Lesermeinung: „Tragweite und Auswirkungen dieser Krankheit falsch eingeschätzt“

Die Situation im Hanns-Lilje-Heim in Wolfsburg scheint aus dem Ruder zu laufen. Die Verantwortlichen von Stadt und Heimleitung waren sich der Tragweite und Auswirkungen dieser Krankheit von Anfang an nicht bewusst oder haben sie falsch eingeschätzt! Wenn mehr als 14 Tage nach der Pressekonferenz der Stadt Wolfsburg am 28. März 2020 – und damit nach der bekannten Covid-19-Inkubationszeit – immer noch Patienten positiv auf Corona-Viren getestet werden, kann in der Einrichtung nicht nach den hygienischen Richtlinien gearbeitet worden sein. Entsprechend können „gesunde“ Patienten auch nicht so isoliert worden sein, dass sie sich mehr als 14 Tage nach dem Ausbruch immer noch infizieren. Nach meinem Verständnis hätten die negativ getesteten Patienten rechtzeitig in anderen Objekten untergebracht werden müssen, so wie es zunächst in der Pressekonferenz auch angedacht war. Leider hat man sich aber zu einem Verbleib der Bewohner im Hanns-Lilje-Haus entschieden. Diese Entscheidung hat viele Tote gefordert. Und es wird noch mehr Tote fordern. Das ist unerträglich! Wann wollen die Diakonie und die städtischen Verantwortlichen diesem Sterben endlich Einhalt gebieten? Wer übernimmt Verantwortung für das Geschehene? Ich kann dem jetzigen pflegenden Personal nur meinen höchsten Respekt und aufrichtige Anerkennung aussprechen. Danke an das jetzige Pflegepersonal. Das Pflegepersonal arbeitet am Limit, weil Verantwortliche es versäumt haben, genügend Personal auf den Stationen einzusetzen. Stichwort Sparmaßnahmen der Diakonie. Sind die Einnahmen (ca. 5000 Euro je Patient) für die Diakonie wichtiger als die Gesundheit der Patienten? Ich hoffe nur, das alle Verantwortlichen, vor allem aber die Diakonie, nach dieser Krise endlich an das Personal denken. Es müssen bessere Arbeitsbedingungen, eine gute Ausbildung und angemessene Bezahlung geschaffen werden. Mehr Anerkennung für diese Berufsgruppe ist dringend notwendig. Von Rüdiger Künne

Corona im Pflegeheim - Lesermeinung: „Tragweite und Auswirkungen dieser Krankheit falsch eingeschätzt“