, das für jeden Geschmack etwas parat hält“. Auf der Filmstartliste stehen neben „James Bond: No time to die“ unter anderem einige Fortsetzungen von erfolgreichen Filmen. Darunter „Ghostbusters Legacy“, „Top Gun Maverick“, „Suicide Squad 2“, „Minions 2“, „Croods 2“, „Peter Hase 2“, „The Boss Baby 2“ und „Ostwind – der große Orkan“. Darüber hinaus sollen die Filme „Black Widow“, „Dune“, „Eternals (neuer Marvel Film), „After Love“ (Sequel von After Truth), „Tom & Jerry“, „Luca“ (neuer Pixar Film), „Wunderschön“, „CONTRA“ und „Catweazle“ erscheinen. Dass das Publikum sich nach monatelanger Abstinenz vom Kino abwendet und stattdessen ganz auf „Video-on-Demand“-Anbieter wie Netflix oder Amazon Prime setzt, fürchten die Kinos nicht. Sie glauben an ihre Zukunft: „‚Video-on-demand‘-Kunden sind sehr kinoaffin. In dieser Gruppe gehen 50 Prozent ins Kino statt 38,5 Prozent in der Gesamtbevölkerung, und sie kommen nicht 4,4-mal, sondern fünf Mal im Jahr. Die Geschäftsmodelle befruchten sich gegenseitig“, erklärt Cinemaxx-Sprecherin Breul-Husar. „Kino ist eine andere Nummer“, meint auch Boltz. Rücker blickt ebenfalls optimistisch nach vorne: „Ich habe keine Angst. Als wir im Sommer wieder eröffnet haben, waren unsere Gäste total froh. Ein Kinobesuch ist ein Erlebnis und das ist das, was momentan fehlt.“ Von Melanie Köster