Homeschooling in Wolfsburg: So wird es für Familie Demann

Der zehnjährige Jannis geht seit August in die fünfte Klasse der Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule (HNG). Für ihn und alle anderen Wolfsburger Schüler beginnt am Montag wieder der Unterricht – jedoch nicht mit den Schulkameraden im Klassenzimmer, sondern in den eigenen vier Wänden. Aufgrund des verlängerten Lockdowns dürfen nämlich nur Abschlussklassen zur Schule und für alle anderen gilt wegen Corona so genanntes „Homeschooling“. Doch wie sieht ein Tag im Homeschooling aus und wo liegen die Probleme? Familie Demann aus Barnstorf erinnert sich noch gut an die erste Homeschooling-Phase im März 2020, als wegen der Pandemie der erste Lockdown angeordnet wurde, und erzählt wie es diesmal besser laufen kann. Beim Homeschooling fiel der Biologieunterricht aus: Jannis hat noch zwei Brüder: Der 14-jährige Tom geht in die 9. Klasse der HNG, Kian (16) macht eine Ausbildung zum Mechatroniker bei VW und besucht eine Berufsbildende Schule. Keiner von den Jungs macht in diesem Jahr einen Abschluss und deshalb lernen sie bis zum Ende des Schulhalbjahres am 29. Januar zuhause. „Das Lern-Drama geht also in die nächste Runde“, resümiert Mutter Stefanie Demann. Im März 2020 als zum ersten Mal Homeschooling war, ging Jannis noch in die Grundschule Hellwinkel in Hehlingen. Damals fuhr eine Lehrerin mit dem E-Bike zu den Schülern und brachte jedem eine Mappe mit Aufgaben. Bei Fragen konnte die Klassenlehrerin angerufen werden, dass nutzte auch Demann. „Ich sollte Jannis Sexualkunde erklären, was für ihn natürlich peinlich war und in Absprache mit der Lehrerin haben wir das Thema ausfallen lassen“, erzählt die Barnstorferin. „Zeit seit dem ersten Lockdown nicht genutzt“: Biologie wurde also verschoben, doch wie sieht es mit Mathe oder Deutsch aus? „Da haben wir Glück, weil ich Deutsch studierte habe und mein Mann Mathe. Trotzdem können wir die Inhalte nicht so erklären wie die Pädagogen“, sagt Demann. Insgesamt habe das Homeschooling kaum etwas mit digitalem Unterricht zu tun, kritisiert sie. Denn die Aufgaben müssten erst heruntergeladen, dann ausgedruckt und anschließend wieder eingescannt werden. Und dieses Arbeiten funktioniere nur, wenn alle entsprechende Hardware haben. So hat sich Familie Demann für das Homeschooling einen zusätzlichen Laptop angeschafft. Doch das könne nicht für alle Familien eine Alternative sein. „Die Zeit seit dem ersten Lockdown wurde nicht genutzt“, betont Demann. Lesen Sie auch Digitalisierung und Corona: WAZ-Interview zur Situation in den Schulen Corona: Wolfsburger Schulen bleiben wegen Lockdown geschlossen Corona: Eltern bekommen Entschädigung für Homeschooling Dabei macht das Land Bremen vor wie es laufen kann: Wie die „Zeit“ berichtete hat die Bildungsbehörde rund 100 000 Tablet-PCs für die Schulen geordert. Die Lehrer haben ihre Geräte bereits im Sommer letzten Jahres bekommen. Gearbeitet wird mit der Lernplattform „Itslearning“, die auch an Wolfsburger Schulen benutzt wird, und mithilfe von Videokonferenzen. Familie Demann wünscht sich mehr Videokonferenzen im Homeschooling: Jannis Klasse traf sich vor den Weihnachtsferien mit der Lehrerin am Bildschirm, um nochmal Fragen zu stellen. „Das war nicht schlecht, doch das Timing war ungünstig und insgesamt gab es zu wenig Video-Treffen“, sagt Demann. Besser seien tägliche Besprechungen, um die Aufgaben zu erklären und abzugleichen. Zudem hat der Fünfklässer auf Youtube einige Videos zu den behandelten Unterrichtsthemen angeschaut. Dafür gebe es auch die kostenpflichtige Website „Sofatutor“ mit Erklärvideos von Lehrern, Arbeitsblättern und interaktiven Übungen. Kosten: rund 20 Euro im Monat. Das Land Bremen hat mit diesem Start-Up-Unternehmen einen Vertrag, die Schüler können kostenfrei auf das Material zugreifen und die Lehrer sparen sich vermutlich etwas Arbeit. „Für die Wolfsburger Schüler wäre das sicher auch ein hilfreiches Angebot“, so Demann. Von Ann Kathrin Wucherpfennig