„Er trägt schwer an den Heimkosten und hat nur noch ein Taschengeld von 40 Euro im Monat“, berichtet Webers rechtliche Betreuerin. Die Rentner-Beiträge für die IG Metall von knapp fünf Euro im Monat hatte der 87-Jährige zuletzt nicht mehr zahlen können, weil nach dem Umzug noch einige Kosten zu begleichen waren, schildert die 57-Jährige, die außer Weber noch etwa 40 Personen betreut, auch in Wolfsburg. Sie war es auch, die den Brief der IG Metall entgegennahm: Wegen eines Rückstands von 28,50 Euro würde Weber seine Mitgliedschaft verlieren, wenn er sich nicht umgehend melde.
Ohne Zuschüsse nur Sozialbegräbnis
Eine IG-Metall-Mitgliedschaft bedeutet für Rentner mehr als gelegentliche Ehrungen mit Kaffeetafel: Die IG-Metall beteiligt sich im Falle des Ablebens an den Beerdigungskosten. Ohne solche Zuschüsse bekommen Menschen, die keine Angehörigen mehr haben, eine Sozialbestattung, also ein Begräbnis zu Minimalkosten: billigster Sarg, keine Blumen – und in der Regel keine Trauergäste.
„So geht man doch mit einem Menschen nicht um!“
Webers vom Amtsgericht bestellte rechtliche Betreuerin war empört: „So geht man mit einem Menschen doch nicht um!“ – zumal Weber schon seit dem 1. Oktober 1968 viel Geld als Beitrag eingezahlt habe. „Außerdem ist so eine Gewerkschaft schließlich aus einem sozialen Gedanken heraus entstanden!“ Nachdem ein Anruf bei der IG Metall zunächst keinen Erfolg brachte, wandte sie sich an die WAZ.
Geschäftsführer Hartwig Erb schaltet sich ein
Die Geschichte erreichte schließlich IG-Metall-Geschäftsführer Hartwig Erb – und nahm dann doch ein gutes Ende: Im Rahmen einer „außerordentlichen Unterstützung“ sichert die Gewerkschaft dem Demenzkranken seine Beiträge auf die nächsten vier Jahre. „Wir stehen natürlich zu unseren Mitgliedern“, versichert Erb. „Das hat auch mit Respekt zu tun.“ Dennoch betont er, dass es sich um eine Ausnahmeregelung handelt: Weber war erstens in Not geraten und zweitens viele Jahrzehnte lang Mitglied gewesen. Webers engagierte Betreuerin kann mit dieser Lösung jedenfalls erstmal aufatmen: „Ich bin richtig glücklich!“
Von Frederike Müller