Julia Wenke hat Stammzellspender gefunden: Schwester ist genetischer Zwilling

Blutkrebs: Die schockierende Nachricht bekam die Wolfsburgerin Julia Wenke im letzten Jahr. Daraufhin rief die Familie mit dem Verein „Wolfsburg hilft“ zur Typisierung auf, denn nur eine Stammzellspende konnte sie retten. Wenige Monate später liefen Tränen – vor Glück. Denn ihre Schwester Maria ist ihr genetischer Zwilling und ermöglichte eine Stammzellen-Transplantation. Julia Wenke ist seit einigen Tagen wieder zuhause in Westhagen. Ihr gehe es den Umständen entsprechend, manchmal ist der 30-Jährigen noch übel. „Die ersten 100 Tage nach der Transplantation sind entscheidend, deshalb darf ich mich absolut nicht anstecken“, sagt Wenke. Im Dezember war die Transplantation in der Medizinischen Hochschule Hannover: An den Tag, als sie und ihr Verlobter von der Übereinstimmung erfahren haben, kann sich die 30-Jährige noch sehr gut erinnern. „Wir haben uns angeguckt und sofort geweint. Ich habe richtig gemerkt, wie eine Last von mir abfällt“, sagt Wenke. Ihre 21-jährige Schwester habe es zuerst gar nicht realisiert. „Als mir es klar wurde, habe ich mich sehr gefreut“, so Maria. Wenke bekam am 21. Dezember in der Medizinischen Hochschule Hannover eine allogene Transplantation. Das bedeutet, dass der Patient Knochenmark oder Blutstammzellen eines Spenders bekommt. Dabei müssen die Gewebemerkmale möglichst vollständig mit denen des Empfängers übereinstimmen, damit die Abwehrreaktionen des gespendeten Knochenmarks gegen den Organismus des Empfängers nicht zu stark ausfallen. Die Wahrscheinlichkeit für einen „genetischen Zwilling“ ist sehr klein: Laut der Krebsgesellschaft ist die Wahrscheinlichkeit, einen „genetischen Zwilling“ zu finden, sehr klein. Bei rund einem Drittel seien Geschwister geeignete Spender. Doch schon bei Eltern und anderen Verwandten sei die Wahrscheinlichkeit bereits viel geringer. Vor der Transplantation hatte Wenke in dem Klinikum bereits eine Ganzkörperbestrahlung und eine Chemo bekommen. Knapp fünf Wochen nach der Transplantation durfte die Wolfsburgerin die Medizinische Hochschule verlassen. Währenddessen war wegen der Pandemie kein Besuch erlaubt. „Das war eine schwere Zeit, weil ich dauernd alleine war. Ein Lichtblick war, dass ich abends mit Freunden und Familie skypen konnte“, sagt sie. Verein „Wolfsburg hilft“ organisierte die Typisierung: Zudem habe Wenke immer positiv gedacht. „Ich will leben. Aufgeben ist keine Option“, sagte sie kurz nach der Diagnose. Bei Julia Wenke wurde im Juli 2020 Lymphatische Leukämie festgestellt. „Bei der Krankheit geraten weiße Blutkörperchen außer Kontrolle. Sie breiten sich rasch im Knochenmark aus und behindern dort die Bildung gesunder Blutkörperchen“, erklärt sie. Familie und Freunde gaben ihr in der Zeit Kraft und riefen mit dem Verein „Wolfsburg hilft“ zur Typisierung auf. An den VfL Wolfsburg hat Wenke einen Brief geschrieben, da sie seit ihrer Kindheit Fan ist. Der Verein teilte daraufhin den Typisierungs-Aufruf und sorgte noch für eine Überraschung: Die 30-Jährige bekam ein Original-Trikot von Renato Steffen, ihrem Lieblingsspieler. „Das war ein toller Moment und das Präsent hat mir nochmal Kraft gegeben“, erzählt Wenke. Zahlreiche Wolfsburger haben sich wegen des Aufrufs typisieren lassen. Auch wenn ihr Spender aus der eigenen Familie stammt, ist Wenke darüber sehr dankbar. „Damit können eventuell noch anderen Menschen geholfen werden“, so Wenke. Der Verein „Wolfsburg hilft“ unterstützt bei der Suche nach dem passenden „genetischen Zwilling“. Wer zwischen 17 und 55 Jahren alt, gesund und noch nicht als Spender registriert ist, kann sich über den Wolfsburger Verein beim Norddeutschen Knochenmark- und Stammzellenspender-Register (NKR) typisieren lassen. Dafür ist lediglich ein Abstrich mit einem Wattestäbchen in der Wange notwendig. Die Typisierungssets für Zuhause können per Mail unter mail@wolfsburg-hilft.de angefordert werden. Die Sets sind laut der Vereinsvorsitzenden Petra Neumann-Wollenhaupt bereits versandfertig – nur die Adresse muss noch angegeben werden. Eine Typisierung kostet 35 Euro, die Kosten übernimmt der Verein. „Wolfsburg hilft“ ist auf Spenden angewiesen. Wer den Verein unterstützen möchte, kann dies hier tun: Spendenkonto Wolfsburg hilft e.V.; Volksbank BraWo BIC: GENODEF1WOB, IBAN: DE 89 2699 1066 0650 6500 00. Cornelia Hinz ist nach Typisierungs-Aufruf gestorben: Der Verein Wolfsburg hilft hat auch für Cornelia „Conny“ Hinz zur Typisierung aufgerufen. Die Töchter von Conny haben sich mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit und an die WAZ gewandt. Leider ist die Wolfsburgerin am Freitag, 29. Januar, verstorben. Von Ann Kathrin Wucherpfennig