In Wolfsburg startet das erste private Corona-Testzentrum

In Wolfsburg soll am Samstag ein privates Corona-Testzentrum an der Porschestraße eröffnen. Die Betreiber wollen unter dem Namen „ DeinCoronaTestzentrum “ dort PCR-Tests sowie Antigen- und Antikörper-Schnelltests anbieten (siehe Infokasten). Termine können auf einer Internetseite gebucht werden. „Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern so einfach und sicher wie nur möglich Gewissheit geben,“ sagt Meisam Dormiani aus Hannover, der die ärztliche Aufsicht hat. Das Testzentrum betreibt er gemeinsam mit Dr. med. Babak Panahi als ärztlichem Berater und den Kaufleuten Ilter Tekkal und Marco Paulo Almeida Fernandes. Das Unternehmen wirbt mit schnellen Ergebnissen für PCR-Tests: Bislang betreibt die GbR in Düsseldorf ein Testzentrum, ein weiteres ist in Hildesheim geplant. „Ich habe mir angeschaut, in welchen Städten noch Bedarf bestehen könnte, dabei ist die Wahl auf Wolfsburg gefallen“, erklärt Dormiani. Das Angebot richte sich an Menschen, die sich ohne ärztliche Überweisung testen lassen wollen. Das Testzentrum wirbt unter anderem damit, mit der eigenen Labortechnik PCR-Tests innerhalb von zwölf Stunden vor Ort auswerten zu können. Gegen Aufpreis soll das Ergebnis sogar binnen einer Stunde vorliegen – bislang werden etwa vom Bundesgesundheitsministerium als reine Testzeit vier bis fünf Stunden angegeben. Hinzu kommt normalerweise die Zeit für den Transport der Proben in ein Labor. „Wir haben in eigene Technik investiert, weil wir viele Rückmeldungen hatten von Menschen, die die lange Wartezeit für Tests belastend finden“, sagt Dormiani. Die Preise für die privaten Tests reichen von 40 bis 150 Euro. Das Ergebnis für den günstigsten Antigen-Schnelltest soll binnen 15 Minuten per E-Mail versendet werden. Es gibt derzeit drei unterschiedliche Testmethoden: Der PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktion) gilt als Goldstandard in der Diagnostik und ist am zuverlässigsten. Dafür wird ein Nasen- oder Rachenabstrich entnommen. Die reine Testzeit beträgt laut Bundesgesundheitsministerium vier bis fünf Stunden. Bei der Auswertung im Labor wird das Virusgenom auf Molekularbasis nachgewiesen. Ein Antigen-Schnelltest basiert auf dem Nachweis von Eiweißen des Coronavirus. Mit einem Teststäbchen wird ein Nasen- oder Rachenabstrich entnommen. Anhand eines Farbnachweises liefern diese Tests vor Ort innerhalb von 15 Minuten ein Ergebnis. Aber: Schnelltests erkennen nicht alle Infizierten ( falsch-negativ ), in einigen wenigen Fällen schlagen sie auch bei gesunden Testpersonen an ( falsch-positiv ). Fällt ein Schnelltest positiv aus, muss grundsätzlich ein PCR-Test zum genauen Nachweis durchgeführt werden. Bei Antikörper-Schnelltests wird nicht der Erreger selbst, sondern die Antikörper nachgewiesen. Zwischen Beginn der Symptomatik bis zur Nachweisbarkeit von Antikörpern vergehen ein bis zwei Wochen. Antikörper-Schnelltests sind daher nicht zum Nachweis einer akuten Infektion geeignet und sagen nichts darüber aus, wie infektiös die Testperson ist. KVN-Sprecher warnt vor trügerischer Sicherheit: Die Räume an der Porschestraße haben laut Dormiani eine Fläche von 300 Quadratmetern und sind dem Hygienekonzept entsprechend umgebaut und mit einer Einbahnstraßenregelung versehen worden. Perspektivisch sollen dort drei medizinische Fachkräfte die Tests unter Berücksichtigung der Hygieneauflagen durchführen. Das Testzentrum nutze ausschließlich vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassene Tests. Schnelltests bieten keine vollständige Sicherheit und können im Zweifel keinen PCR-Test ersetzen, der aussagekräftiger und verlässlicher ist. Um zu erkennen, wie verlässlich ein diagnostisches Messverfahren ist, gibt es zwei Kenngrößen: die Sensitivität und die Spezifität. Je höher die Sensitivität ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Test bei einer erkrankten Person auch tatsächlich positiv ausfällt. Je nach Hersteller variiert die Sensitivität der zugelassenen Tests zwischen 80 und knapp 98 Prozent. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) rät dazu, nur Tests mit einer Sensitivität von mehr als 90 Prozent zu verwenden. Fällt ein Schnelltest positiv aus, muss allerdings im Anschluss grundsätzlich ein PCR-Test durchgeführt werden, der ein genaueres Ergebnis liefert. Der zweite Indikator für die Verlässlichkeit des Tests, die Spezifität, ist bei der Wahl des Corona-Schnelltests weniger relevant. Die Spezifität besagt, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine negativ getestete Person tatsächlich nicht infiziert ist – und liegt bei allen vom Bundesarzneimittelinstitut aufgelisteten Schnelltests bei 99 bis 100 Prozent. Dr. Christian Bekermann, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN) in Wolfsburg, betrachtet das private Angebot mit Skepsis: „Die Tests könnten die Menschen in falscher Sicherheit wiegen. Tests sind nur eine Momentaufnahme. Der Test kann um 15 Uhr negativ ausfallen und die Viruslast im Rachen wenige Stunden später ansteigen“, sagt der Mediziner. Ein negativer Schnelltest ist also ein Anhaltspunkt, aber noch lange keine Garantie dafür, dass man beim Besuch nicht die Eltern ansteckt und das Virus ins Seniorenheim einschleppt. „Gerade jetzt, wo die Virusmutanten sich ausbreiten, gibt es bis zur flächendeckenden Verfügbarkeit von Impfstoffen nur eine einzige Chance – und das ist die Reduzierung der Kontakte“, appelliert Bekermann. Von Christian Opel