Land Niedersachsen entlässt Wolfsburger Wolfsberater Ralf Hentschel

Das niedersächsische Umweltministerium hat den Wolfsburger Wolfsberater Ralf Hentschel entlassen. Der Grund: Hentschel und ein weiterer ehrenamtlicher Wolfsberater haben als Vorstandsmitglieder des Vereins „Freundeskreis freilebender Wölfe“ mehrfach die Wolfspolitik des Landes kritisiert. Das Ministerium wirft den Beratern fehlende Neutralität vor, zu dieser hätten sie sich bei Amtsantritt verpflichtet. Hentschel weist die Kritik auf WAZ-Anfrage zurück, er habe seine Tätigkeit im Verein und die als Wolfsberater sehr gut trennen können. Für einen Abschuss muss nicht mehr klar sein, welcher Wolf den Schaden verursacht hat: Zuletzt hatte Hentschel in seiner Funktion als Vorsitzender des „Freundeskreises freilebender Wölfe“ die neue Wolfsverordnung von Ende November scharf kritisiert. Sie erlaubt mit Bezug auf das 2020 geänderte Bundesnaturschutzgesetz, dass Mitglieder eines Wolfsrudels nach Rissen von Nutztieren in einem engen, räumlichen und zeitlichen Zusammenhang so lange abgeschossen werden dürfen, bis Schäden ausbleiben. Es muss dabei im Unterschied zu vorherigen Bestimmungen nicht mehr klar sein, welches Tier den Schaden verursacht hat. Gemeinsam mit einer weiteren Organisation, die sich für den Schutz von Wölfen einsetzt, wirft Hentschels Verein der Regierung vor, mit den neuen Regelungen gegen EU-Recht zu verstoßen. Zudem habe das Land es verpasst, in der Verordnung zu definieren, was „ein enger räumlicher und zeitlicher Zusammenhang“ ist. Der Verein schlägt zur Lösung der Konflikte zwischen Haltern von Weidetieren und Naturschützern vor, nicht auf Abschüsse, sondern auf eine „rasche, unbürokratische Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen“ zu setzen. Hentschel erklärt in der Mitteilung: „Rinder und Pferde sind oftmals nicht in der Lage, sich selbst zu schützen. Gerade das Pferdeland Niedersachsen wäre gut beraten auf effektiven Herdenschutz zu setzen. Wolfsabschüsse sind kein Herdenschutz!“ Hentschel sieht die Lösung in besseren Zäunen und einer finanziellen Unterstützung der Tierhalter: Hentschel macht sich für wolfsabweisende Zäune und eine finanzielle Unterstützung von betroffenen Tierhaltern stark. Er meint: „Von den Vorschlägen, die die Verbände zur neuen Wolfsverordnung gemacht haben, wurde fast gar nichts übernommen.“ Der Naturschutzbund Nabu hat mittlerweile eine Beschwerde gegen die Verordnung bei der EU-Kommission eingereicht. „Die Mitgliedschaft in Pro-Wolf-Vereinen an sich ist selbstverständlich kein Grund für die Entlassung eines Wolfberaters. Im Gegenteil: Die Arbeit in Naturschutz-Vereinen ist eine richtige und wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Dennoch gebietet das Ehrenamt des Wolfsberaters öffentliche Zurückhaltung und Sensibilität“, erklärte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies in einer Mitteilung zur Entlassung der Wolfsberater. Hat sich die Haltung des Ministeriums gegenüber dem Wolf geändert? Er wirft ihnen vor „lautstark für den kompromisslosen Schutz problematischer Einzelwölfe“ einzutreten. Hentschel sieht das anders: Wenn es sich nachweislich um einen Problemwolf handele, sei ein Abschuss in Einzelfällen gerechtfertigt. Hentschel hat viel mehr den Eindruck, dass sich die Haltung des Ministeriums gegenüber dem Wolf geändert hat: „In unserer Anfangszeit als Wolfsberater wurde uns vermittelt, dass wir nicht gegen den Wolf sprechen sollen. Jetzt ist es gefühlt umgekehrt.“ Lesen Sie auch Gewerbegebiet: Streit um Beteiligung von Klimabeirat Salamander-Schranke: Stadt Wolfsburg bekräftigt Beschluss zur Transponder-Vergabe Sanierungsbedarf am Rothehof: Stadt Wolfsburg vertröstet Mieter seit 16 Jahren Derweil hat der frühere Agrarminister der Grünen, Christian Meyer, laut einem Bericht von NDR 1 Niedersachsen Umweltminister Lies vorgeworfen, mit dem Rausschmiss der Wolfsberater „unliebsame Kritiker mundtot“ machen zu wollen. Hentschel will sich jetzt auf seine Vereinsarbeit konzentrieren. Er betont, dass er für die Wolfsburger bei Fragen und Anliegen zum Wolf als Vereinsvorsitzender weiterhin zur Verfügung stehe. Von Melanie Köster