Impuls von Georg Julius: Ein Marathon und viele offene Fragen

Der Text aus der Reihe Impulse stammt in dieser Woche von Georg Julius. Georg Julius ist seit Mitte Juni 2013 Pastor in der evangelisch-lutherischen Paulusgemeinde in Gifhorn. Verheiratet ist er mit Dr.Christiane-Barbara Julius; sie ist Schulpastorin an der BBS 1, Gifhorn. Nach dem Studium in Bethel, Bonn und Göttingen war er fünf Jahre lang in der heilpädagogischen Betreuung der Lobetarbeit e.V. Celle tätig. Anschließend arbeitete er als Krankenhausseelsorger in Coppenbrügge und als Pastor in den Kirchengemeinden Didderse, Hillerse und Neubrück. Zur Familie gehören zwei Kinder. Nun leben wir ziemlich genau seit drei Monate mit Covid 19. Anfang März habe ich dieses Virus noch nicht so richtig ernst genommen – China kam mir sehr fern vor. Italien war dann schon näher – und dann kam es noch dichter. Die Wochen auf sich selbst geworfen zu sein, nur im kleinsten Kreis – mit denen wir zusammenwohnen auf dem Paulusgelände. Abends singen, tagesstrukturierende Maßnahme. Andachten gemeinsam einsprechen, verteilen – auf der Suche nach neuen Formen. Zeit haben und die Zeit nutzen: Rausgehen, neu sehen lernen, der Himmel ohne Kondensstreifen, die Schönheiten der Schöpfung.... ‚Lichtblicke entdecken‘ und in der Kirche sammeln. Völlig andere Form: Dann seit einer Woche vor Pfingsten wieder Gottesdienste – wenn auch in völlig anderer Form, bei uns in Paulus als Abendandachten zu den Lichtblicken. Gottesdienst mit noch mehr Menschen als sonst gemeinsam gestalten – da wächst ja auch was. Und dann kamen etwa im Wochenrhythmus weitere Lockerungen: Das heißt für uns als Kirchengemeinde – so wie für viele andere auch: Hygienekonzepte schreiben und einhalten und nach wechselnden Vorgaben ändern und dokumentieren... So gut es eben geht. Wissen Sie, wo es bei unserem Lieferanten grade Lieferschwierigkeiten gibt? Bei Desinfektionsflaschen mit Wandhalterungen... So bleiben wir an dieser Stelle erstmal provisorisch. Vieles wird offener: Langsam kommt bei mir an, was andere schon vor einem Vierteljahr sagten: Das wird kein Kurzstreckenlauf, sondern ein Marathon. Wir richten uns ein – mit Maske und auf Abstand, gelbe Markierungen in der Begegnungsstätte, vor und in der Kirche. Immer noch kaum erträgliche Besuchsregelungen in vielen Alten- und Pflegeheimen. Notbetreuung im Kindergarten. Wie lange noch? Auf ja nach wie vor unbestimmte Zeit. Bis ein Impfstoff entwickelt ist? Nächstes Jahr? Vielleicht.... aber selbst wenn, es wird ja dauern, bis alle davon profitieren. Gleichzeitig: Vieles wird offener – die Grenzen werden geöffnet, Urlaube in Europa wieder möglich. Alte Horizonte rücken neu ins Blickfeld. Entwicklungen bleiben offen. Haben wir ein Ziel dabei? Das erscheint mir derzeit auch offen. Geht es mehr um Schadensbegrenzung oder gelingt ein neuer Aufbruch? Nimmt ein Wirtschaftsumbau hin zu klimaneutralerem Leben nun an Fahrt auf? Offene Fragen bleiben derzeit mehr als genug. Wir dürfen unsere Zeit nutzen, um neu zu erfassen, wie wenig verfügbar Leben jederzeit sein kann. Wir dürfen diese Zeit nutzen, neu zu bedenken, was wichtig sein soll. ‚Du Gott, kennst mich, du siehst mich und prüfst ob mein Herz bei dir ist‘ – so die Tageslosung für heute, Jeremia 12,3. Auf Gottes Sicht für uns dürfen wir uns verlassen – in jeder Zeit. Lesen Sie auch: Ein Lied symbolisiert den Neustart in der Gifhorner Paulus-Gemeinde Gifhorner Paulus-Gemeinde sendet Lichtblicke im Postkarten-Format Von von Georg Julius

Impuls - Ein Marathon und viele offene Fragen